Presse-Infos
>Zwangsarbeiter< (3)
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- Junge Welt Politik
20.6.2001
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- Billiger Zloty ausgenutzt
- Polen: Stiftung zahlte bei
Wechselkurstiefstand an Zwangsarbeiter
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- Der deutsch-tschechische Zukunftsfonds
hat am Dienstag mit der Auszahlung der Entschädigung an ehemalige
tschechische NS-Zwangsarbeiter begonnen. Der tschechische Rat für NS-Opfer
habe das erste Geld überwiesen, teilte die tschechische Botschaft in Berlin
mit. Polnische Medien kritisierten unterdessen, daß das erste Geld für
polnische Zwangsarbeiter zu einem sehr ungünstigen Wechselkurs überwiesen
worden sei. Die Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft« habe das
Geld in polnischen Zloty ausgezahlt, als der Kurs des Euro sich auf einem
Tiefstand befunden habe, berichtete die Zeitung Rzeczpospolita. Bei der
Überweisung von 29 Millionen Euro (56,7 Millionen Mark) sei am Freitag ein
Kurs von 3,34 Zloty pro Euro zu Grunde gelegt worden, während der
offizielle Tageskurs bei 3,40 Zloty gelegen habe, hieß es in der Zeitung.
Der niedrige Kurs sei jedoch nur wenige Minuten lang verzeichnet worden.
- Wenn die Stiftung wie bereits
angekündigt bei der Überweisung der gesamten Summe von 1,8 Milliarden Mark
diesen Kurs zu Grunde lege, würden die polnischen Zwangsarbeiter mehrere
zehn Millionen Mark verlieren. »Der möglichst ungünstige Wechselkurs ist
ein neuer Beweis des bösen Willens, der von einigen einflußreichen Firmen,
Erben der ehemaligen Chefs polnischer Sklaven im Dritten Reich, von Anfang
an gezeigt worden ist«, kommentierte die Zeitung weiter.
- Die Stiftung hatte am Freitag erste
Gelder an ihre Partnerorganisationen in Polen und Tschechien sowie die
Jewish Claims Conference (JCC) überwiesen. Nach Angaben der Stiftung bekam
die polnische Partnerorganisation zunächst 57 Millionen Mark und der
deutsch-tschechische Zukunftsfonds 56 Millionen Mark. An die Jewish Claims
Conference (JCC) flossen demnach 100 Millionen Mark. Insgesamt sind sieben
Organisationen für die Auszahlung der Entschädigungen an die Opfer des
deutschen Faschismus verantwortlich. Bundesregierung und deutsche Wirtschaft
hatten vereinbart, jeweils fünf Milliarden Mark in den Stiftungstopf zu
zahlen. In Osteuropa haben 700000 bis 1,5 Millionen noch lebende ehemalige
Zwangsarbeiter Anspruch auf Entschädigung. (AFP/jW)
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- Die Welt, Politik
20.6.2001
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- "Vergessen kann man nicht...
- ...verzeihen nur schwer":
Deutsches Geld für tschechische NS-Zwangsarbeiter
- Von Hans-Jörg Schmidt
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- Prag - Der Saal auf dem Gelände des
Prager Verteidigungsministeriums ist schmucklos. Über dem Podium hängt
lediglich eine tschechische Fahne, daneben ein Bild von Václav Havel. Den
Staatspräsidenten hätten die Teilnehmer der Tagung gern persönlich
begrüßt, aber er hat einen anderen wichtigen Termin, ist wegen der
Verhandlung einer von ihm angestrengten Verfassungsklage nach Brünn
gefahren. Doch auch keiner der eingeladenen Regierungsvertreter ist
erschienen.
- Das kränkt die Versammelten. Auch,
dass die Liste für die Medienvertreter blütenweiß bleibt. Letzteres vor
allem muss verwundern. Die Versammelten repräsentieren immerhin genau jene
Tschechen, die am Vortag noch im Rampenlicht standen:
- die antifaschistischen Kämpfer, die
KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime. Am Dienstag sind für
die ersten rund Zehntausend von ihnen die Schecks mit den
Entschädigungszahlungen aus Deutschland angewiesen worden.
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- Das Thema der Versammlung ist damit
klar, auch wenn die Redner vor allem Bilanz der vergangenen drei Jahre seit
dem letzten Kongress ziehen und eher beiläufig von der "guten
Nachricht" sprechen. Beifall kommt an dieser Stelle nicht auf.
- Nicht, dass man sich nicht über die
Geste aus Deutschland freuen würde; allein, viele derer, die einst mit den
Tagungsteilnehmern von heute mitgelitten haben, sind längst gestorben, im
letzten Jahr allein an die 7000, wie Oldrich Stransky, der Vorsitzende des
Verbandes der tschechischen Häftlinge sagt.
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- Dass Robert Bartek überlebt hat, schon
während des Krieges, grenzt an ein Wunder. Der heute 80-jährige Prager
Jude war auf Grund der Nürnberger Rassengesetze an genau jenem Tag des
Jahres 1941 inhaftiert worden, als Hitlerdeutschland die Sowjetunion
überfiel. "Nachdem ich eineinhalb Jahre in einem so genannten
Umschulungslager der Gestapo im Protektorat zubringen musste, kam ich am 31.
Januar 1943 nach Auschwitz." Vermutlich hatte er es ausschließlich
seiner damaligen Jugend und seiner kräftigen Statur zu verdanken, dass er
dort nicht direkt ins Gas geschickt wurde. Bartek, der in seiner Heimat nur
das Abitur ablegen konnte, aber noch keine Ausbildung erhalten hatte, wurde
in einem Maurerkommando des Stammlagers eingesetzt. Zusammen mit anderen
Tschechen und mit Polen. "Sie brauchten uns einfach. Das war unser
Glück."
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- Im Januar 1945 wurde Bartek mit vielen
Mitgefangenen zunächst auf einen Todesmarsch geschickt. Dann trieb man sie
in Viehwagons Richtung Mauthausen. Dort wurden sie weiter umverteilt. Bartek
kam in ein Lager in Melk an der Donau und später in die Nähe von Bad
Ischl. Dort wurde er von den Amerikanern befreit. "Doch beinahe hätte
ich diesen Tag nicht erlebt. Die deutschen Wachmannschaften riefen uns zu
einem Appell und erklärten uns, wir müssten vor einem angeblich
bevorstehenden Luftangriff der Alliierten ,in Sicherheit gebracht' werden.
Wir mussten in einen unterirdischen Stollen, der jeweils nur einen Ein- und
Ausgang hatte. Logisch, dass die Angst umging, die würden uns alle in die
Luft sprengen."
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- Robert Bartek hat überlebt. Seine
Familie dagegen ist vollständig umgebracht worden. "Ich habe 14
Verwandte verloren", sagt der weißhaarige Mann mit stockender Stimme.
Es fällt ihm schwer, seinen linken Unterarm zu zeigen. Die eintätowierte
Häftlingsnummer 99 641 ist zwar verblasst, aber noch zu sehen.
- Bartek kennt sie auch auswendig.
"So etwas kann man nicht vergessen", sagt er leise, und seine
sonst so lebendigen Augen unter buschigen Brauen werden plötzlich ganz
starr.
