Berliner Zeitung Vermischtes 5.8.2001 22:14
BerlinOnline: "Ist das der Obersalzberg?"
Wie provokant darf Werbung sein? Ein Gespräch über die Wirkung des umstrittenen "Holocaust"-Plakats
Auf Druck des Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, wird die umstrittene Plakataktion für das Holocaust-Mahnmal vorzeitig beendet. Die Plakate mit dem Slogan "Den Holocaust hat es nie gegeben", werden nur noch bis Mitte des Monats zu sehen sein. Auch innerhalb der Werbebranche wurde Kritik an Sinn und Zweck der Provokation laut. Die "Berliner Zeitung" sprach mit dem Düsseldorfer Werber Michael Schirner, der unter anderem für IBM, Pfanni und die Grünen geworben hat. Auch in Berlin ist er für politische Werbe-Aktionen bekannt: Er entwickelte eine Kampagne für die gescheiterte Olympia-Bewerbung der Hauptstadt.
Mit dem Slogan "Den Holocaust hat es nie gegeben" sollen Spenden für das Holocaust-Denkmal eingeworben werden. Was halten Sie von dem Plakat?
Gar nichts. Werbung wird in kürzester Zeit wahrgenommen. Man hat für die Wahrnehmung eines Plakats nur die Zeit, die ein Autofahrer braucht, um daran vorbeizufahren - das heißt: eine Sekunde. Da sollte man sich hüten, Aussagen zu machen, die man eigentlich nicht so meint. Hier ist ja wohl genau das passiert.
Wenn man solche Negativaussagen zur Hauptaussage macht, besteht die Gefahr, dass sie wörtlich genommen werden und hängen bleiben?
Ja. Die Leute sagen: "Ich habe gedacht, den Holocaust hätte es gegeben, aber anscheinend hat es ihn doch nicht gegeben." Man hat ja auch schon gehört, dass Leute den Holocaust geleugnet haben. Darum finde ich das sehr gefährlich.
Könnte so ein Plakat nicht auch zu einer kreativen Verwirrung beitragen?
Es hat zur Verwirrung beigetragen, denn nicht nur der Text, auch das Bild ist falsch. Man darf nicht die heile Welt abbilden, die mit diesem Thema nichts zu tun hat. Was zeigt das Motiv überhaupt, den Obersalzberg etwa? Das Bild müsste die falschen Aussagen richtig stellen. Da wäre ein Berg von KZ-Leichen am naheliegendsten. Wenn darüber steht "Den Holocaust hat es nicht gegeben", würde so ein Bild dieser Aussage widersprechen.
Lea Rosh argumentiert ja, dass dieses Plakat eine Provokation ist, die zum Nachdenken anregen soll...
Werbung, die sich im politischen Bereich bewegt, wird äußerst sensibel wahrgenommen.
Wenn ich provokante Werbung für ein Stück Margarine mache, geht das. Benetton hat das ja versucht, und selbst bei denen hat es heftige Diskussionen gegeben. Aber wenn es um politisch hochsensible Themen geht, würde ich nicht zum Mittel der Provokation raten - zumal der Zweck des Plakats ist, Spenden zu akquirieren, und das kann man nicht mit Provokationen.
Der Förderkreis für das geplante Holocaust-Mahnmal wollte natürlich Aufmerksamkeit für sein Anliegen. Ist so ein Plakat da nicht ein Mittel, das durch den Zweck geheiligt ist?
Da hätte es viel intelligentere Varianten gegeben. Ich glaube, hier ist Frau Rosh der vermeintlichen Pfiffigkeit der Agentur aufgesessen.
Lea Rosh sagt, mit dem Plakat sei erreicht worden, dass die Diskussion, die vorher nur im Feuilleton stattgefunden hat, jetzt auch die "Internet-Generation" erreicht...
Nein. Die erreicht man nicht mit Plakaten, die erreicht man über das Internet. Das sind Erklärungsversuche, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Plötzlich ist das dann gut, weil alle drüber reden. Das stimmt nicht. Unter dem Aspekt der Kommunikation ist dieses Plakat einfach nicht richtig und nicht gut gemacht. Ich frage mich bei diesem Plakat auch: warum soll ein Bürger für dieses äußerst umstrittene Mahnmal jetzt auch noch spenden? Das Ganze ist ja finanziert, und wird vom Bund und vom Land Berlin bezahlt.
Jetzt wollen die Initiatoren noch etwas draufsetzen. Eigentlich sollen die Spenden gar nicht dem Denkmal zugute kommen, sondern einem Dokumentationszentrum. Dann muss man das auch sagen. Die Leute, die einigermaßen informiert sind, sind sonst verwirrt. Denen müsste man mitteilen: die Spenden sind nicht für das Denkmal selbst, sondern für das Dokumentationszentrum, in dem sich die Leute die Hintergründe erarbeiten können.
Wie hätten Sie denn für Spenden für das Holocaust-Denkmal geworben?
Ich würde zeigen, wofür man Geld haben will. Das Denkmal ist, glaube ich, nicht bei allen bekannt. Ich würde ein herrliches Bild von dem Modell dieses Denkmals machen und eine animierende Aufforderung, doch für diesen Zweck zu spenden. Also nicht provozierend, nicht witzig, nicht verrückt, nicht kreativ. Denn das hat bei diesem Thema nichts zu suchen.
Das Gespräch führte Tilman Baumgärtel.
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Berliner Zeitung Lokales 5.8.2001 22:15
BerlinOnline: Wissenschaftler kritisieren Holocaust-Plakat – von Marlies Emmerich
Gegen das Plakat mit der Aufschrift "den Holocaust hat es nie gegeben" haben am Wochenende 150 Historiker und Kulturwissenschaftler aus Deutschland, Israel, Österreich, USA und Frankreich protestiert. Die Initiatoren um die Publizistin Lea Rosh würden, ohne es zu wollen, eine "infame historische Lüge" verbreiten und mit dem Feuer spielen. In dem Appell, der Lea Rosh und den Bundestagsparteien übergeben werden soll, wird der "sofortige Abbruch der unsinnigen Kampagne" gefordert. Wie berichtet, hatte sich dies auch der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, gewünscht. (mm.)
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Potsdamer Neueste Nachrichten Wirtschaft 6.8.2001 0:38
Der öffentliche Raum ist keine "Ambulanz"
Holocaust-Plakat
Sehr geehrter Herr Broder
unabhängig von Ihren gedanklichen Fehlleistungen zunächst einmal Kompliment für Ihre Feststellung über den öffentlichen Diskussionsraum, der keine Ambulanz sei, in der Verletzte behandelt werden. Meinungskampf: Ja und sofort! Seit vielen Jahren ist allerdings bekannt, dass Sie sich streng an das Motto halten: Warum denn sachlich - wenn es auch persönlich geht!
In Ihrer Polemik über Lea Rosh und die Privatisierung des Holocaust im Tagesspiegel vom vergangenen Freitag legen Sie einige kühne Behauptungen auf den Tisch, die für einen Polemiker Ihres Zuschnitts flach geraten und eher geeignet sind, der "Geschwatzmaschine" (Paul Celan) neues Futter zu geben.
