Der Jüdische Glaube

Feste und Feiertage

 

 

1. Grundlage und Lebensform des Judentums

Symbolik des jüdischen Glaubens

 

Das wesentliche religiöse Zeichen des Judentums ist der Bund (hebr. „Berit[yrb) denn er ist der Ausdruck für das religiöse Verhältnis zwischen G’T und seinem Volke. Gemäß der Genesis (1. Mo) Kap. 15 geht G’T mit Abraham ein, das wir als „Bund unseres Vaters Abraham“ bezeichnen. Darum werden die Juden, die Nachkommen dieses Bundes auch als „Bene B’rit“ (Söhne des Bundes) genannt.

Das äußerliche Zeichen hierfür ist die Beschneidung (hebr. „Berit Milahlym [yrb), wie sie feierlich in der Genesis 17, 10-23 geboten und bis heute ausgeführt wird. G’T befahl Abraham alle Männlichen am 8. Tag nach der Geburt zu beschneiden, als „ewiges Bundeszeichen“.

 

Beschneidung (von Picard, 18.Jhdt)

 

Ein weiteres überaus wichtiges Zeichen dieser Berit sind die Gesetzestafeln, der Schabbat und in diesem Zusammenhang die Tora (1.-5. Buch Moses), d.h. eben die Verpflichtung der Israeliten alle von G’T gegebenen Gebote (und Verbote) einzuhalten. Übrigens das Deuteronomium (hebr. Dewarim) gilt als älteste israelitische Gesetzessammlung.

 

Das Judentum kennt 613 Mizwot (Ge- und Verbote), sie beinhalten alle Vorschriften des jüdischen Daseins, von der Geburt bis zum Tode.

 

Ebenfalls von großer Bedeutung war (und ist) die Bundeslade ([yrbh Nvra, hebr. Aron ha-Berit), ein vergoldeter hölzerner Schrein, in dem das Allerheiligste aufbewahrt wurde, und der sich im Zentrum des Stiftszelts, später im Tempel, befand. Die ausführliche Beschreibung dazu findet man in Exodus 25, 10-22; 37, 6-9. Der Aron ha-Berit wurde später zum Sinn- und Vorbild des Aron ha-Kodesch (Toraschrein) in den Synagogen.

 

Bundeslade

 

Das Stiftszelt (auch Stiftshütte) wurde noch während der Wanderschaft umhergetragen, denn es verkörperte mit der Bundeslade das zentrale Heiligtum der Israeliten. Später, nach der Landnahme, stand es in Silo und wurde durch David erst nach Jerusalem geholt. G’T gestatte aber nicht König David, sondern seinem Sohn Salomo einen Tempel in Jerusalem zu erreichten.

 

 

Laut dem 1. Buch der Könige (6-8) und 2. Chroniken (3-5) errichtete König Salomo den ersten Tempel gemäß der Raumfolge des Stiftszelts – nur schöner, herrlicher, gewaltiger und mit festen, edlen Mauern umgeben. Darin befanden sich der Hauptraum (Hechal) mit Schaubrot-Tisch, zehn Leuchter und einem Räucher-Altar; dahinter war das Allerheiligste (Dewir) mit der Bundeslade. Im Hof war ein großes Wasserbecken und der Opfer-Altar errichtet. Dieser Pracht-Tempel wurde 587 v. EZR von Nebukadnezar zerstört und die Kultgeräte, als auch die Israeliten wurden nach Babylonien verschleppt.

 

 

Der zweite Tempel wurde zwischen 520-516 v. EZR an gleicher Stelle erreichtet, aber er war wesentlich schlichter und kleiner als der frühere. Esra und andere überlieferten uns die traurige Situation. Das Allerheiligste blieb leer, da die Heilige Lade verschwunden war, und nur ein hoher Stein (Even Schetija) ragte aus dem Boden hervor.

 

Und auch dieser Tempel wurde mehrfach geplündert und verwüstet, vor allem der griechische Herrscher Antiochus Epiphanes schändete ihn, indem er einen Jupiter-Altar darin errichtete. Drei Jahre danach (164 v. EZR), nach dem Sieg über ihn, konnte der Tempel neu eingeweiht werden, wobei das heilige Wunder geschah, daß ein Öl-Fäßchen, daß gewöhnlich nur für einen Tag reichte, acht Tage dienlich war. Zur Erinnerung an diese Tempel-Weihe feiert man im Judentum alljährlich das achttägige Chanukka-Fest.

 

Im 18. Jahr seiner Regentschaft (20/19 v. EZR) begann König Herodes mit dem Um- und Neubau des Tempels, der die damaligen Zeitgenossen mit Begeisterung erfüllte. Auch hier war das Zentrum wieder in ein „Heiliges“ (mit Leuchter, d.h. Menora, Schaubrot-Tisch und Räucher-Altar) und „Allerheiligste“ (aber mit fehlender Bundeslade, darum „finster und leer“) geteilt. Trotz Größe und Anmut ist dieser Herodianische Tempel jedoch nie fertig geworden, denn bis zuletzt wurde an ihm gearbeitet.

 

Tempel des König Herodes

 

 

Und als am 9. Av (jüd. Monat) des Jahres 70 n. EZR diesmal durch die Römer auch dieser Tempel zerstört und eingeäschert wurde, fand gleichzeitig der seit Arons-Zeiten von der Priesterschaft (Kohanim) durchgeführte Tempelkult sein Ende. Nach der späteren Verschleppung der Juden in das übrige Römische Imperium endete auch die Eigenstaatlichkeit der Israeliten. Von dem einstigen prächtigen Bau ist vieles im Laufe der Zeiten verschwunden, lediglich vom westlichen Teil, mit seinen gewaltigen Quadern sind Spuren geblieben, die wir als „Klagemauer“ (wegen des Tempel-Verlusts) heute kennen.

 

 

In der Diaspora (hebr. Galut / Exil) wurden nun die Synagogen zum geistigen Zentrum der Juden, ohne aber Israel (früher Palästina) und den Tempel aus den Augen zu verlieren.

 

Synagoge München ([1938 zerstört] rekonstruierte Innenansicht)

 

Innerhalb des jüdischen Jahrkreises mit seinen Fest- und Feiertagen gibt es unzählige Verweise darauf: z.B. Chanukka – Tempel-Weihe, Pessach – Auszug aus Ägypten und „nächstes Jahr (gewiß) in Jerusalem und nicht zuletzt der 9. Av – als Fast- und Trauertag über die Zerstörung des Tempels in Jerusalem.

 

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Kurzfassung © 1988-2002 by Chaim FRANK