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- Kann er verzeihen, mit dem Abstand von
56 Jahren? "Das fällt schwer. Nicht so sehr, weil es so lange gedauert
hat mit der Entschädigung. Ich kann bis heute nicht verstehen, wozu dieses
Deutschland mit seiner Geschichte und seinen vielen gebildeten Menschen
fähig gewesen ist." Von "Kollektivschuld" will er dennoch
nicht sprechen. "Es ist auch richtig, dass jetzt auch tschechische
Antifaschisten deutscher Nationalität entschädigt werden. Immerhin haben
auch sie gegen Hitler gekämpft oder unter seinem Regime gelitten."
Dass besagte Deutsch-Böhmen von den Zahlungen nicht ausgenommen werden,
hatte mit dem Einverständnis von Tschechiens Regierungschef Milos Zeman die
tschechische Delegation bei den Verhandlungen unter der Leitung des
Regierungsbevollmächtigten Otto Graf Lambsdorff zugesichert.
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- Lambsdorffs jüngerer Bruder Hagen
absolviert derzeit seine letzten Tage als deutscher Botschafter in Prag.
Wenn die Verhandlungen in Berlin oder Washington irgendwann ins Stocken
gerieten, war er naturgemäß für die tschechischen Medien ein willkommener
Informant. So nahm es auch nicht wunder, dass der Botschafter auf der
Pressekonferenz am Dienstag, auf der der Beginn der Zahlungen verkündet
wurde, die bewegendsten Worte fand. Es gebe keine größere Befriedigung,
als wenn ein Botschafter mit einer so guten Nachricht wie der über die
beginnende Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter aus seinem Amt scheiden
könne. Deutschland begleiche damit eine seiner letzten moralischen
Verpflichtungen. "Der Deutsche Bundestag, die Bundesregierung, aber
auch ich als Botschafter, hoffen inständig, dass möglichst viele der alt
gewordenen ehemaligen Zwangsarbeiter zumindest eine Erleichterung ihres
Lebensabends erfahren, auf die sie so lange hofften.
- Menschliches Leid kann nicht
entschädigt werden", betonte Lambsdorff. Die jetzt einsetzende Zahlung
sei eine Geste der Humanität.
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- Worte, die auch bei Robert Bartek nicht
ihre Wirkung verfehlten.
- Er wird einen Teil des Geldes seinen
Kindern geben und möchte noch einmal ans Meer fahren, nach Spanien
vielleicht. Und er hat sich vorgenommen, verstärkt in die tschechischen
Schulen zu gehen, um der nachwachsenden Generation seine schlimmen
Erlebnisse zu vermitteln. "Nicht, um die Deutschen zu verdammen. Aber
um Geschichte zu vermitteln, die lehrreich sein kann."
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- Die Welt, Politik 20.6.2001
- Opferverbände unterlaufen Stiftung
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- Osteuropäer wollen Empfängerkreis von
Entschädigungen rechtswidrig erweitern
- Von Guido Heinen
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- Berlin/Moskau - Nach den ersten
Zahlungen an überlebende Zwangsarbeiter zeichnen sich massive Konflikte
über den Kreis der Berechtigten ab. So wird einerseits von Seiten
osteuropäischer Opferorganisationen versucht, den Kreis der
Zahlungsempfänger nachträglich auszuweiten. Zum anderen teilen einige
Opferverbände immer neue, höhere Zahlen Geschädigter mit.
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- Nach Informationen der WELT gibt es
Versuche von Seiten mittel- und osteuropäischer Länder, auch Erben
verstorbener Zwangsarbeiter bei den Entschädigungszahlungen zu
berücksichtigen. Dies widerspricht sowohl der Vereinbarung zur
Entschädigung wie auch dem deutschen Stiftungsgesetz.
- Demnach können Erben von Berechtigten,
die am oder nach dem 16. Februar 1999 verstorben sind, einen Antrag stellen.
Als Erben sind ausschließlich Ehegatten, Kinder, Enkel, Geschwister oder
testamentarische Erben des Verfolgten berechtigt. Das Verhältnis zum
verstorbenen Berechtigten ist durch ein entsprechendes Dokument
nachzuweisen. Testamentarische Erben müssen ein beglaubigtes Testament
vorlegen. Nicht für Zahlungen berechtigt sind nach dem deutschen Gesetz die
Erben derjenigen Berechtigten, die vor dem 16. Februar 1999 verstorben sind.
- Dieser Stichtag wurde als Beginn der
Verhandlungen gesetzt.
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- Dieser gesetzeswidrige Vorstoß, der
offenbar von russischer Seite angeführt wird, wird auch Thema bei der
heutigen Sitzung des Kuratoriums der Entschädigungsstiftung
"Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" sein. Der Stiftung war schon
Ende Mai aufgefallen, dass die russische Seite auffallend lange brauchte,
die Bedingungen für die Auszahlungen zu erfüllen. Noch Anfang Juni wartete
man in Berlin auf eine erste Liste mit 10 000 vorgeprüften Anträgen. Die
anderen sechs Partnerorganisationen hatten diese Listen schon lange vorher
fristgerecht vorgelegt.
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- Auch in Regierungskreisen spricht man
inzwischen hinter vorgehaltener Hand davon, dass viele Opferorganisationen
die Zahl der von ihnen vertretenen Anspruchsberechtigten in den
Verhandlungen künstlich wohl "aufgeblasen" hätten. Diese
Organisationen stehen nun angesichts der detaillierten, mehrfach
abgesicherten und namentlichen Prüfung der Ansprüche vor dem Problem,
weniger Opfer als bisher angekündigt nachweisen zu können. Verhandelt
wurden nämlich nicht konkrete Opferzahlen, sondern Gesamtbeträge, die auf
Grund von Hochrechnungen in Bezug auf die Kopfzahl ermittelt wurden. Kann
nun eine Partnerorganisation weniger Anträge vorlegen, als sie Fälle in
den Verhandlungen angegeben hat, vermindert sich der ihr zugewiesene
Gesamtbetrag entsprechend.
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- So berichtet die "Zeit", dass
die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf zuerst mit 75
000 Berechtigten gerechnet habe, jetzt aber mehr als 200 000 erwartet
werden. Bei der für die Verteilung der Gelder zuständigen Stiftung
"Erinnerung, Verantwortung, Zukunft" in Berlin ging man noch vor
zwei Wochen von 189 000 Vorgängen in der Prüfung aus. Die IOM ist
Ansprechpartnerin für NS-Zwangsarbeiter aus aller Welt, die unter keine der
vor allem regional definierten Opfergruppen fallen.
- Michael Jansen, der Chef der Stiftung,
versicherte, dass der Betrag von 15 000 Mark für KZ-Sklavenarbeiter auf
keinen Fall angetastet werde. Notfalls könne man an Umschichtungen zwischen
den Partnerorganisationen denken. Aber davon, so Jansen, sei man "noch
weit entfernt".