Zunächst: Der Lea Rosh und Alexander Brenner in den Mund gelegte Satz, "ein einzigartiges Ereignis wie der Holocaust" müsse "einzigartig vermittelt werden", stammt von einem der Werbeleute, die das Plakat entwickelt haben. Sie ordnen leichtfertig etwas zu, ohne bei der Pressepräsentation des Plakates dabeigewesen zu sein.
Sie finden das Spendenplakat des Förderkreises schlecht, aber auch das Engagement für das Denkmal. Das ist Ihre Auffassung seit langem. Ihre Unterstellung, dass das Denkmal keinem anderen Zweck diene, als dem Ehrgeiz der Promoter ein Denkmal zu setzen, bleibt frei erfunden, und der Hinweis auf Ausdauer und Konsequenz als "klassisch deutsche Tugenden" bleibt eine Unterstellung, wenn die Begründung ausbleibt.
Nun zu "autoritäre Pädagogik" und "Gesinnungsterror", den Begriffen, die Sie aus dem Hauptblatt der deutschen Gesinnungsethik zitieren. Im Originalton der FAZ war von "moralischer Selbstgewissheit" und verletzter Würde des Gedenkens am millionenfachen Judenmord die Rede (der protestantische Kirchenprofessor Schröder setzte am vergangenen Sonntag im Tagesspiegel in Sachen Selbstgerechtigkeit, die er bei den Initiatoren für das Denkmal vermutet, ein klassisches Eigentor).
Ja, wir wollen provozieren, nicht aus intellektueller Überheblichkeit, sondern um Motivation und Identifikation für das Denkmal zu stärken. Der Förderkreis will vor allem die Indifferenten, Untentschlossenen ansprechen. Nicht, weil die Realisierung des Vorhabens selbst in Gefahr wäre. Gefährdet ist vielmehr die Identifikation mit der inzwischen zur Staatsaktion erklärten Bürgerinitiative.
Bei der "Privatisierung des Holocaust" haben Sie sich total verhauen. Die Nachbarschaft des Brandenburger Tores allein erbringt nicht den Beweis. Dort wurde der Kommune die Erhaltungsaufgabe entwunden zugunsten einer privaten Pacht, ohne dass die Vorteile für die Stadt bisher plausibel und schlüssig nachgewiesen worden wären. Bei dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas ist es genau umgekehrt. Hier hat sich eine Bürgerinitiative dafür eingesetzt, dass die staatliche Exekutive mit der Mehrheit des Parlaments diesem "schrecklichen Ereignis der Menschheitsgeschichte" (Paul Celan) einen Ort des Gedenkens und der Ehrung für die Opfer setzt. Damit es aber nicht zu einer Staatsaktion wird, hat es sich der Förderkreis zur Aufgabe gemacht, dieses Projekt bis zu seiner Realisierung engagiert zu begleiten.
Predigtton, sehr geehrter Herr Broder, ist immer eine Falle für Moralisten. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Menschen auf der Straße weiter sind als diejenigen, die immer noch mehr Gelegenheit haben, ihre Auffassungen zu Papier zu bringen.
Lea Rosh und Lothar C. Poll, Förderkreis Denkmal für die ermordeten Juden Europas
Hier können Sie noch einmal den Artikel vom 3. 8. 2001 lesen: >Schreiben Sie auf mein Konto von Henryk M. Broder< [Tagesspiegel]
Tagesspiegel: 3.08.2001
Holocaust-Plakat
Schreiben Sie mir auf mein Konto
Henryk M. Broder über Lea Rosh und die Privatisierung des Holocaust
Wenn es um Juden geht, setzt bei vielen Zeitgenossen der Verstand aus. Geht es um den Holocaust, fangen sie am liebsten mit dem Denken gar nicht erst an. "Ein einzigartiges Ereignis wie der Holocaust muss einzig-artig vermittelt werden", sagt Lea Rosh und merkt nicht, was sie sagt. Wo die "Einzigartigkeit" zum entscheidenden Kriterium wird, verschwinden die Grenzen zwischen Sinn und Unsinn, und am Ende der moralischen Zielgeraden ist es der Zweck, der die Mittel heiligt.
Diesen unsäglichen Satz soll auch Alexander Brenner, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde, gesagt haben, als er nach seiner Meinung zu dem Holocaust-Plakat am Pariser Platz gefragt wurde. Auch Brenner, der Erfahrungen mit zwei Diktaturen machen musste, die ihre Verbrechen mit eben diesem Anspruch rechtfertigten, sollte es besser wissen. Im Talmud ist die Rede von der Gerechtigkeit und der Gerechtigkeit, die der Mittel und die der Ziele, ohne die eine kann es die andere nicht geben. Im vorliegenden Fall gilt weder der Satz von dem Zweck, der die Mittel heiligt, noch von der Einzigartigkeit des Holocaust, die nach einer Einzigartigkeit der Vermittlung verlangt. Es geht um etwas viel einfacheres, banaleres und menschlicheres: Wichtigtuerei. Eine Attitüde, die Lea Rosh immer wieder ihren Kritikern vorwirft, ohne zu merken, dass es ihre ureigene Triebfeder ist, mit der sie um einen Platz an der Rampe auf der deutschen Freilichtbühne kämpft. Und um einen Eintrag in das Guiness-Buch der Rekorde für eine wirklich einzigartige Leistung: Wie man ein absurdes Projekt mit absurden Mitteln im Gerede hält.
Das Holocaust-Mahnmal, um das Lea Rosh seit 12 Jahren kämpft, wird gebaut werden, obwohl alle Beteiligten wissen, dass es keinem anderen Zweck dient, als dem Ehrgeiz ihrer Promoter ein Denkmal zu setzen.. Ausdauer und Konsequenz waren schon immer deutsche Tugenden, bei der Organisation des Holocaust wie bei der Durchsetzung des Holocaust-Mahnmals. In der US-TV-Serie gleichen Namens unterhalten sich zwei NS-Funktionäre darüber, ob es nicht besser wäre, die "Endlösung" abzubrechen; sie binde zu viele Kräfte, die für den Fronteinsatz gebraucht würden. Das können wir uns jetzt nicht mehr leisten, sagt der andere, dann würden wir ja zugeben, dass wir einen Fehler begangen haben. Denn: Ein Fehler ist schlimmer als ein Verbrechen.
Es ist ziemlich unwichtig, ob der Satz auf dem Plakat ("den holocaust hat es nie gegeben") von Passanten missverstanden werden könnte, weil sie das Kleindruckte nicht mitbekommen. Wer so argumentiert, lässt die gesamte Diskussion der letzten Jahrzehnte außer Acht. Auch 500 Jahre nach Kopernikus gibt es ein paar Irre, welche die Erde für eine Scheibe halten. Es spielt ebenso keine Rolle, ob Überlebende des Holocaust sich verletzt fühlen könnten. Auch das kann, sorry, kein Maßstab sein. Einige waren gekränkt, als Joshua Sobols Stück "Ghetto" aufgeführt wurde, anderen fanden Radu Mihaileanus schwarze Komödie "Der Zug des Lebens" unzumutbar.Der öffentliche Raum, in dem diskutiert wird, ist keine Ambulanz, in der Verletzte behandelt werden.
