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Frankfurter Neue Presse Politik 21.7.2001

Hakenkreuz-Mahnmal eingeweiht

Von Andreas Rehnolt

Stolberg. In Stolberg bei Aachen ist gestern das umstrittene Mahnmal für die Opfer des NS-Regimes in Form eines Hakenkreuzes eingeweiht worden. Bürgermeister Hans-Josef Siebertz und der Initiator des Kunstwerks, der ehemalige SPD-Ratsherr Matthias Breuer, verteidigten das Mahnmal. Der Zentralrat der Juden hatte es zuvor wegen seiner Form heftig kritisiert.

Breuer sagte vor den rund 120 Teilnehmern der Zeremonie: "Die Geschichte unserer Stadt von 1933 bis 1945 erfordert ein solches Mahnmal, wie es hier steht: Ein Hakenkreuz aus Stacheldraht. Es wurde unter den Nazis ein Zeichen des Schreckens, der Gewalt, der Verfolgung, des Todes."

An der Zeremonie nahmen eine Gruppe Sinti und Roma sowie die Tochter eines ehemaligen Zwangsarbeiters aus der Ukraine teil. Eine Gruppe mit dem Namen "Z" listete auf einem Transparent Namen von NS-Opfern aus der Gemeinde auf.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hatte den Verantwortlichen in Stolberg Naivität vorgeworfen und davor gewarnt, das Mahnmal könnte zum Treffpunkt der rechtsradikalen Szene werden. Das Mahnmal am Standort eines früheren Zwangsarbeiterlagers werde nur "Angst, Schrecken und Empörung" auslösen. Nirgendwo sonst in der Welt werde in Form eines Hakenkreuzes an die NS-Opfer erinnert.

Der Stolberger Kunstschmied Matthias Peters hatte das zwei Mal zwei Meter große bronzene Hakenkreuz aus Stacheldraht geschmiedet. Auf dem Sockel heißt es: "Den Opfern der Gewalt 1933-1945". Die Idee war Initiator Breuer vor zehn Jahren gekommen. Breuer betonte, er habe nur hehre Absichten gehabt und an die 2500 Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs in Stolberg erinnern wollen.

Mindestens 49 von ihnen waren ums Leben gekommen. Aber auch an die verschleppten Kommunisten, Gewerkschafter, Priester aus der Gemeinde sowie an die jüdischen Stolberger Mitbürger und die verfolgten Zigeuner soll das umstrittene Mahnmal erinnern.

Die Idee war jahrelang nicht weiter verfolgt worden. Erst die Debatte um die Entschädigung für Zwangsarbeiter brachte wieder Bewegung in das Thema. 14 000 Mark an Spenden wurden gesammelt, das Projekt wurde öffentlich diskutiert.

Die zuständigen Behörden in Düsseldorf und Köln erklärten, man sehe keine Möglichkeit, das Mahnmal in seiner jetzigen Form zu verhindern. Die verfremdete Form des Hakenkreuzes sei durch die künstlerische Freiheit gedeckt. Gleichwohl räumten Eingeweihte ein, dass selbst die Staatsanwaltschaft erwogen habe, ein Ermittlungsverfahren wegen Zurschaustellung eines Nazi-Symbols einzuleiten. Dazu kam es jedoch nicht.

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Neuß-Grevenbroicher Zeitung Politik 20.7.2001

Gespräch mit Spiegel vereinbart

"Hakenkreuz-Mahnmal" eingeweiht

Stolberg (rpo). Ungeachtet heftiger öffentlicher Kritik hat die Stadt Stolberg am Freitag ein umstrittenes "Hakenkreuz-Mahnmal" offiziell eingeweiht.

Bürgermeister Hans-Josef Siebertz kündigte ein Gespräch mit dem Präsidenten des Zentralrates der Juden, Paul Spiegel, in den nächsten Tagen an.

Er hoffe, dass es zu einem "fruchtbaren Dialog in der Sache" kommen werde. Spiegel hatte die Darstellung des verfremdeten Hakenkreuzes aus Stacheldraht als geschmacklos kritisiert.

Knapp 100 Menschen, vor allem Stolberger, nahmen bei strömendem Regen an dem von Nachdenklichkeit und Betroffenheit geprägten Festakt unter freiem Himmel teil. Der Kölner Regierungspräsident Jürgen Roters (SPD) hatte seine Teilnahme abgesagt. Da über die Ausführung des Mahnmals kein Konsens mit den Betroffenen bestehe, nehme Roters nicht teil, sagte August Gemünd, Sprecher der Bezirksregierung Köln.

Roters wolle aber auf keinen Fall, dass Stolberg in eine "rechte Ecke" gerückt werde. Er erkenne das Engagement der Bürger an, die Erinnerung an die Gräueltaten während des Nationalsozialismus wach zu halten. Seine Zusage sei spontan und ohne Kenntnis der Darstellung erfolgt.

Der Initiator des Mahnmals, der 72-jährige Privatmann Matthias Breuer, Stadt und Kunstschmied Matthias Peters betonten die Bedeutung des Hakenkreuzes als Zeichen für Gewalt, Schrecken, Verfolgung und Tod. Die Plastik sei ein wichtiges Zeichen gegen das Vergessen.

Unter den Gästen herrschte Unverständnis für die harsche Kritik Paul Spiegels. "Es kann doch nicht sein, dass in der Provinz ein Mahnmal eingeweiht wird und der Zentralrat erwartet, dass man ihn nach seiner Meinung fragt", meinte ein Besucher. "Ich denke, dass Herr Spiegel seinem Anliegen keinen guten Dienst erwiesen hat", verwies eine Frau auf empörte Reaktionen in der Bevölkerung. "Der Ton von Herrn Spiegel ist total überzogen", stellte ein alter Herr fest, "das Hakenkreuz ist nun mal ein Symbol für Mord."

Das Mahnmal "Opfer der Gewalt 1933-1945" wurde mit Spendengeldern aus Bürgerschaft und Unternehmen finanziert. Paul Spiegel hatte die Hakenkreuz-Darstellung als eine "Zumutung für alle Opfer des Holocausts und Überlebenden" bezeichnet.

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Stuttgarter Zeitung Politik 20.7.2001

Provokation fürs Mahnmal

Förderkreis braucht Geld

"Mit den üblichen Mitteln'', sagen die Initiatoren, "kann man in der Werbung nicht mehr viel erreichen.'' Wer so denkt, denkt heute an Spektakuläres, an Tabubrüche, an die totale Provokation, wenn er eine Kampagne starten will. Treu dieser Devise haben sich nun auch die Mitglieder des "Förderkreises zur Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas'' mit dem nebenstehenden Plakat etwas einfallen lassen.

Unterstützt vom Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit und der jüdischen Gemeinde zu Berlin, provozieren sie mit dem Satz "Den Holocaust hat es nie gegeben'', um im Kleingedruckten darauf zu verweisen, dass genau dieser Parole von Leugnern der Judenvernichtung am besten durch den Bau des Mahnmals begegnet werde. Und wer diese Auffassung teile, könne selbst etwas tun: spenden. Diese Botschaft wird seit heute unter die Deutschen gebracht. Tausend Plakate, Anzeigen, TV-Spots, Postkarten.

Hintergrund: der Förderkreis hat fünf Millionen Mark an Spenden zugesagt, bisher aber erst eine Million gesammelt. Nicht jedem indes gefällt diese Art der Provokation: Der Zentralrat der Juden hat bereits massive Bedenken gegen das Vorgehen angemeldet.

Stb

 

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