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- Die Welt, Die Politik 20.6.2001
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- Ehemaliger NS-Zwangsarbeiter nennt
Anwaltshonorare "obszön"
- Millionenzahlungen an die Kanzleien in
der Kritik
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- Prag/New York - Der tschechische
Regierungsbeauftragte Jiri Sitler näherte sich vorsichtig dem heiklen
Thema: Einige Honorare für Anwälte der ehemaligen NS-Zwangsarbeiter seien
"tatsächlich relativ hoch", sagte er. Es gebe aber positive
Beispiele wie die Anwälte der Opferverbände aus Ost- und Mitteleuropa.
Diese hätten "im Interesse der Sache" auf einen Teil ihrer
Honorare verzichtet, um die amerikanische Bundesrichterin Shirley Kram zu
überzeugen. "Leider bekommen dadurch gerade jene Anwälte, die am
meisten erreicht haben, weniger Geld", beklagte Sitler.
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- Das Thema Anwaltshonorare hinterlässt
bei der Diskussion über die Entschädigung von ehemaligen
NS-Zwangsarbeitern einen bitteren Nachgeschmack. Zwar kommt es nun endlich
zu Auszahlungen an die ersten der 1,2 bis 1,5 Millionen noch lebenden
Nazi-Opfer: Die in New York ansässige Jewish Claims Conference (JCC) hat
mit dem Versand von Schecks an rund 10.000 jüdische Überlebende des
Holocaust in 25 Ländern begonnen, die Empfänger erhalten zwischen 5000 und
15 000 Mark. Die Tatsache aber, dass die von ihnen beauftragten Anwälte
Honorare in Millionenhöhe bekommen, verbittert einige ehemalige
Zwangsarbeiter. Die großen Anwaltskanzleien in München, New York und
Washington erhalten je bis zu 34,5 Millionen Mark an Honoraren. Elf von
insgesamt 51 involvierten US-Anwälten kassieren mehr als eine Million
Dollar. Den größten Schnitt mit 6,3 Millionen Dollar macht Melvyn Weiss
aus Manhattan. Michael Hausfeld aus Washington erhält fünf Millionen und
Burt Neuborne, Professor an der juristischen Fakultät der Universität von
New York, kassiert 4,4 Millionen Dollar. Der Entschädigungsberechtigte
Ramon Kent nannte die Honorare "obszön". dpa/al
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- Bocholter Borkener Volksblatt
Politik 20.6.2001
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- Künstlerappell an Erbengeneration
- Zwangsarbeiterfond: Künstler
kritisieren Flicks Ablehnung scharf
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- Berlin (rpo). Renommierte Künstler wie
Günter Grass, Siegfried Lenz, Frank Castorf und Katharina Thalbach haben an
die "Erbengeneration" der deutschen Wirtschaft appelliert, sich an
den Zwangsarbeiter-Entschädigungen zu beteiligen.
- In einer am Mittwoch in Berlin
veröffentlichten Erklärung kritisierten die 29 Unterzeichner namentlich
die Ablehnung des Industriellenerben Friedrich Christian Flick, einen
Beitrag für die Entschädigung zu leisten.
- Flick habe "den Eindruck erweckt,
dass er sich unter anderem durch Berufung auf seine private Kunstsammlung
und den Bau eines Ausstellungsgebäudes für diese Kunstsammlung einer
Unterstützung der Initiative und ihres Fonds entziehen will", hieß es
in der Erklärung. Damit würden die Kunst und ihre Urheber
instrumentalisiert und der "gesamte Prozess freien künstlerischen
Schaffens für eine private Verweigerungshaltung missbraucht".
- Die Unterzeichner unterstützten
"mit aller Entschlossenheit die Ziele der Stiftungsinitiative" der
deutschen Wirtschaft, die 5,1 Milliarden Mark zur Entschädigung ehemaliger
Zwangsarbeiter in die Bundesstiftung einzahlen will. Doch verwahrten sich
die Unterzeichner gegen "jede Form von Kompensationsgeschäften im
Zusammenhang mit dem Bemühen um eine Entschädigung ehemaliger
Zwangsarbeiter". Unterstützt wird die Erklärung unter anderem von
Volker Schlöndorff, Margarethe von Trotta, György Konrad, Jürgen Flimm
und Roger Willemsen.
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- Streit um Wechselkurs
- Unterdessen wies die deutsche
Entschädigungsstiftung Kritik aus Polen zurück, wonach Gelder für
ehemalige NS-Zwangsarbeiter zu einem schlechten Kurs in Zloty gewechselt
worden seien. Die Entschädigungszahlung sei auf ausdrücklichen Wunsch der
polnischen Partnerorganisation getauscht worden, erklärte die Stiftung
Erinnerung, Verantwortung und Zukunft in Berlin. Das Verfahren sei ebenfalls
abgestimmt gewesen. Insgesamt seien der deutschen Stiftung von ihren Banken
günstige Konditionen eingeräumt worden.
- Der Sprecher der polnischen
Partnerorganisation, Mateusz Chachaj, erklärte am Mittwoch, es sei nicht
wahr, dass die deutsche Seite die Prinzipien des Geldumtauschs mit seiner
Stiftung vereinbart habe. "Wir haben uns lediglich darauf geeinigt,
dass das Geld auf Basis des EZB-Referenzkurses getauscht wird", sagte
er.
- Der polnisch-deutsche Aussöhnungsfonds
hatte am Dienstag kritisiert, ein schlechter Umtauschkurs habe den Wert der
ersten Überweisung der Entschädigungszahlung verringert. Die Stiftung habe
rund 97,3 Millionen Zlotys zu einem Kurs von 3,3466 Zlotys gegen einen Euro
erhalten. Diese Rate sei überraschend niedrig, und die polnische Seite sei
nicht konsultiert worden.
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- Zürich, 20 Minuten Vermischtes
20.6.2001
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- Deutsche Künstler kritisieren
Flick-Projekt in Zürich
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- BERLIN/ZÜRICH - Mit einem
öffentlichen Aufruf haben deutsche Kunst- und Kulturschaffende unter
anderem das vom deutschen Industriellen Friedrich Christian Flick in Zürich
geplante private Kunstmuseum kritisiert.
- Der in Berlin lancierte Aufruf steht im
Zusammenhang mit dem Entschädigungsfonds für ehemalige Zwangsarbeiter
während der Nazizeit. Dabei werden Erben von damaligen deutschen
Industrieunternehmen kritisiert, die sich weigern, in das Stiftungsprojekt
einzuzahlen. Namentlich erwähnt im Aufruf wird der Industrielle Friedrich
Christian Flick. Es sei nicht tolerierbar, wenn ein namhafter Erbe wie Flick
"den Eindruck erweckt, dass er sich unter anderem durch Berufung auf
seine private Kunstsammlung und den Bau eines Ausstellungsgebäudes für
diese Kunstsammlung einer Unterstützung der Initiative und ihres Fonds
entziehen will", heisst es im Aufruf. Man wehre sich gegen
"Kompensationsgeschäfte mit Kunst und Kultur".