Deshalb muss Lea Rosh ernst genommen werden, so ernst, wie sie es verdient.
Der Satz soll, sagt der Regierende Bürgermeister, "eine Provokation" sein, der die Diskussion fördere. Worüber, lieber Klaus? Ob es den Holocaust gegeben hat oder wie man auf Kosten der Holocaust-Opfer eine dicke Lippe riskiert? Die Diskussion über die Nachwehen des Holocaust findet schon lange statt. Eva Menasse spricht in der FAZ von einer "autoritären Pädagogik" und vom "Gesinnungsterror" der Veranstalter, die den Holocaust zu einem "löchrigen Schlagwort" machen. Es ist noch ärger. Der Holocaust wird privatisiert, wie das Brandenburger Tor, und diejenigen, die vor den Folgen der Entwicklung warnen, bieten sich zugleich als Retter an. Angeblich hat eine Werbeagentur an dem Text "lange gefeilt". Herausgekommen ist eine falsche Behauptung, die weder neu noch provokativ ist und eine idiotische Erklärung: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein.
Spenden Sie deshalb für das Denkmal..."
Wie viele Deutsche in 20 Jahren glauben werden, den H. habe es nie gegeben, ist eine frivole Überlegung, die nur so tut, als ginge es ihr um die historische Wahrheit. Es könnte sein, dass in 20 Jahren viel weniger Deutsche glauben werden, den H. habe es nie gegeben, weil viel mehr Deutsche als heute sich nicht mehr schuldig und verantwortlich fühlen werden. Unabhängig davon wird ein Mahnmal in 20 Jahren keinen Zweifler von seinen Zweifeln abbringen. Ob das Mahnmal gebaut wird oder nicht, spielt für den Prozess des Aufklärens wie des Vergessens keine Rolle.
So findet die Privatisierung des Holocaust auf zwei Ebenen statt: Die einen "glauben" oder "behaupten", es habe ihn gegeben, die anderen "glauben" oder "behaupten" das Gegenteil. Und dazwischen betreibt Lea Rosh einen kleinen Ablasshandel. Wer eine 0190-Nummer anruft, bekommt 5 Mark vom Konto abgebucht und kann, wie bei der Aktion Sorgenkind, das Gefühl genießen, etwas Gutes getan zu haben. Allerdings: wenn nicht genug Spenden zusammenkommen, könnten die Leugner in 20 Jahren in der Mehrheit sein. Ob es den Holocaust also gegeben hat oder nicht, hängt am Ende davon ab, wieviel Geld gespendet wurde. "Schreiben Sie mir", hat Wolfgang Neuss die Besucher seiner Programme immer gebeten, "schreiben Sie mir auf mein Konto".
[2001 © Tagesspiegel Online Dienste Verlag GmbH]
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Bonner Rundschau / Kölnische Rundschau - Politik 6.8.2001 0:18
Mitte August
Plakataktion zum Holocaust endet vorzeitig
"den holocaust hat es nie gegeben" heißt es groß auf dem umstrittenen Plakat. Darunter wird in kleiner Schrift um Spenden gebeten. Die Aktion soll nun früher als geplant beendet werden.
Berlin. (dpa) Früher als geplant wird die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin Mitte August beendet.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland bestehe sogar auf einer sofortigen Entfernung der Plakate, so dessen Präsident Paul Spiegel.
Einer Erklärung von Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal, wonach sie sich mit Spiegel auf die Beendigung bis Mitte August verständigt habe, wiedersprach Spiegel damit.
Nach seiner Ansicht gibt das Plakat mit dem Zitat "den Holocaust hat es nie gegeben" zu Missverständnissen Anlass.
Zur Begründung der Entscheidung sagte Rosh, Spiegel habe sich stets fair gegenüber dem Förderverein, der für Spenden für das Mahnmal werben will, verhalten.
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Leipziger Volkszeitung Lokales 5.8.2001 23:39
Paul Spiegel riss die Geduld - Plakat verschwindet
Präsident des Zentralrats der Juden: Holocaust eignet sich nicht für eine Werbekampagne
Berlin. Am Ende riss Paul Spiegel die Geduld: Der eher als zurückhaltend bekannte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mochte dem öffentlichen Gezerre um das Holocaust-Plakat in Berlin nicht mehr länger zusehen. Am Freitagabend verkündete er das "Aus". Spiegel sagte, der Holocaust eigne sich nicht für eine Werbekampagne, auch wenn sie noch so gut gemeint ist. Es geht um Spenden für das geplante, aber nicht unumstrittene Holocaust-Mahnmal in Berlin.
Als sich Holocaust-Überlebende über das auf dem Plakat wiedergegebene Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge "den Holocaust hat es nie gegeben" beschwerten und sogar Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatteten, war für Spiegel das Ende der Fahnenstange erreicht. "Das spricht doch wohl eine deutliche Sprache", sagte er.
Nicht einmal mehr über die Formulierung der öffentlichen Erklärung für das "Aus" war er sich mit der Sprecherin des Fördervereins, Lea Rosh, einig geworden. Mit dem Plakat wollte der Verein um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben. Rosh sprach von einer für Mitte August geplanten Abnahme des Plakats "wie vorgesehen", Spiegel hätte es lieber heute als morgen entfernt.
"Der Zentralrat ist mit irgendwelchen Entscheidungen über das Plakat nie befasst gewesen", sagte Spiegel. Schon sein Stellvertreter Michel Friedman hatte seit Tagen eine Entfernung des Plakats am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe des Geländes für das Holocaust-Mahnmal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gefordert. Er fand den Slogan "unerträglich".
Die umtriebige Publizistin Rosh, die sich seit über einem Jahrzehnt mit nicht nachlassendem Engagement mit ihrer Bürgerinitiative für ein Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa in der deutschen Hauptstadt "im Land und am Ort der Täter" einsetzt, versteht die Welt nicht mehr. "Noch nie haben wir so viel Interesse und Aufmerksamkeit und auch Spenden für das Holocaust-Mahnmal gehabt wie jetzt, seitdem das Plakat die Gemüter erregt."
Nein, sie habe niemanden damit verletzen wollen, erst recht natürlich nicht einen Überlebenden des Holocaust. Aber die Provokation der anderen sei doch gelungen, die Deutschen würden wieder so lebhaft wie selten und noch dazu in breiten Bevölkerungskreisen über den Massenmord an den Juden reden, über den viele Deutsche langsam den Mantel der Geschichte ausbreiten wollten, meint Rosh.
Wilfried Mommert
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Netzeitung Politik 5.8.2001 23:1
Holocaust-Plakat wird abgehängt
03. Aug 18:49, ergänzt 21:48
Die Aktion hatte heftige Kritik hervorgerufen:
Das Spendenplakat des Holocaust-Mahnmal-Fördervereins wird Mitte August abgehängt.
Die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird nicht verlängert.
Mitte August soll das Plakat abgenommen werden. Das sagte die Vorsitzende des Fördervereins für das geplante Mahnmal, Lea Rosh. Die angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst, so Rosh gegenüber der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.
