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Public mail to the Archive

So we got mail from >München bewegt sich< ...

 

Not at all ... 

... sondern ein Kasperle-Theater, denn:

in >München bewegt sich nichts!<

Wie es das Logo beweist:

nix sehen - nix hören - nix sagen

 

 

... aber unentwegt schimpfen! 

Neues von der Front:

Betreff: sorry
Datum: Tue, 8 Jan 2002 06:10:59 EST
Von: ClaudiaCcane@aol.com
An: chfrank@arcormail.de

aber der text in münchen bewegt sich nichts ist ganz schön scheisse....nur 
weil dir eine person des vereins nicht passt........müssen alle anderern für 
dich auch arschlöcher sein!!
oder??
grüsse claudia

 

 

Die Vorgeschichte

 

Einige haben folgendes E-Mail bekommen:

 

Sent: Wednesday, May 16, 2001 2:16 PM

Subject: Wir suchen Helfer

 

Liebe Alle 

wollt Ihr mithelfen, oder das mail weiterschicken

danke , danke denn wir brauchen ca. 150 Helfer: 

 

Wir suchen Helfer für die Benefizveranstaltung "München bewegt sich

 

München bewegt sich am 17. Juni ab Mittag sieben Stunden lang auf dem Odeonsplatz und vom Odeonsplatz verteilt sich die Bewegung auf die ganze Stadt.

Gegen rechte Gewalt treten Künstler aller Couleur auf, von den Emil Bulls bis zu Jutta Speidel. Sie verzichten auf ihre Gagen ebenso wie das Organisationsteam.

Mit Sponsorengeldern und Spenden der beteiligten Gastronomiebetriebe werden Projekte zur Hilfe von Opfern rechter Gewalt, zur Integration ehemaliger Rechtsradikaler oder zur Prävention unterstützt. 

Eine Veranstaltung ist unabhängig von ihrer Größe natürlich immer Team-Arbeit. "München bewegt sich" sucht deshalb für die Benefizveranstaltung am 17. Juni ehrenamtliche Helfer, die zum Erfolg des Tages beitragen wollen. 

 

Wir wären Ihnen sehr dankbar, wenn Sie in Ihrem Medium einen entsprechenden Aufruf veröffentlichen könnten. 

 

Gesucht werden Helfer für den Bereich sowohl vor als auch hinter der Bühne, wie zum Beispiel für Ordnertätigkeiten. Einzige Bedingung: Sie sollten über 18 Jahre alt sein. 

 

Interessenten können sich melden unter der e-mail-Adresse primasm@aol.com

 oder unter der Telefonnumer 089 / 651 136 57 

 

Ihre Mitarbeit auf der Bühne sagten bereits zu: 

 

Blechschaden, Lisa Fitz, Wellküren, Sepp Reit, Franzi Kinateder, Ali Khan, Eisi Gulp, Die schwulen Schuhplattler, Werner Schmidbauer, Sissi Perlinger, Alexa Rodrian, Konstantin Wecker, Veronika von Quast, Jörg Hube, Leny Stern, Jenny Evans, Joe Kienemann, Christian Ude, Franz Benton, Klaus Kreuzeder, Ecco Meineke, Michael Fitz, Lilac, Arthur Senkrecht, Moulinettes, Cat Sun Flower, Glow, Les Dickinsons, String of Pearls, Liquid Loop, Fauna Flash, Orchester Bürger Kreitmeier, Wolfgang Fiereck, Claudia Cane, Emil Bulls . . . 

 

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Daraufhin antwortete das Dokumentations-Archiv:

 

Betreff:  Helfer gibt es

Datum: Sun, 20 May 2001 23:51:50 +0200

Von: Chaim Frank <chfrank@arcormail.de>

 

Hi, Liebe Petra Perle,

über hagalil.com habe ich erfahren, daß Ihr noch irgendwelche Mithelfer benötigt.

Dürfen auch >Mit-Tuer< mit-tun?

Ich arbeite mit einer feinen Musikergruppe - ihr Name ist Bazar Dilo - zusammen, die wunderbare Musik (Balkan-Sound + Jazz) spielen.