- Die Erklärung Flicks, er sehe für
seine Person keinen Anlass und keine moralische Verpflichtung, der
Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft beizutreten, wird von den rund
30 namhaften deutschen Kulturschaffenden scharf kritisiert, darunter
Nobelpreisträger und Schrifststeller Günter Grass oder der Schriftsteller
Siegfried Lenz. Der Kunstmäzen Flick gab in diesem Frühjahr Pläne bekannt
für die Errichtung eines Museums an der Zürcher Hardturmstrasse, in dem
seine Kunstsammlung untergebracht werden soll. Wegen Flicks Weigerung, sich
am deutschen Wiedergutmachtungs-Fonds zu beteiligen, stiess das Projekt
jedoch teils auf heftige Kritik.
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- QUELLE: SDA
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- Neue Zürcher Zeitung Politik
20.6.2001
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- Zahlungen in Tschechien an
NS-Zwangsarbeiter
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- Prag, 19. Juni. (ap) Als erstes Land
hat am Dienstag Tschechien mit der Auszahlung der Entschädigung für
ehemalige NS-Zwangsarbeiter begonnen. Der «Deutsch-Tschechische
Zukunftsfonds» verschickte Checks an 10 000 Opfer. Sie erhalten für die
Arbeit in einem Konzentrationslager umgerechnet bis zu 12 000 Franken, für
die in einem deutschen Unternehmen bis zu 4000 Franken. Der tschechische
Aussenminister Jan Kavan bezeichnete die Zahlungen als historisch. Von den
10 000 Tschechen, die als Erste ihre Entschädigung erhalten, waren 2434
Insassen von Konzentrationslagern und 7566 frühere Zwangsarbeiter, wie die
Stiftung erklärte. Sie erhalten ihr Geld in Raten.
- 20. Juni 2001
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- FOCUS Politik 20.6.2001
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- Opfer erhalten erstmals Geld
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- A n Tausende ehemalige
NS-Zwangsarbeiter sind Schecks mit Entschädigungszahlungen verschickt
worden. Die Jewish Claims Conference in New York überwies nach eigenen
Angaben am Dienstag (Ortszeit) Geld an rund 10 000 jüdische Überlebende in
25 Ländern. Gleichzeitig begann in Tschechien die Auszahlung an
nichtjüdische Anspruchsberechtigte.
- Der stellvertretende Direktor der
Claims Conference, Greg Schneider, erklärte: „Keiner der Überlebenden
wird jetzt reich, und kein Geldbetrag kann je (das Leid der Opfer)
kompensieren."
- Hintergrund: Die ehemaligen
Zwangsarbeiter erhalten für die Arbeit in einem Konzentrationslager bis zu
15 000 Mark, für die Arbeit in einem deutschen Unternehmen bis zu 5000
Mark.
- Die deutsche Stiftung „Erinnerung,
Verantwortung und Zukunft" hatte am Freitag mitgeteilt, sie habe die
ersten Raten der insgesamt zehn Milliarden Mark an Partnerorganisationen
überwiesen. Die Stiftung speist sich aus jeweils fünf Milliarden Mark des
Bundes und der Stiftungsinitiative der Wirtschaft sowie Zinsen und Spenden.
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- 20.06.01
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- Hamburger Abendblatt Politik
20.6.2001
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- NS-Opfer haben für Antrag mehr Zeit
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- Berlin - Die Antragsfrist für die
Enschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter soll wegen des komplizierten
Verfahrens bis Ende des Jahres verlängert werden.
- Zusätzlich soll eine Frist eingeführt
werden, innerhalb derer die Erben verstorbener Antragsteller ihre Rechte
geltend machen können. (ap)
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- Weser Kurier Vermischtes
20.6.2001
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- „Moralischen Schlussstrich gibt es
nicht"
- Geste der Versöhnung:
Oberbürgermeister Thölke empfing ehemalige Zwangsarbeiter im Rathaus
- Von unserem Redakteur Robert Goldberg
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- Delmenhorst. Ihre Namen und ihre Jugend
wurden ihnen genommen: Ljuba Petriwna Synytsya wurde im Lagerbuch der
Norddeutschen Woll- und Kammgarnindustrie unter Nummer 68 als „Russenmädchen
im Mädchenheim" geführt; Anfissa Iwanowna Kruschlinskaja war gerade
mal 16 Jahre alt, als sie am 13. Juni 1942 ihre Zwangsarbeit bei der „Wolle"
beginnen musste. Heute ist Frau Kruschlinskaja 75 Jahre alt; 59 Jahre liegen
die schrecklichen Jahre im fremden Delmenhorst zurück. Beide Frauen sahen
am Montag die Stadt, in der sie unter den Nazis gelitten haben, wieder.
Oberbürgermeister Jürgen Thölke sprach ihnen und acht anderen ehemaligen
ukrainischen Zwangsarbeitern tiefstes Bedauern darüber aus, was ihnen
angetan wurde. „Einen moralischen Schlussstrich gibt es nicht", so
der Oberbürgermeister vor den sichtlich bewegten Gästen.
- Zehn Männer und Frauen sind mit je
einer Begleitperson, meist Söhne, Töchter oder Enkel, in die Stadt
gekommen, die sie in den Jahren 1942 bis 1945 nie kennen gelernt haben.
Kaserniert waren sie beispielsweise in der „Enklave" der Nordwolle,
eingeschlossen auf dem Werkhof der Focke-Achgelis-Flugzeugwerke auf dem
Flugplatz in Delmenhorst-Adelheide. Andere hatten für die
Weser-Flugzeugbaugesellschaft zu schuften oder bei Focke-Wulf in Hoykenkamp.
Klein, zusammengesunken, saßen die meist mit Kopftüchern bekleideten
Frauen auf den ledernen Ratssesseln, die ihnen viel zu groß schienen.
- „Sie haben zum Teil unter
menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten und leben müssen. Wir bedauern
zutiefst, was Ihnen damals angetan wurde", sagte Thölke. Nach langer
Zeit gelangten jetzt die Entschädigungszahlungen zur Auszahlung, damit
werde ein finanzieller Schlussstrich gezogen. „Einen moralischen
Schlussstrich jedoch kann und darf es nicht geben", wiederholte Thölke.
- Jürgen Thölke skizzierte auch kurz
das Programm. So sind Diskussionsrunden mit den Gymnasiasten von der „Maxe"
und vom „Willms" geplant, das Fabrikmuseum auf der Nordwolle, wo
neuerdings eine kleine Ausstellung an der Schicksal der Zwangsarbeiter
erinnert, wird besichtigt. „Wir wollen damit sicherstellen, dass die
Erinnerung an sie wach gehalten wird und dass es eine Mahnung für uns
bleibt, so etwas nie wieder geschehen zu lassen. Nicht hier, aber auch nicht
woanders auf der Welt", erklärte Thölke. Starker, warmer Beifall von
den Gästen und manch herzlicher Händedruck für den Stadtarchivar Werner
Garbas, der das Treffen maßgeblich organisiert hat.
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- Grafschafter Nachrichten Lokales
20.6.2001
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- Denkmal für Zwangsarbeiter an der „Halle
IV" in Lingen
- Oberbürgermeister Pott: Bekenntnis zur
deutschen Geschichte
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- Am 18.Juni 1942 mussten die ersten
Zwangsarbeiter aus Osteuropa im ehemaligen Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW)
in Lingen ihre Arbeit aufnehmen. Oberbürgermeister Heiner Pott enthüllte
am Montagabend 59 Jahre später an der „Halle IV" an der
Kaiserstraße ein Denkmal für diese Naziopfer.