Der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, widersprach am Freitagabend Darstellungen Roshs, er habe sich mit ihr auf ein solches Vorgehen geeinigt.
Gegenüber dpa sagte er, der Zentralrat bestehe weiterhin darauf, dass das Plakat sofort abgehängt werde. Rosh habe lediglich technische Gründe dafür geltend gemacht, dass es noch bis Mitte August hängenbleibe.
Spiegel hatte seine Bedenken gegen das Plakat wiederholt geäußert, weil es seiner Ansicht nach mit dem Zitat «den Holocaust hat es nie gegeben» zu Missverständnissen Anlass gab. Auch eigne sich der Holocaust nicht für eine Werbekampagne, wie Spiegel am Freitag im Deutschlandradio sagte.
Gleichzeitig hatte er Rosh jedoch gegen Vorwürfe in Schutz genommen, sie leiste der so genannten Auschwitz-Lüge Vorschub. Dies hatte ein Holocaust-Überlebender in einer Anzeige gegen Rosh wegen Volksverhetzung geschrieben.
Verein will Verhältnis zu Spiegel bewahren Zur Begründung der jetzigen Entscheidung sagte Rosh, Spiegel habe sich stets fair gegenüber dem Förderverein, der mit dem Plakat um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben will, verhalten.
«Uns liegt an einem guten Verhältnis zu Spiegel und zum Zentralrat. Und wenn er mich um etwas bittet, dann höre ich hin. Wir wollen vor allem die Sache, also das Mahnmal, nicht beschädigen.»
Die Proteste gegen das großformatige Plakat am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Gelände für das geplante Holocaust-Denkmal hatten in den letzten Tagen zugenommen und gipfelten in Strafanzeigen wegen angeblicher Volksverhetzung. Das Plakat hatte aber auch prominente Unterstützer wie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) gefunden und war seit dem 21. Juli in kleineren Versionen zeitweilig auch in anderen Städten wie Hamburg, Hannover, Düsseldorf, München und Essen zu sehen.
Es trägt vor dem Hintergrund einer idyllischen Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge mit dem klein gedruckten Zusatz: «Es gibt immer noch viele, die das behaupten.
In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.»
Plakat führte zu Spendenbereitschaft Laut Rosh haben seit Beginn der Plakataktion die früher ins Stocken geratenen Spenden wieder kräftig zugenommen. Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon «als Geschichte ad acta» gelegt hätten. Vor allem habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, die sich plötzlich für das Thema interessierten, meinte Rosh.
Für das Web ediert von Peter Müller
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Die Welt, Die Politik 5.8.2001 22:42
Lea Rosh und Paul Spiegel einigen sich im Streit um das Holocaust-Plakat
Umstrittene Werbeaktion am Pariser Platz soll Mitte August beendet werden - Rosh verteidigt provokanten Ton der Aktion
Von Benedikt Vallendar
Berlin - Die umstrittene Plakatwerbung am Pariser Platz für das geplante Holocaust-Mahnmal wird voraussichtlich Mitte August entfernt. Darauf hat sich die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden, Lea Rosh, mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, geeinigt. "Den genauen Termin werden wir auf unserer Vorstandssitzung am kommenden Dienstag festlegen", äußerte Lea Rosh im Gespräch mit der WELT.
Auf dem Plakat, das in Großformat auch in verschiedenen anderen deutschen Großstädten aufgehängt wurde, steht vor dem Hintergrund einer romantischen Gebirgsidylle der Spruch: "Den Holocaust hat es nie gegeben". Als Kleingedrucktes ist darunter zu lesen: "Es gibt immer noch Menschen, die den Holocaust leugnen. In 20 Jahren können es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas". Die Werbeaktion war von Seiten des Zentralrats der Juden und anderer jüdischer Interessenverbände heftig kritisiert worden, da sie zu Missverständnissen führen könne. Noch einen Schritt weiter ging Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Frankfurt am Main. In einem Zeitungsinterview warf er Rosh vor, ihr ginge es "einzig darum, sich selbst in der Öffentlichkeit zu präsentieren".
Zu den vehementesten Gegnern gehörte auch der stellvertretende Präsident des Zentralrats, Michel Friedman. "Das Plakat muss weg", hatte er im Berliner "Tagesspiegel" gefordert. Der gewählte Slogan sei unerträglich. Ein ehemaliger jüdischer KZ-Häftling hat gegen den Verein Anfang der Woche Strafanzeige wegen des Verdachts der Volksverhetzung gestellt. Begründung: Der Förderkreis leiste mit der Aktion der so genannten Auschwitzlüge Vorschub. Gegen diesen Vorwurf wurde Lea Rosh von Paul Spiegel indes in Schutz genommen.
Lea Rosh verteidigte den provozierenden Charakter der Aktion: Man habe damit wesentlich breitere Bevölkerungsschichten erreichen können. Seit deren Beginn habe auch der Spendenfluss wieder kräftig zugelegt. Auch gebe es nun wieder eine "offene Diskussion" um den Holocaust, der von vielen Leuten schon "als Geschichte ad acta" gelegt worden sei.
Das geplante Holocaust-Mahnmal, nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenmann, soll im Jahre 2004 fertig sein. Kosten der rund 2700 Betonstelen in Verbindung mit einem unterirdischen "Ort der Information": rund 50 Millionen Mark, die vom Bund getragen werden. Zehn Prozent der Summe will der Förderkreis aus Spendenmitteln zusammentragen, um die Ausstattung des Informationssaales mit den Namen von fünf Millionen ermoderter Juden zu finanzieren.
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Neuß-Grevenbroicher Zeitung Kultur 5.8.2001 22:5
Paul Spiegel zur Problematik des umstrittenen Plakates
Holocaust-Plakat wird Mitte August abgenommen
Berlin (rpo). Für die umstrittene Plakatwerbung zugunsten des Holocaust-Mahnmals in Berlin ist kurz nach dem Start bereits wieder das Ende in Sicht.
Die Kampagne Mitte August wie vorgesehen abgenommen, aber nicht verlängert. Darauf verständigte sich Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal mit Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden. Die angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst, sagte Rosh am Freitag.
Spiegel hatte seine Bedenken gegen das Plakat wiederholt geäußert, weil es seiner Ansicht nach mit dem Zitat "den Holocaust hat es nie gegeben" zu Missverständnissen Anlass gab. Auch eigne sich der Holocaust nicht für eine Werbekampagne, wie Spiegel noch am Freitag im Deutschlandradio Berlin sagte. Gleichzeitig hatte er Rosh jedoch gegen Vorwürfe in Schutz genommen, sie leiste sogar der so genannten Auschwitz-Lüge Vorschub, wie es in einer Anzeige wegen Volksverhetzung hieß, die ein Holocaust-Überlebender gestellt hatte.
Zur Begründung der jetzigen Entscheidung sagte Rosh, Spiegel habe sich stets fair gegenüber dem Förderverein, der mit dem Plakat um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben will, verhalten. "Uns liegt an einem guten Verhältnis zu Spiegel und zum Zentralrat. Und wenn er mich um etwas bittet, dann höre ich hin. Wir wollen vor allem die Sache, also das Mahnmal, nicht beschädigen."