Siehe ihre Site unter:

http://www.juedisches-archiv-chfrank.de/bazardil/bazardilo.htm

 

... da gibt es auch was zum >Reinhören<. Am 20. März habe ich für sie die CD in Schwabing präsentiert - doch sind sie schon auch seit früher gut bekannt.

 

Ein Angebot: Das Dokumentations-Archiv >spendet 5 CD's< der Gruppe >Bazar Dilo<, die entweder versteigert oder durch eine Spende vom Publikum erworben werden kann. Der Erlös geht natürlich an Eure Aktion.

 

Über das Archiv kann man in unserer SITE http://www.juedisches-archiv-chfrank.de/  alles finden.

 

Ich freue mich um Rückmeldung.

Mit herzlichen Grüßen,

Chaim Frank

 

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Hierauf gab es aber keine Antwort!

Also schrieben wir erneut 

 

Betreff:  Helfer et CO

Datum: Fri, 01 Jun 2001 17:12:14 +0200

Von: Chaim Frank <chfrank@arcormail.de>

An: primasm@aol.com

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Nachstehender Text wurde am 20.05. weitergeleitet - jedoch bis heute nicht beantwortet.

Wir wären Ihnen dankbar - falls Sie überaupt und tatsächlich Interresse haben sollten - uns entsprechende Mitteilung geben!

Mit freundlichen Grüßen,

Chaim FRANK

 

Betreff: Helfer gibt es

Datum: Sun, 20 May 2001 23:51:50 +0200

Von: Chaim Frank <chfrank@arcormail.de>

An: kuempfel@myokay.net 

Hi, Liebe Petra Perle,

über hagalil.com habe ich erfahren, daß Ihr noch irgendwelche Mithelfer benötigt.

Dürfen auch >Mit-Tuer< mit-tun?

 

.... und so weiter [siehe oben]

 

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Dafür kam ein weiteres Send-Schreiben!

... nämlich folgendes:

 

Betreff: FW: München bewegt sich

Datum: Thu, 07 Jun 2001 00:37:09 +0200

Von: Judith Becker <Judith@muenchen-bewegt-sich.de>

An:  ALLE

 

Ihr Lieben, Bitte lest dieses Mail und schickt es an so viele Menschen wie möglich weiter. DANKE! Am Sonntag, den
17. Juni, ist es soweit: München bewegt sich! Eine Stadt setzt ein klares Zeichen gegen rechte Gewalt. Bewege auch Du Dich mit - und komme von "fünf vor zwölf" bis 20 Uhr auf den Odeonsplatz, um Gesicht zu zeigen! Und gehe abends doch nochin ein paar
Kneipen - viele schenken dann nämlich auch gegen rechte Gewalt aus. Was alles geboten ist, wer mitmacht und warum, kannst Du
im Internet unter www.muenchen-bewegt-sich.de <http://www.muenchen-bewegt-sich.de> erfahren.
Am Odeonsplatz sind auf alle Fälle dabei:

Kunst & Kabarett: Blechschaden, Die Wellküren, Sepp Raith, Mir (russischer Chor), Moderation: Lisa Fitz 

 

13:00: Neobajuwarisches & mehr: Eisi Gulp, Werner-Schmidbauer-Duo, Die schwulen Schuhplattler, Alexa Rodrian, Konstantin Wecker Moderation: Ali Khan 

 

14:00: Lieder, Jazz & Worte mit: Veronika von Quast, Jörg Hube, Joe Kienemann Trio feat. Jenny Evans, OB Christian Ude Moderation: Jutta Speidel 

 

15:00 Songs: Big Little Gig: Franz Benton & Klaus Kreuzeder, Ecco Meineke, Michael Fitz & Band Moderation: Sissi Perlinger 

 

16:00 Pop: Lilac, Moulinettes, Crash Tokio, Cat Sun Flower, Glow Moderation: Frank Lämmermann & Arthur Senkrecht 

 

17:00 Trip Hop & Much More: String of Pearls, Ron Williams, Fauna Flash feat. Marzenka, Liquid Loop, Drums`n space  Moderation: Guido Kellermann 

 

18:00 Rock: Les Dickinsons, Cane, Face Invaders, Emil Bulls unplugged 

 

19:00 Hip Hop & Anders: Orchester Bürger Kreitmeier, Färberei mit: Raptile & Roger Rekless , E-La & Al Rock, Vierzueins 

 

UND DANN GEHT ES AB IN DIE MÜNCHNER CLUBS UND KNEIPEN!!!! 