- Von Helga Lindwehr / Lingen.
- Dabei waren die ehemaligen
Zwangsarbeiter Katharina Wübben, geborene Krbansjuk, Wassilij Nesteruk,
Sergej Polewoj, Pawel Zapeja (alle aus der Ukraine), Pietro Pollonio aus
Bari in Italien und der Sohn des bereits verstorbenen Rick du Plessis aus
Almelo (Niederlande).
- Geschaffen wurde das Denkmal vom
Lingener Bildhauer Friedel Kunst.Zu der Enthüllung des Denkmals, das an das
unsägliche Leid der vielen Zwangsarbeiter und Militärinternierter aus ganz
Europa erinnern soll, waren auf Einladung der Stadt nicht nur die vier
ehemaligen Zwangsarbeiter gekommen, sondern auch ehemalige Eisbahner, die
sich noch gut an die unmenschlichen Arbeitsbedingungen der Frauen und
Männer erinnern konnten. 1940 bis 1945 waren im damaligen Deutschland 13,5
Millionen ausländische Frauen, Männer und Kinder als Zwangsarbeiter
eingesetzt. 1944 waren 500 davon im RAW Lingen beschäftigt. Dazu kamen 262
Zivil- und 247 Kriegsgefangene. Das RAW war damals in der Region größter
Arbeitgeber für Zwangsarbeiter, und sie wurden erniedrigt, als Menschen
zweiter Klasse behandelt und nur sehr schlecht ernährt. So verlebten viele
in Lingen ihre Jugend.„Keiner kann diese Jugend ersetzen, und keiner kann
dieses Leid ungeschehen machen", sagte Oberbürgermeister Pott in
seiner Ansprache. Er hoffe, dass die viel zu spät begonnenen Auszahlungen
der Entschädigungen für Zwangsarbeiter aus der von Bund und Wirtschaft
getragenen Stiftung tatsächlich schnell und unbürokratisch abgewickelt
werden.
- „Dann werden wenigstens noch einige
der Frauen und Männer, denen unsägliches Leid zugefügt wurde, einen
materiellen Vorteil haben. Trotz dieser verspäteten Bemühungen kann es
aber als Bekenntnis zur deutschen Geschichte
gewertet werden! Ein ähnliches Bekenntnis bringt auch die
Stadt Lingen mit dem Denkmal zum Ausdruck. Es soll die Erinnerung an
Ungerechtigkeit und Missachtung gegen diese Menschen für
immer wach halten, denn nur wenn wir die Schuld unserer
Vorfahren anerkennen und nicht in Vergessenheit geraten lassen, können
wir verhindern, dass sich ähnliche Verhältnisse
wiederholen", sagte Pott, der zusammen mit den ehemaligen Zwangsarbeitern das
Denkmal enthüllte. Mit der Emsstadt verbinden die Menschen, die
als Zwangsarbeiter in Lingen eingesetzt waren, höchst gemischte
Gefühle. Sie erinnern sich aber auch daran, dass sie hier von vielen
deutschen Arbeitern wie Kollegen behandelt wurden und diese ihr
Brot mit ihnen teilten. Der ehemalige Arbeiter Gerd Senker
erinnerte sich: „Wir waren damals Lehrlinge und durften nicht mit den
Zwangsarbeitern reden! Als ich dies versuchte gab es Maßregeln vom
regimetreuen Vorgesetzten.
- Ein Kollege steckte einem jungen Mann
Brot zu und bekam dafür Schläge."Von ähnlichen
Ereignissen im 1856 errichteten Eisenbahn-Ausbesserungswerk wusste auch
der Leiter des Lingener Stadtarchivs Dr. Ludwig Remling zu
berichten. Demnach waren 1944 im RAW 1334 Arbeiter im Einsatz,
darunter 262 ausländische Zwangsarbeiter und 247 Kriegsgefangene.
Sie waren unter erbärmlichen Umständen in
Barackenlagern in Lingen untergebracht, trugen mit Phosphorfarbe
gekennzeichnete Kleidung, arbeiteten von morgens bis abends sechs Tage in der
Woche, wurden schlecht ernährt und mussten oft sonntags
Sonderschichten einlegen. Wer nicht parierte, bekam den Druck der
Gestapo zu spüren und wurde als abschreckende Wirkung acht Wochen
ins Arbeitserziehungslager nach Ohrbeck bei Osnabrück gesteckt.
Hier herrschten KZ-ähnliche Verhältnisse, die viele Häftlinge
nicht überlebten. Die Einsätze von Zwangsarbeitern in Betrieben und
Privathaushalten war, so Remling, Teil der Rasse- und Aggressionspolitik
der Nazis. Das RAW war Teil der Nazi Kriegswirtschaft und zu dessen
Nutzen und Vorteil wurden die Zwangsarbeiter ausgebeutet. Remling:
„Es wurden hier nicht nur Personenwagen für den Nahverkehr
hergestellt, sondern auch Lokomotiven für den Ostfronteinsatz
wintertauglich gemacht. Nicht wenige Belegschaftsmitglieder erhielten
gerade für diese Frontarbeit Kriegsauszeichnungen.
- "Über seinen
zwangsweisen Weg aus einem Dorf der Ukraine bis nach Lingen
berichtete Sergej Polewoj, der 1942 als 14-Jähriger nach Deutschland
geschickt wurde. „1943 kam ich ins RAW Lingen, wurde in der
Lehrlingswerkstatt als Dreher angelernt und kam dann ini die
Kolbenschmiede. Fritz Weege war mir ein guter Freund, er teilte heimlich
sein Essen mit mir, bis uns die Engländer 1945 befreiten. "Polewoj
wurde mit anderen Zwangsarbeitern in die russisch
besetzte Zone gebracht. Dort kam er kurz darauf zum Militär. Bis 1950
war er in Ostdeutschland stationiert. Später besuchte der heute
74-Jährige in seiner Heimat eine Hochschule und wurde
Eisenbahningenieur.
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- Sindelfinger, Böblinger Zeitung Politik
20.6.2001
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- Entschädigung verärgert Polen
- NS-Opferverbände: Ungünstiger
Wechselkurs
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- Warschau (dpa) - Auf das Konto der
Stiftung deutsch-polnische Aussöhnung in
Warschau sind am Dienstag aus Deutschland die ersten Gelder zur
Entschädigung ehemaliger NS-Zwangsarbeiter
eingegangen. Der ungünstige Wechselkurs führte jedoch umgehend zu
Protesten der Stiftung und der Opferverbände in Polen.
- Die deutsche Stiftung Erinnerung,
Verantwortung, Zukunft habe sich nicht an die Vereinbarung
gehalten, den Wechselkurs gemeinsam mit den polnischen Partnern
festzulegen, hieß es in einer Stellungnahme. Der polnische
Zloty sei nach dem Kurs, der den deutschen Überweisungen zu
Grunde liegt, pro Euro überbewertet. Seit dem Beginn der
Verhandlungen um die Entschädigung hat der Wertverfall der
deutschen Mark die Entschädigungssumme in Polen
beträchtlich geschmälert: War die Mark vor zwei Jahren noch deutlich
über zwei Zloty wert, zahlen die Wechselstuben in diesen
Tagen nur 1,7 Zloty für eine Mark.