Die Proteste gegen das großformatige Plakat am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Gelände für das geplante Holocaust-Denkmal hatten in den letzten Tagen zugenommen und gipfelten in Strafanzeigen wegen angeblicher Volksverhetzung. Das Plakat hatte aber auch prominente Unterstützer wie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) gefunden und war seit dem 21. Juli in kleineren Versionen zeitweilig auch in anderen Städten wie Hamburg, Hannover, Düsseldorf, München und Essen zu sehen.
Aktion brachte neue Spendengelder
Es trägt vor dem Hintergrund einer idyllischen Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge mit dem klein gedruckten Zusatz: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas."
Laut Rosh haben seit Beginn der Plakataktion die früher ins Stocken geratenen Spenden wieder kräftig zugenommen.
Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon "als Geschichte ad acta" gelegt hätten. Vor allem habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, die sich plötzlich für das Thema interessierten, meinte Rosh.
Zu den vehementesten Gegnern der Aktion gehörte der stellvertretende Präsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman. "Das Plakat muss weg", hatte er am Donnerstag öffentlich gefordert. Der gewählte Slogan sei unerträglich.
Das Holocaust-Mahnmal zwischen dem Brandenburger Tor und Potsdamer Platz wird nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman gebaut und soll im Jahr 2004 fertig sein. Für die Errichtung von rund 2700 Betonstelen in Verbindung mit einem unterirdischen "Ort der Information" soll im Herbst der Grundstein gelegt werden. Die Kosten in Höhe von 50 Millionen Mark (25,5 Millionen Euro) trägt der Bund. Der Förderkreis will aus Spendenmitteln fünf Millionen Mark bereitstellen und vor allem die Ausstattung des Informationssaales unter anderem mit der Dokumentation der Namen von fünf Millionen ermordeter Juden finanzieren.
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TAZ Vermischtes 5.8.2001 22:11
Paul Spiegel fühlt sich getäuscht
BERLIN epd/dpa Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, hat ein sofortiges Ende der umstrittenen Plakataktion für das Holocaust-Mahnmal in Berlin verlangt. Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises für das Mahnmal, hatte mitgeteilt, sie habe sich mit Spiegel auf die Beendigung bis Mitte August verständigt. Spiegel widersprach dieser Darstellung in der Welt am Sonntag und warf Rosh vor, ihn getäuscht zu haben. Es habe "eine klare Vereinbarung" gegeben, die Kampagne zu beenden. Angesichts der verletzten Gefühle von NS-Opfern könne diese "provozierende Werbung" nicht mehr weiterlaufen, so Spiegel. Der Förderkreis wirbt seit zwei Wochen mit dem Slogan "Den Holocaust hat es nie gegeben" vor idyllischer Landschaft um Spenden. Ein früherer KZ-Häftling stellte Strafanzeige wegen Volksverhetzung. Rosh hatte die Aktion damit gerechtfertigt, dass die Plakate eine erhöhte Aufmerksamkeit und damit größere Spendenbereitschaft für das Mahnmal bewirken.
taz Nr. 6515 vom 6.8.2001, Seite 7, 35 Zeilen Agentur
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Rheinische Post Kultur 5.8.2001 21:35
Paul Spiegel zur Problematik des umstrittenen Plakates
Holocaust-Plakat wird Mitte August abgenommen
Berlin (rpo). Für die umstrittene Plakatwerbung zugunsten des Holocaust-Mahnmals in Berlin ist kurz nach dem Start bereits wieder das Ende in Sicht.
Die Kampagne Mitte August wie vorgesehen abgenommen, aber nicht verlängert. Darauf verständigte sich Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal mit Paul Spiegel, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden. Die angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst, sagte Rosh am Freitag.
Spiegel hatte seine Bedenken gegen das Plakat wiederholt geäußert, weil es seiner Ansicht nach mit dem Zitat "den holocaust hat es nie gegeben" zu Missverständnissen Anlass gab. Auch eigne sich der Holocaust nicht für eine Werbekampagne, wie Spiegel noch am Freitag im Deutschlandradio Berlin sagte. Gleichzeitig hatte er Rosh jedoch gegen Vorwürfe in Schutz genommen, sie leiste sogar der so genannten Auschwitz-Lüge Vorschub, wie es in einer Anzeige wegen Volksverhetzung hieß, die ein Holocaust-Überlebender gestellt hatte.
Zur Begründung der jetzigen Entscheidung sagte Rosh, Spiegel habe sich stets fair gegenüber dem Förderverein, der mit dem Plakat um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben will, verhalten. "Uns liegt an einem guten Verhältnis zu Spiegel und zum Zentralrat. Und wenn er mich um etwas bittet, dann höre ich hin. Wir wollen vor allem die Sache, also das Mahnmal, nicht beschädigen."
Die Proteste gegen das großformatige Plakat am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Gelände für das geplante Holocaust-Denkmal hatten in den letzten Tagen zugenommen und gipfelten in Strafanzeigen wegen angeblicher Volksverhetzung. Das Plakat hatte aber auch prominente Unterstützer wie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) gefunden und war seit dem 21. Juli in kleineren Versionen zeitweilig auch in anderen Städten wie Hamburg, Hannover, Düsseldorf, München und Essen zu sehen.
Aktion brachte neue Spendengelder
Es trägt vor dem Hintergrund einer idyllischen Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge mit dem klein gedruckten Zusatz: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas."
Laut Rosh haben seit Beginn der Plakataktion die früher ins Stocken geratenen Spenden wieder kräftig zugenommen. Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon "als Geschichte ad acta" gelegt hätten. Vor allem habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, die sich plötzlich für das Thema interessierten, meinte Rosh.
Zu den vehementesten Gegnern der Aktion gehörte der stellvertretende Präsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman. "Das Plakat muss weg", hatte er am Donnerstag öffentlich gefordert. Der gewählte Slogan sei unerträglich.
Das Holocaust-Mahnmal zwischen dem Brandenburger Tor und Potsdamer Platz wird nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman gebaut und soll im Jahr 2004 fertig sein. Für die Errichtung von rund 2700 Betonstelen in Verbindung mit einem unterirdischen "Ort der Information" soll im Herbst der Grundstein gelegt werden. Die Kosten in Höhe von 50 Millionen Mark (25,5 Millionen Euro) trägt der Bund. Der Förderkreis will aus Spendenmitteln fünf Millionen Mark bereitstellen und vor allem die Ausstattung des Informationssaales unter anderem mit der Dokumentation der Namen von fünf Millionen ermordeter Juden finanzieren.