 

------ Ende der weitergeleiteten Nachricht

 

 

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Nachdem wir auf unser Schreiben immer noch keine Antwort erhielten ...

und den vorherigen Text gelesen wie auch uns im der Internet-Site überzeugen konnten, haben wir uns gezwungen gesehen folgendes den >Machern< zu übermitteln:

 

Betreff: Sonderbar

Datum: Sun, 10 Jun 2001 21:07:13 +0200

Von: Chaim Frank <chfrank@arcormail.de>

An: info@muenchen-bewegt-sich.de

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

es ist sonderbar, daß wir seit einiger Zeit förmlich mit >emails< überhäuft wurden, zu Ihrer Sache >München bewegt sich<, ohne daß wir auch etwas >bewegen konnten<!

Nach Durchsicht Ihrer Veranstaltungen müssen wir feststellen:

 

a) daß überhaupt keine jüdische Organisation,
b) kein einziger Juden
c) keine einzige Roma-Organisation und darum
d) kein einziger Rom

bei Ihrer >Bewegung< mitmacht.

In Ihrer >Hauptstadt der Bewegung< kommen also die einst von Ihren Eltern und Großeltern vertriebenen Juden und Zigeuner eben nicht vor. Ebenso kommen keine jüdischen Restaurants, Buchhandlungen und Online-Anbieter vor, obschon es DOCH welche in München gibt. Das finden wir nicht nur sonderbar, sondern gleichzeitig gemeingefährlich, zumal es einem >neuen JUDEN-BOYKOTT< gleichkommt! Andrerseits muß man Ihr Verhalten auch im Kontext dieser Geschichte und im Zusammenhang der einstigen >Hauptstadt der Bewegung< sehen, dann kann man ja ohnehin alles viel klarer verstehen.

Beispielsweise haben auch wir vom >Dokumentations-Archiv< Ihre E-Mails zu Hauf erhalten, auf die wir uns haben erlaubt zu schreiben und sogar anboten 5 CD's der Gruppe >BAZAR DILO< (Stückpreis DM 30,-) als Spende beizusteuern. Alle unsere Schreiben wurden jedoch (bewußt, vielleicht auch sogar unbewußt) nicht beantwortet!

 

Bei Ihrer Veranstaltung also, am 17.Juni - so sehen wir es heute - sind also nur Deutsche und ihre Freunde zugelassen, nicht aber Juden, jüdische Musik-Gruppen und dergleichen.

 

Insofern fragen wir uns daher, was Sie dann in München wirklich bewegen wollen. Bei der Lichterkette (vor x-Jahren) hat man wenigstens mit den Juden dieser Stadt eine gemeinsame Sache gemacht. Heute ist dies für Sie - als Macher - wohl kaum von Bedeutung!

 

Ihr

Dokumentations-Archiv

Chaim FRANK

 

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Hierauf gab es aber dann doch eine Antwort!

... und zwar hatten wir folgendes hinzunehmen:

 

Betreff:  Re: Sonderbar

Datum: Sun, 10 Jun 2001 21:58:49 +0200 

Von:  "Judith Becker" <judith@muenchen-bewegt-sich.de>

An:  "Chaim Frank" <chfrank@arcormail.de>

 

Sehr geehrter Herr Frank,

 

ja, wir haben viele Gruppen nicht angesprochen. Nur ich denke auch nicht, dass es darum geht: Sinn der Aktion ist es unserer Ansicht nach, ein klares Statement zu setzen. Ich halte nichts von Diskriminierung jeglicher Art - nicht davon, dass ich als Frau untergebuttert werde, nichts davon, dass jemand aufgrund seiner sexuellen Vorlieben Diskriminierung ausgesetzt ist, nichts davon, dass jemand wegen seiner Religion verfolgt wird, nichts davon, dass jemand aufgrund seiner Hautfarbe, seiner Gedanken oder wegen irgendwas sonst, diskriminiert wird. So wie ich Toleranz fordere, versuche ich sie
auch zu bieten. 