- Tschechien hat derweil als erstes Land
mit der Auszahlung von Entschädigungen an ehemalige
Zwangsarbeiter begonnen.
- Die Antragsfrist für die
Entschädigung soll bis Ende dieses Jahres verlängert werden. Darauf haben
sich am Dienstag die Bundestagsfraktionen in Berlin
geeinigt.
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- Kurier (Wien) Politik 20.6.2001
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- NS-Opfer erhalten erste
Entschädigungen
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- New York - "Ein bisschen spät und
ein bisschen wenig - aber immerhin", so ein NS-Opfer: Die amerikanische
Partnerorganisation der deutschen Stiftung zur Entschädigung ehemaliger
Zwangsarbeiter hat am Dienstag die ersten Teilzahlungen an die Opfer
des Nazi-Regimes überwiesen. Die Jewish Claims Conference zahlte an
10.000 ehemalige jüdische Zwangsarbeiter in 25 Ländern eine Rate
von jeweils 10.000 Mark (5113 Euro/70356 Schilling) aus dem Fonds der
deutschen Stiftung. Die Stiftung "Erinnerung,
Verantwortung, Zukunft" hatte am Freitag 100 Millionen Mark an die Jewish Claims
Conference überwiesen.
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- Teilzahlungen
- Die früheren Zwangsarbeiter sollen bis
zu 15.000 Mark erhalten. Der Restbetrag soll überwiesen werden,
wenn alle Anträge eingegangen sind und absehbar ist, ob die Forderungen
abgedeckt sind. "Es kommt ein bisschen spät und es ist ein bisschen
wenig", sagte der 73-jährige Aron Krell in New York, der während des
Zweiten Weltkriegs in zwei Konzentrationslagern der
Nationalsozialisten Zwangsarbeit leisten musste. "Aber immerhin haben sie
eingesehen, dass sie für unser Leid verantwortlich sind und Gewinn daraus
geschlagen haben und dass sie nun dafür zuständig sind, uns etwas
zurückzuzahlen", fügte er hinzu.
- Die Entschädigungen beruhen auf einer
Vereinbarung zwischen der amerikanischen und der deutschen
Regierung. Regierung und Wirtschaft in Deutschland haben zehn Milliarden
Mark für die Nazi-Opfer zur Verfügung gestellt. Nachdem mehrere
Entschädigungsklagen gegen deutsche Unternehmen in den USA
abgewiesen und die Kläger an das Entschädigungsverfahren über die
Stiftung verwiesen worden waren, hatte die Wirtschaft Ende Mai ihren
Widerstand gegen eine Auszahlung des Geldes aufgegeben. Außer in die USA
wurden auch 57 Millionen Mark nach Polen und 56 Millionen Mark nach
Tschechien überwiesen. Alle Partnerorganisationen hatten zunächst
jeweils 10.000 Anträge an die Stiftung weitergereicht. Erwartet
werden 160.000 Anträge.
- apa/ps
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- Neue Osnabrücker Zeitung Lokales
20.6.2001
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- Kreis Emsland
- "Ich war noch so jung und hatte
immer Hunger"
- Lingen (bm)
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- ,,Ich habe von den Nazis viel
Schlechtes erlebt und erfahren müssen - und dennoch haben in Lingen auch Menschen
gelebt, die mir geholfen haben", berichtete ein sichtbar gerührter
Sergej Polewoi. Der 74-Jährige aus der Ukraine war neben fünf weiteren
ehemaligen Zwangsarbeitern, die während der Nazidiktatur im
Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Lingen arbeiten mussten, eingeladen worden, um im
feierlichen Rahmen der Enthüllung eines Denkmals vor der Halle IV an der
Kaiserstraße in Lingen, beizuwohnen.
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- So habe er während seiner Arbeit in
der Lok-Halle einen jungen deutschen Kollegen gehabt, der ihm von Zuhause
immer Essen mitgebracht habe.
- ,,Ich war noch so jung und hatte immer
Hunger", erinnerte sich der 74-Jährige. ,,Mein lieber Freund kam
aus einem in der Nähe liegenden Dorf und hat das Essen, das eigentlich
für ihn war, mit mir geteilt. Ich habe dass dann heimlich hinter einer
Werkbank gegessen, weil der Werksmeister das nicht sehen
durfte." Immer wieder wischten sich seine Leidensgenossen, die mit Frau, Tochter,
Enkelin oder Nichte auf Einladung der Stadt Lingen aus der Ukraine,
Italien und Holland angereist waren, die Tränen aus dem Gesicht. Dankbar
drückten sie Polewoi nach seinen Worten die Hand, weil er wohl genau das
ausgedrückt hatte, was alle von ihnen in der Stadt an der Ems erlebt
hatten. ,,Neben den Nazis hat es in Lingen auch Menschen gegeben, die
geholfen haben."
- Bereits zuvor hatte Oberbürgermeister
Heiner Pott vor rund 100 Zuhörern deutliche Worte gefunden, die
unmissverständlich waren: ,,Mit der Einladung zur Errichtung dieses
Denkmals betonen wir unsere Bekenntnis zu Schuld. In ihrer Gegenwart gestehen
wir die unverzeihlichen Fehler ein, die auch in Lingen während der
NS-Diktatur gegenüber Ihnen und allen ausländischen Zwangsarbeitern begangen
wurden. Ich empfinde es als persönliche Größe, dass sie trotz
der schlimmen Erinnerungen an Ihre Zeit als Zwangsarbeiter in Lingen heute zu
uns gekommen sind und an diesem Moment der Erinnerung teilnehmen",
erklärte der Oberbürgermeister und fügte hinzu: ,,Sie haben diese
Einladung angenommen. Das werte ich so, dass Sie unsere Bitte um Versöhnung
annehmen."
- Pott erinnerte in seiner Ansprache
daran, dass genau vor 59 Jahren die ersten ausländischen Zwangsarbeiter
aus dem Osten ihre Arbeit im ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerk
aufgenommen hätten. Der Oberbürgermeister: ,,Unfreiwillig,
verschleppt, fern ab von der Heimat, von der Familie und den Freunden."
Insgesamt seien 1944 über 500 Zwangsarbeiter im ehemaligen
Ausbesserungswerk beschäftigt gewesen:
- 262 zivile Fremdarbeiter und 247
Kriegsgefangene.
- Daneben hoffte Pott auch, dass die
jetzt begonnene Auszahlung der Entschädigungszahlungen der
NS-Zwangsarbeiter aus der vom Bund und Wirtschaft getragenen Stiftung schnell
und unbürokratisch abgewickelt würde. ,,Dann werden zumindest einige
der ehemaligen Zwangsarbeiter noch einen materiellen Nutzen aus der
viel zu spät ins Leben gerufenen Initiative gewinnen." Trotz der
Verspätung könne dieses Bemühen als Bekenntnis zur deutschen Geschichte
gewertet werden.
- Ein ähnliches Bekenntnis bringe die
Stadt Lingen mit dem Denkmal zum Ausdruck, das der Lingener Künstler
Friedel Kunst geschaffen habe.