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Mannheimer Morgen Politik 5.8.2001 21:19
Umstrittenes Holocaust-Plakat hängt nur noch bis Mitte August
Initiatorin Lea Rosh beugt sich der Kritik des Präsidenten des Zentralrats der Juden / Aktion hat mehr Spenden gebracht
Von unserem Korrespondenten Rudi Wais (Berlin)
Die größte Provokation, die Berlin gegenwärtig zu bieten hat, misst 450 Quadratmeter und hängt direkt am Brandenburger Tor. "Den Holocaust hat es nie gegeben", tönt es dort in mannshohen Lettern von der Seitenwand eines vornehmen Bankgebäudes. Erst bei genauerem Hinsehen erkennen die Touristen, die jeden Tag verdutzt vor dem bauplatzgroßen Poster mit dem idyllischen Bergpanorama im Hintergrund stehen bleiben, den eigentlichen Sinn der Aktion. "Es gibt immer noch viele, die das behaupten", erklärt das Keingedruckte unter der Schlagzeile. "In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas." Seit zwei Wochen bereits hängt das Plakat, doch erst nachdem ein Überlebender des Holocaustes die Initiatoren der Kampagne wegen Volksverhetzung verklagt hat, mündete die übliche Berliner Aufgeregtheit in helle Empörung. Der Holocaust eigne sich nicht für Werbekampagnen, kritisierte gestern der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. "Ich war erschrocken, als ich das Plakat sah. Ich frage mich, ob jemand, der mit dem Taxi vorbeifährt und die Überschrift sieht, sagt, halt mal an, ich will das Kleingedruckte sehen." Gleichzeitig nahm er jedoch die Initiatorin des Ganzen, Lea Rosh, gegen Vorwürfe in Schutz, sie leiste sogar der so genannten Auschwitz-Lüge Vorschub, wie es in der Anzeige des Holocaust-Überlebenden hieß.
Dass mit der streitbaren Journalistin ausgerechnet eine Frau am Pranger steht, die sich den Kampf gegen die Verdränger, Beschwichtiger und Verharmloser gewissermaßen zur Lebensaufgabe gemacht hat, verleiht dem Streit eine zusätzliche Tragik. Zunächst provozierte ihr Plakat die Falschen, nämlich die jüdische Gemeinde und die Opfer des Nazi-Terrors. Dann goss sie mit dem Satz, sie halte die Strafanzeige für geradezu lächerlich, weiteres Öl ins Feuer.
Die Auschwitz-Lüge als Werbegag? Heiligt der Zweck am Ende auch hier die Mittel? Eine Million Mark haben die Mahnmal-Befürworter gesammelt, 50 Millionen sind im Bundeshaushalt für die 2700 Betonstelen zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor eingeplant. Nur für den Informationsraum, in dem nach dem Vorbild der israelischen Gedenkstätte Jad Vaschem die Namen von fünf Millionen ermordeten Juden dokumentiert werden sollen, fehlt noch Geld - Geld, das Lea Rosh beschaffen will.
Und so hat sie ihre Kampagne auch tapfer verteidigt - bis sich gestern Paul Spiegel zu Wort meldete. Die angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst, das Plakat wie vorgesehen Mitte August abgenommen, lenkte sie ein. Zur Begründung sagte sie, der Präsident des Zentralrats der Juden habe sich stets fair gegenüber ihrem Förderverein verhalten. "Uns liegt an einem guten Verhältnis zu Spiegel und zum Zentralrat. Und wenn er mich um etwas bittet, dann höre ich hin. Wir wollen vor allem die Sache, also das Mahnmal, nicht beschädigen."
Umsonst sei die Kampagne und der Ärger darum jedoch nicht gewesen: Seit Beginn der Plakataktion, so Rosh, hätten die ins Stocken geratenen Spenden kräftig zugenommen. Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon "als Geschichte ad acta" gelegt hätten. Vor allem aber habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, ist Rosh überzeugt.
© Mannheimer Morgen – 04.08.2001
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Walsroder Zeitung Politik 5.8.2001 - WZ-NET
Umstrittene Holocaust-Plakataktion wird vorzeitig beendet
Berlin (dpa) - Früher als geplant wird die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin bereits Mitte August beendet.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland bestehe sogar auf einer sofortigen Entfernung der Plakate, sagte der Präsident des Zentralrats, Paul Spiegel, der dpa.
Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal hatte zuvor mitgeteilt, sie habe sich mit Spiegel auf die Beendigung bis Mitte August verständigt. Eine angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst.
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Hannoversche Allgemeine Politik 5.8.2001 21:2
Spiegel am Ende der Geduld: Aus für Auschwitz-Lüge
Berlin. Am Ende riss Paul Spiegel der Geduldsfaden: Der eher als zurückhaltend bekannte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mochte dem öffentlichen Gezerre um das Holocaust-Plakat in Berlin nicht mehr länger zusehen. Am Wochenende verkündete er das „Aus". Der Holocaust eignet sich für Spiegel nicht für eine Werbekampagne, auch wenn sie noch so gut gemeint ist und um Spenden für das geplante, aber nicht unumstrittene Holocaust-Mahnmal in Berlin wirbt.
Als sich Holocaust-Überlebende über das auf dem Plakat wiedergegebene Zitat der Auschwitz-Lüge „Den Holocaust hat es nie gegeben" beschwerten und sogar Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatteten, war für Spiegel das Ende der Fahnenstange erreicht: „Das spricht doch wohl eine deutliche Sprache."
Nicht einmal mehr über die Formulierung der öffentlichen Erklärung für das „Aus" war er sich am Freitagabend mit der Sprecherin des Fördervereins, Lea Rosh, einig geworden. Mit dem Plakat wollte der Verein um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben. Rosh sprach von einer für Mitte August geplanten Abnahme des Plakats „wie vorgesehen", Spiegel hätte es lieber heute als morgen entfernt.
„Der Zentralrat ist mit irgendwelchen Entscheidungen über das Plakat nie befasst gewesen", sagte Spiegel. Schon sein Stellvertreter Michel Friedman hatte seit Tagen eine Entfernung des Plakats am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe des Geländes für das Holocaust-Mahnmal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gefordert. Er fand den Slogan „unerträglich".
Die Publizistin Rosh, die sich seit langer Zeit mit nicht nachlassendem Engagement mit ihrer Bürgerinitiative für ein Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa in der deutschen Hauptstadt „im Land und am Ort der Täter" einsetzt, versteht die Welt nicht mehr. „Noch nie haben wir so viel Interesse und Aufmerksamkeit und auch Spenden für das Holocaust-Mahnmal gehabt wie jetzt, seitdem das Plakat die Gemüter erregt."
Nein, sie habe niemand damit verletzen wollen, erst Recht natürlich nicht einen Überlebenden des Holocaust. Aber die Provokation der anderen sei doch gelungen, die Deutschen würden wieder so lebhaft wie selten und noch dazu in breiten Bevölkerungskreisen über den Massenmord an den Juden reden, den viele Deutsche lieber als historisches Kapitel zu den Akten legen wollten.
Was ist bei der Plakataktion falsch gelaufen? Die kleingedruckten Erklärungen zu der zitierten Holocaust-Lüge waren offenbar einfach zu klein. Und Ironie war noch nie eine deutsche Stärke. Beides zusammen musste zu einem „öffentlichen Ärgernis" führen. Das hätte den Plakatentwerfern jeder Psychologe sagen können.
So war Beifall von der falschen Seite und der Zorn der Betroffenen programmiert.
Und Ärger um ein Mahnmal, das noch gar nicht steht und das mit seinen 2700 Betonstelen, wenn sie bis 2004 für rund 50 Millionen Mark errichtet worden sind, noch genug Gesprächsstoff bieten wird.