Mir persönlich ist es egal, an welchen Gott sie glauben, wie Sie aussehen, wie Sie leben möchten - sofern Sie mir das auch zugestehen. 

 

Ihr Schreiben habe ich mit sehr zwiespältigen Gefühlen gelesen. Einerseits muss ich Ihnen recht geben - andererseits empfinde ich einige Ihrer Äußerungen auch als Beleidigung. Wir sagen nicht, dass wir alles richtig gemacht haben, wir sagen nicht, dass wir absolut politcal correct sind oder bei einem eventuellen weiteren Mal manches nicht besser machen können - aber wir versuchen, ein Zeichen zu setzen, dazu beizutragen, dass gewisse Menschen in Deutschland nicht tun können, was sie wollen, nicht prügeln können, wie sie wollen. Dieses muss Ihnen nicht gefallen - aber als "Juden-Boykotteurin" möchte ich mich auch nicht diffamieren lassen.

 

Kurz zu den CDs: Stellen Sie sich einfach mal vor, wie viele Anfragen wir in letzter Zeit bekommen, wo unser Kopf steht. Wir könnten Ausstellungen noch nebenbei organisieren etc etc - ich habe über Ihr Angebot sehr wohl nachgedacht. Ich wusste nur nicht, wohin mit den CDs (ins Publikum werfen - nein; Medien zur Verlosung anbieten - Sie stehen (vielleicht leider, ich kenne Ihre Musik nicht), nicht auf der Bühne....). Nicht zu antworten, war kein böser Wille - ich hoffte (wie wahrscheinlich alle anderen auch), dass irgend jemand schon die Zeit finden würde, eine Mail zu schreiben, und dass irgend jemand schon eine vernünftige Idee haben würde.

 

Ganz persönlich freue ich mich über jeden Juden, der vor unserer Bühne steht. Wie über jeden anderen Menschen auch. Denn - und das ist vielleicht der Grund: Es ist mir egal, ob Sie Jude sind, Christ, Muslim, Atheist oder was auch immer.

 

Ich hoffe, zum Verständnis beigetragen zu haben - und wenn Ihnen noch irgend etwas einfällt, wie wir die jüdischen Menschen in der kurzen Zeit noch mit einbeziehen können: 

 

Mit freundlichen Grüßen

Judith Becker

 

PS: Ja, mein Großvater mütterlicherseits war Nazi. Und obendrein noch ganz weit oben in der Anwaltskammer irgendwo in Schlesien. 

PS: Wir hatten auch eine Klezmer-Band auf der Bühne eingeplant - nur sagte diese leider kurz vor Druckschluss ab. Ersatz: russische Folklore von Mir.

 

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Es bleibt hier noch anzumerken:

 

Weder das Dokumentations-Archiv (für jüdische Kultur und Geschichte), welches etliche jüdische Künstler auch hier in München vertritt, noch irgend ein andere Jude möchte oder wollte sich bei der o.e. und von >diesen< Machern organisierte Aktion profilieren! Hier hat man sich lediglich angesprochen gefühlt einen Beitrag zu leisten. Wir vom Archiv mit einigen CD' der Gruppe >Bazar Dilo<, die wir nicht - wie die Macherin schreibt >in die Menge werfen<, sondern eventuell an einer geeigneten Stelle bei einer Tombola oder ähnliches spenden wollten. 

Wie unwichtig wir (ob wir nun religiös sind oder nicht) ihr sind geht ja hinreichend aus ihrem Schreiben hervor.

 

 

Unsere Meinung dazu:

 

In einer Stadt, wo einige Gruppen ausgeschlossen werden, weil man sich erst gar keine Mühe macht auch mit ihnen in Kontakt zu kommen, in einer solchen Stadt lässt sich einfach nichts bewegen ... nicht einmal der Makel >Hauptstadt der Bewegung<!