- Pott: ,,Es soll an dieser Stelle, an der die
überwiegende Zahl der Zwangsarbeiter arbeiten mussten, die Erinnerung an die
Ungerechtigkeit, an die Unterdrückung und die Missachtung
gegenüber diesen Menschen für immer wach halten. Denn nur wenn wir
die Schuld unserer Vorfahren anerkennen und nicht in Vergessenheit
geraten lassen, können wir verhindern, dass sich ähnliche
Verhältnisse wiederholen."
- Zum ,,Zwangsarbeitereinsatz im
Reichsbahn-Ausbesserungswerk in Lingen" referierte Dr. Ludwig Remling,
Stadtarchivar in Lingen. In seinem Rückblick skizzierte Remling, dass das Werk 1938
rund 1400 Mitarbeiter gezählt habe. In den Jahren danach sei das
Ausbesserungswerk für hervorragende Leistungen auf Reichsebene mit der
sogenannten ,,Goldenen Fahne" ausgezeichnet worden. 1942 sei dann das
gesamte Lokwerk mit dem größten Teil der Ausrüstung und dem
Werkstattpersonal innerhalb vier Wochen in die Sowjetunion nach
Saporoshje am Dnjepr verlegt worden.
- Remling: ,,Als Ersatz für das nach
Russland abkommandierte Stammpersonal konnten nur Frauen oder
ausländische Arbeitskräfte eingesetzt werden.
- Untergebracht worden waren die
Zwangsarbeiter an Lühns Busch, Tecklenburgerstraße, Greis Mühle,
Rheiner Straße, dem Lager Waldstraße und in dem Lager Telgenkamp. Dabei
erinnerte Remling daran, dass gerade die Zwangsarbeiter aus dem Osten
zahlreichen Demütigungen ausgesetzt worden seien. ,,Sie
erhielten weniger Lohn, hatten einen schlechteren Rechtsstatus (unterstanden
nicht der Polizei sondern der Gestapo) und bekamen schlechtere
Verpflegung." Auf Zivil- und Arbeitskleidung hätten sie das
Abzeichen ,,Ost" tragen müssen und seien auch nicht mit Namen sondern nur mit
ihrer Nummer angesprochen worden.
- Remling: ,,Der Einsatz von
Zwangsarbeitern war Teil der nationalsozialistischen Rasse- und
Aggressionspolitik. In ihr hatte sie ihre Wurzeln und vor diesem Hintergrund ist
sie zu be- und verurteilen. Es wurden hier nicht nur Personenwagen
für den innerdeutschen Nahverkehr, sondern auch Lokomotiven für die
Ostfront wintertauglich gemacht. Nicht wenige der Belegschaft erhielten gerade
deswegen Kriegsauszeichnungen", schloss der Stadtarchivar seinen
Vortrag.
- Der musikalische Rahmen wurde gestaltet
durch das Kammerorchester der Musikschule des Emslandes unter der
Leitung von Dirk Kummer.
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- Salzburger Nachrichten Politik
20.6.2001
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- "Die Erinnerung verblasst nur
langsam"
- Auch sechzig Jahre nach dem Einfall
deutscher Truppen in der Sowjetunion lebt das Trauma in der Bevölkerung weiter
- STEFAN VOSS - MOSKAU (SN, dpa).
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- In Millionen russischen Familien lebt
auch 60 Jahre nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion am 22. Juni 1941 das Grauen
und Entsetzen weiter. "Die Erinnerung an die schreckliche Zeit wird von Generation
zu Generation weitergegeben, sie verblasst nur langsam", sagt der Moskauer Historiker Oleg
Rscheschewski. "Dieser Krieg hat 27 Millionen unserer Landsleute das Leben gekostet, kaum
eine Familie blieb von Verlusten verschont."
- Der 22. Juni 1941 ging als der
schwärzeste Tag in die Geschichte der Sowjetunion ein. Mit mehr als 100 Divisionen durchbrach die
deutsche Wehrmacht mit ihren Verbündeten die neu entstandene Grenze zur Sowjetunion und
überrollte die Sowjetarmee.
- Allein in den ersten beiden Wochen nach
dem Überfall - von Hitler "Unternehmen Barbarossa" genannt - gerieten mehr als 300.000
sowjetische Soldaten in deutsche Kriegsgefangenschaft.
- Ihnen folgten Millionen sowjetische
Kinder, Frauen und Männer, die nicht in der Armee dienten.
- Als Zwangsarbeiter mussten die Russen,
Ukrainer und Weißrussen im Deutschen Reich meist unter unmenschlichen Bedingungen
Panzergranaten fertigen oder auf den Äckern der Bauern schuften.
- Der 22. Juni 1941 lenkte auch das
Schicksal des damals 15-jährigen Boris auf eine schreckliche Bahn. Einige Monate nach dem Überfall
nahmen die Invasoren seine Heimatstadt Belgorod 400 Kilometer südwestlich von Moskau ein.
"Die Deutschen wüteten schrecklich. Erschießungen auf offener Straße, überall lagen
Leichen", erinnert sich der Mann heute.
- Gemeinsam mit Dutzenden anderen
Menschen wurde Boris in einen überfüllten Viehwaggon gesteckt und ins Deutsche Reich
verschleppt. Erst 1945 kehrte er nach drei Jahren schwerster Zwangsarbeit in einem Industriebetrieb
und Lagerhaft im Konzentrationslager Dachau in seine Heimat zurück. "Es ist gut, dass
wir endlich von den Deutschen entschädigt werden", sagt Boris.
- Das Geld, vermutlich einige tausend
Mark, kann der Rentner gut für das Überleben seiner Familie gebrauchen.
- Dass nun, 60 Jahre nach dem deutschen
Überfall, Bundesregierung und deutsche Wirtschaft mit den ersten Entschädigungszahlungen
für ehemalige Zwangsarbeiter beginnen, sehen viele Russen als gutes Zeichen. Vor allem in
der Generation der russischen Kriegsteilnehmer, der heutigen Rentner, sind die Vorbehalte
auch ein Jahrzehnt nach dem Ende des Kalten Krieges noch groß. "Der
Versöhnungsprozess zwischen Russen und Deutschen geht langsam, man sollte dabei nichts überstürzen", sagt
der Historiker Rscheschewski.
- Während der 22. Juni alljährlich
Anlass zur stillen Trauer gibt, wird der 9. Mai bis heute als Tag des Sieges über Hitler-Deutschland
bejubelt. Die Sowjetunion instrumentalisierte bis zuletzt die Zerschlagung des Faschismus als Beweis
für die Überlegenheit des kommunistischen Systems.
- Auch das unabhängige Russland baut
fünf Jahrzehnte nach Kriegsende noch pompöse Siegesdenkmäler.
- Dagegen findet die katastrophale
Schwäche der Roten Armee im Sommer 1941 bis heute in der öffentlichen Darstellung ebenso wenig
Beachtung wie die deutlichen Hinweise auf Stalins eigene Kriegsvorbereitungen. Noch heute lernen
russische Schüler, Hitler habe eine "friedliche" Sowjetunion überfallen. Dass Stalin
bereits im Herbst 1939 nach dem Nichtangriffspakt mit Hitler die Rote Armee nach Polen
einmarschieren ließ, steht selten in den Geschichtsbüchern.