Wilfried Mommert – 05.08.2001 18:17
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Walsroder Zeitung Politik 5.8.2001 21:11
WZ-NET
Umstrittene Holocaust-Plakataktion wird vorzeitig beendet
Berlin (dpa) - Früher als geplant wird die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin bereits Mitte August beendet.
Der Zentralrat der Juden in Deutschland bestehe sogar auf einer sofortigen Entfernung der Plakate, sagte der Präsident des Zentralrats, Paul Spiegel, der dpa.
Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal hatte zuvor mitgeteilt, sie habe sich mit Spiegel auf die Beendigung bis Mitte August verständigt. Eine angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst.
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Tirol Online Politik 5.8.2001 19:51
Paul Spiegel riss die Geduld - Das Holocaust-Plakat verschwindet
Beschwerden von Überlebenden sprechen "doch wohl eine deutliche Sprache".
Berlin - Am Ende riss Paul Spiegel die Geduld: Der eher als zurückhaltend bekannte Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland mochte dem öffentlichen Gezerre um das Holocaust-Plakat in Berlin nicht mehr länger zusehen. Am Freitagabend verkündete er das "Aus". Der Holocaust eignet sich für Spiegel nicht für eine Werbekampagne, auch wenn sie noch so gut gemeint ist und um Spenden für das geplante, aber nicht unumstrittene Holocaust-Mahnmal in Berlin wirbt.
Als sich Holocaust-Überlebende über das auf dem Plakat wiedergegebene Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge "Den Holocaust hat es nie gegeben" beschwerten und sogar Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatteten, war für Spiegel das Ende der Fahnenstange erreicht. "Das spricht doch wohl eine deutliche Sprache", sagte er der dpa.
Nicht einmal mehr über die Formulierung der öffentlichen Erklärung für das "Aus" war er sich am Freitagabend mit der Sprecherin des Fördervereins, Lea Rosh, einig geworden. Mit dem Plakat wollte der Verein um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben. Rosh sprach von einer für Mitte August geplanten Abnahme des Plakats "wie vorgesehen", Spiegel hätte es lieber heute als morgen entfernt.
"Der Zentralrat ist mit irgendwelchen Entscheidungen über das Plakat nie befasst gewesen", sagte Spiegel. Schon sein Stellvertreter Michel Friedman hatte seit Tagen eine Entfernung des Plakats am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe des Geländes für das Holocaust-Mahnmal zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz gefordert. Er fand den Slogan "unerträglich".
Die umtriebige Publizistin Rosh, die sich seit über einem Jahrzehnt mit nicht nachlassendem Engagement mit ihrer Bürgerinitiative für ein Mahnmal für die ermordeten Juden in Europa in der deutschen Hauptstadt "im Land und am Ort der Täter" einsetzt, versteht die Welt nicht mehr. "Noch nie haben wir so viel Interesse und Aufmerksamkeit und auch Spenden für das Holocaust-Mahnmal gehabt wie jetzt, seitdem das Plakat die Gemüter erregt."
Nein, sie habe niemand damit verletzen wollen, erst Recht natürlich nicht einen Überlebenden des Holocaust. Aber die Provokation der anderen sei doch gelungen, die Deutschen würden wieder so lebhaft wie selten und noch dazu in breiten Bevölkerungskreisen über den Massenmord an den Juden reden, über den viele Deutsche langsam den Mantel der Geschichte ausbreiten wollten, meint Rosh.
Dennoch war Kritikern das Kleingedruckte zu klein. Und Ironie war noch nie eine deutsche Stärke. Beides zusammen führte zu einem "öffentlichen Ärgernis", das die Plakatentwerfer wohl hätten erwarten können. So waren Beifall von der falschen Seite und Zorn der Betroffenen scheinbar programmiert. Und Ärger um ein Mahnmal, das noch gar nicht steht und das mit seinen 2700 Betonstelen, wenn sie von Peter Eisenman bis 2004 für rund 50 Millionen Mark (25,6 Mill. Euro/352 Mill. S) errichtet worden sind, noch für genügend Gesprächsstoff sorgen dürfte.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung Politik 5.8.2001 20:0
Holocaust: Umstrittenes Holocaust-Plakat wird Mitte August abgenommen
3. Aug. 2001 Die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust- Mahnmal in Berlin wird nicht verlängert und Mitte August wie vorgesehen abgenommen. Darauf verständigte sich Lea Rosh vom Förderverein für das geplante Mahnmal mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel. Die angedachte Verlängerung werde nicht mehr ins Auge gefasst, sagte Rosh an diesem Freitag.
Spiegel hatte seine Bedenken gegen das Plakat wiederholt geäußert, weil es seiner Ansicht nach mit dem Zitat „den holocaust hat es nie gegeben" zu Missverständnissen Anlass gab. Auch eigne sich der Holocaust nicht für eine Werbekampagne. Gleichzeitig hatte er Rosh jedoch gegen Vorwürfe in Schutz genommen, sie leiste sogar der so genannten Auschwitz-Lüge Vorschub, wie es in einer Anzeige wegen Volksverhetzung hieß, die ein Holocaust-Überlebender gestellt hatte.
„Das Mahnmal nicht beschädigen"
Zur Begründung der jetzigen Entscheidung sagte Rosh, Spiegel habe sich stets fair gegenüber dem Förderverein verhalten, der mit dem Plakat um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal werben will. „Uns liegt an einem guten Verhältnis zu Spiegel und zum Zentralrat. Und wenn er mich um etwas bittet, dann höre ich hin. Wir wollen vor allem die Sache, also das Mahnmal, nicht beschädigen." Die Proteste gegen das großformatige Plakat am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Gelände für das geplante Holocaust-Denkmal hatten in den letzten Tagen zugenommen und gipfelten in Strafanzeigen wegen angeblicher Volksverhetzung. Das Plakat hatte aber auch prominente Unterstützer wie den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit (SPD) gefunden und war seit dem 21. Juli in kleineren Versionen zeitweilig auch in anderen Städten wie Hamburg, Hannover, Düsseldorf, München und Essen zu sehen.Es trägt vor dem Hintergrund einer idyllischen Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge mit dem klein gedruckten Zusatz:
„Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas." Laut Rosh haben seit Beginn der Plakataktion die früher ins Stocken geratenen Spenden wieder kräftig zugenommen. Auch gebe es seitdem wieder eine offene Diskussion um den Holocaust, den viele schon „als Geschichte ad acta" gelegt hätten. Vor allem habe man damit auch wesentlich breitere Bevölkerungsschichten als bisher erreichen können, die sich plötzlich für das Thema interessierten, meinte Rosh.
„Unerträglich"
Zu den vehementesten Gegnern der Aktion gehörte der stellvertretende Präsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman. „Das Plakat muss weg", hatte er am Donnerstag öffentlich gefordert. Der gewählte Slogan sei unerträglich. Das Holocaust-Mahnmal zwischen dem Brandenburger Tor und Potsdamer Platz wird nach einem Entwurf des amerikanischen Architekten Peter Eisenman gebaut und soll im Jahr 2004 fertig sein. Für die Errichtung von rund 2.700 Betonstelen in Verbindung mit einem unterirdischen „Ort der Information" soll im Herbst der Grundstein gelegt werden. Die Kosten in Höhe von 50 Millionen Mark (25,5 Millionen Euro) trägt der Bund. Der Förderkreis will aus Spendenmitteln fünf Millionen Mark bereitstellen und vor allem die Ausstattung des Informationssaales unter anderem mit der Dokumentation der Namen von fünf Millionen ermordeter Juden finanzieren.