- Den Lobeshymnen auf die Sowjetmacht im
Zweiten Weltkrieg widersprechen nur wenige Russen wie der Wissenschafter und
Kriegsteilnehmer Alexander Jakowlew. Stalin habe Millionen schlecht ausgerüstete Soldaten mit einem
"Hurra" auf den Lippen gegen den kriegserfahrenen Feind anrennen lassen, sagt der Wegbegleiter
des sowjetischen Ex-Präsidenten Michail Gorbatschow.
- "Wir haben die Faschisten vor
allem mit ,Menschenfleisch' besiegt, mit Bergen von Leichen", lautet das Fazit Jakowlews.
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- Delmenhorster Kreisblatt Lokales
19.6.2001 23:21
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- Einladung der Zwangsarbeiter
- Kommentar: Eine gelungene Geste
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- Mit der Besuchseinladung an die zehn
ehemaligen Zwangsarbeiter aus der Ukraine kann der Stadt eine überzeugende Geste der Entschuldigung
gelingen. Dies zeigt die Reaktion der Gäste: Statt verbittert über ihre Geschichte sind sie dankbar für
die anstehende Entschädigung, für die Gelegenheit, einige Tage ihren materiell bedrückenden Alltag zu
verlassen und für die Anteilnahme ihrer Gastgeber.
- Die müssen angesichts der
Dankbarkeitszeichen der ehemaligen Fronarbeiter und deren eindrucksvoller Bescheidenheit jeden Anschein
westlicher Gönnerpose vermeiden. Denn den Besuchern und knapp 6000 weiteren Zwangsarbeitern wurde in
Delmenhorst schweres Unrecht angetan. Jetzt gebührt ihnen ehrlicher Dank, die Entschuldigung der Stadt
angenommen zu haben. Diese Haltung vermittelt glaubhaft Stadtarchivar Werner Garbas, der als
Betreuer der ehemaligen Zwangsarbeiter ein Glücksfall ist.
- Ein gute Wirkung hat der Besuch auch,
weil er an menschlichen Beispielen die Anonymität der Fallzahlen von Zwangsarbeit in erlebbare
persönliche Schicksale auflöst. Das Thema wird so konkret und begreifbar, auch heute, wenn die Bescher vor
Schulklassen über ihre Erlebnisse unter den Nazis berichten. Der Aufenthalt der Alten führt aber auch
nachdrücklich vor Augen, wie überfällig die Entschädigungszahlungen sind.
- Bedrückend ist die fast ausnahmslose
Weigerung der örtlichen Wirtschaft, Verantwortung für diesen Teil der Vergangenheit zu zeigen und sich an der
Geste der Stadt zu beteiligen.
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- TAZ Vermischtes 19.6.2001
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- Entschädigte verlieren
- Stiftung überweist erste Rate an
Zwangsarbeiter zu miesem Zlotykurs. Bundestag verlängert
Antragsfrist
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- BERLIN/WARSCHAU afp/dpa Die
Antragsfrist für die Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern
wird voraussichtlich bis Ende 2001 verlängert. Der Bundestag
wird wahrscheinlich nächste Woche die gesetzlich auf den
11. August terminierte Frist ändern.
- In Tschechien und Polen haben
inzwischen die Auszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter begonnen. In
Polen sei die erste Entschädigungsrate zu einem
ungünstigen Wechselkurs überwiesen worden, beschwert sich die
polnische Zeitung Rzeczpospolita. Die Stiftung
"Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" habe das Geld in Zloty
ausgezahlt, als sich der Kurs des Euro für kurze Zeit auf einem
historischen Tiefstand befand.
- Wenn die Stiftung die gesamten 1,8
Milliarden Mark zu diesem Kurs überweise, verlören die
polnischen Zwangsarbeiter mehrere zehn Millionen Mark. Die
Vorwürfe würden zusammen mit den Banken geprüft, sagte eine
Stiftungssprecherin dazu.
- taz Nr. 6475 vom 20.6.2001, Seite 2
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- Frankfurter Rundschau Politik 19.6.2001
23:7
- Bundestag verlängert Fristen für
Anträge
- ing/ug FRANKFURT A.M./WIEN, 19. Juni.
Der Bundestag will die Fristen für die Anträge
ehemaliger NS-Zwangsarbeiter auf Entschädigung
verlängern. ...
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- Süddeutsche Zeitung Politik 19.6.2001
22:51
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- Erste Zahlungen an frühere
KZ-Häftlinge
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- heik Prag – In Tschechien hat die
Entschädigung früherer Zwangsarbeiter begonnen. Die ersten
10000 Zahlungsanweisungen seien versendet
worden, bestätigte der deutsch-tschechischen Zukunftsfonds am
Dienstag in Prag. Als erste sollen alle 2434 registrierten
KZ-Häftlinge die für Tschechien festgelegte Abschlagszahlung
von 75 Prozent der ihnen zustehenden Summe erhalten. Zudem
sollen bei der ersten Zahlung Zwangsarbeiter bedacht
werden, die älter als 79 Jahre sind. Von Freitag an können sie
ihr Geld in Empfang nehmen. Dies sei ein „historischer
Tag", erklärte Außenminister Jan Kavan. Insgesamt liegen 84000
Entschädigungsanträge vor.
- Die Bundesstiftung in Berlin hatte
vergangene Woche 56 Millionen Mark für
Entschädigungszahlungen nach Prag überwiesen.
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-
- Süddeutsche Zeitung Politik 19.6.2001
22:51
-
- Antragsfrist für NS-Opfer wird
verlängert
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- mh Berlin – Der Bundestag wird noch
vor Beginn der Sommerpause die Antragsfrist für die
Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter verlängern. Darauf
haben sich die Fraktionen des Bundestages verständigt.
Voraussichtlich in der nächsten Woche werde die dafür erforderliche
Gesetzesänderung in erster Lesung beraten, sagte der
innenpolitische Sprecher der FDP-Fraktion, Max Stadler. Am 13.Juli
könne der Bundesrat dann darüber abstimmen. Die Frist für die
Anträge auf Entschädigung läuft am 11.August aus. Opferverbände
sowie die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und
Zukunft" hatten darauf gedrungen, dass diese Frist bis Ende
des Jahres verlängert wird.
- Die langwierige Auseinandersetzung um
die Rechtssicherheit für deutsche Firmen in den USA hatte dazu
geführt, dass die Gelder erst jetzt ausgezahlt werden können.
Viele Opfer hatten deshalb mit ihren Anträgen gewartet, bis das
Geld fließt. In der vergangenen Woche hat die
Bundesstiftung die ersten Mittel an die polnischen und tschechischen
Partnerorganisationen sowie die Jewish Claims Conference überwiesen. Eine
Verlängerung bis Jahresende sei allerdings durchaus zweischneidig, meinte
Stadler, da sie auch bedeute, dass die zweite Rate erst später ausgezahlt
werden könne. Die Opfer erhalten in der ersten Rate eine Abschlagszahlung
von 65 Prozent der ihnen zustehenden Summe.
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ENDE
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