Text: @kue, mit Material von dpa
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Frankfurter Neue Presse Vermischtes 4.8.2001 22:51
Holocaust-Plakat wird Mitte August abgenommen
Die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal wird Mitte August wie vorgesehen abgenommen. Darauf verständigte sich Lea Rosh vom Förderverein ...
(Der Volltext war nicht mehr zugänglich)
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Neue Ruhr Zeitung Politik 5.8.2001 22:40
Holocaust-Plakataktion wird bald beendet
Zentralrat der Juden besteht auf Sofort-Stopp. Paul Spiegel fühlt sich von Lea Rosh getäuscht. Sein Vorwurf: Rechtsradikale nutzen Missverständnisse für ihre Zwecke aus.
HAMBURG. Im Streit um die Plakat-Werbung für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin fühlt sich der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, von der Vorsitzenden des Förderkreises für das Mahnmal, Lea Rosh, getäuscht. "Es hat zwischen uns eine klare Vereinbarung gegeben, die umstrittene Plakataktion diese Woche zu beenden. Jetzt wird dies in Frage gestellt," sagte Spiegel. Er forderte erneut das sofortige Ende der Plakataktion. Angesichts der verletzten Gefühle und zahlreicher Proteste von NS-Opfern sei es nicht zu verantworten, "dass diese provozierende Werbung weiterläuft". Nach Ansicht des Zentralrats-Präsidenten ist mit der Plakataktion das Gegenteil von dem erreicht worden, was man gewollt habe: Sie spalte Opfer des NS-Regimes und Unterstützer des Mahnmals. Zudem missbrauchten schon heute "Rechtsradikale das Plakat zu Propaganda-Zwecken".
Das Plakat trägt vor dem Hintergrund einer Bergseelandschaft das groß gedruckte Zitat der so genannten Auschwitz-Lüge (Den Holocaust hat es nie gegeben) mit dem klein gedruckten Zusatz: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten. In 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas." (ddp/dpa)
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Berliner Morgenpost Lokales 5.8.2001 22:25
Berlin-Infos
150 Wissenschaftler gegen das umstrittene Holocaust-Plakat
Gegen die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal mit dem Satz «Den Holocaust hat es nie gegeben» haben nun auch 150 internationale Wissenschaftler Stellung bezogen. In einem Appell fordern die Historiker und Kulturwissenschaftler aus Deutschland, Frankreich, den USA, Israel und Österreich «den sofortigen Abbruch dieser unsinnigen Kampagne».
Der Aufruf soll heute auch dem Initiator der Aktion, dem Förderverein von Lea Rosh, und den Bundestagsparteien übermittelt werden. Unter den Unterzeichnern sind bekannte Holocaust-Forscher wie Saul Friedländer und Hans Mommsen. Dpa
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Stuttgarter Zeitung -- Samstag, der 4. August 2001 / 11:11 Uhr
Holocaust-Plakat wird abgehängt
BERLIN (AFP/dpa). Das umstrittene Holocaust-Plakat wird nur noch bis Mitte August in Berlin hängen. Die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden, Lea Rosh, sagte, die Kampagne werde nicht verlängert. Sie habe am Freitag mehrere Male mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, telefoniert. Dieser habe sie gebeten, die Kampagne einzustellen. Sie habe sich mit ihm auf die Beendigung bis Mitte August verständigt. Spiegel widersprach und meinte, er habe auf eine sofortige Beendigung der Aktion bestanden, doch habe Rosh technische Gründe geltend gemacht, die dem entgegenstünden.
Die Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet, nachdem Anzeigen gegen das Plakat eingegangen waren. Mit dem Plakat wirbt der Förderkreis um Spenden. Es zeigt eine idyllische Gebirgslandschaft, vor der der Spruch "Den Holocaust hat es nie gegeben'' steht. Kleiner gedruckt schreiben die Initiatoren weiter: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten - in 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas.''
Initiert worden war die Aktion von Lea Rosh. Spiegel bemängelte: "Ich glaube, aufgrund der Diskussion hat das Plakat den Zweck nicht erfüllt.''
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N24 (TV-News)
Samstag, der 4. August 2001 / 02:44 Uhr
Holocaust-Plakat wird abgenommen
Provokante Spendenwerbung wird Mitte August eingestellt
Das umstrittene Holocaust-Plakat mit dem provokanten Spruch "Den Holocaust hat es nie gegeben" wird nur noch bis Mitte August in Berlin hängen. Die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden, Lea Rosh, sagte der Nachrichtenagentur AFP am Freitag in Berlin, die Kampagne werde nicht verlängert. Sie habe am Freitag mehrere Male mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, telefoniert. Dieser habe sie gebeten, die Kampagne nicht weiter zu machen. "Einem Mann wie Spiegel kann ich eine solche Bitte nicht abschlagen", sagte sie. Ihr liege daran, dass das Ansehen des Denkmals nicht beschädigt werde. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte Ermittlungen wegen Volksverhetzung eingeleitet, nachdem mehrere Anzeigen gegen das Plakat eingegangen waren.
Spiegel hatte bereits im Deutschlandradio Berlin seine Forderungen begründet. "Ich glaube, aufgrund der Diskussion hat es den Zweck nicht erfüllt," sagte Spiegel. Gleichzeitig nahm Spiegel die Initiatorin Lea Rosh in Schutz. Dieser könne nicht unterstellt werden, mit der Aktion rassistisch oder antisemitisch oder rechtsradikal wirken zu wollen. Deshalb sehe er in der Werbung keine Straftat. Spiegel sagte dem Sender, er sei erschrocken gewesen, als er die Werbung sah. "Ich frage mich, ob jemand, der an diesem Plakat mit dem Taxi vorbeifährt und die Überschrift sieht - ob dieser jemand sagt, halt mal an, ich will das Kleingedrucke sehen." Seiner Ansicht nach eigne sich der Holocaust grundsätzlich nicht für Werbekampagnen, sagte der Zentralrats-Vorsitzende.
Mit dem Plakat wirbt der Förderkreis zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden um Spenden für das geplante Holocaust-Mahnmal in Berlin. Es zeigt eine idyllische Gebirgslandschaft, vor der der Spruch "Den Holocaust hat es nie gegeben" steht. Kleiner gedruckt schreiben die Initiatoren weiter: "Es gibt immer noch viele, die das behaupten - in 20 Jahren könnten es noch mehr sein. Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas." Initiert worden war die Aktion von der Förderkreisvorsitzenden Rosh.
Der Bundestag hatte 1999 die Errichtung des Holocaust-Mahnmals beschlossen, für das sich der private Förderkreis jahrelang eingesetzt hatte. Das Mahnmal soll nach dem Konzept des US-Architekten Peter Eisenman südlich des Brandenburger Tores errichtet werden. Es sieht ein Steinlabyrinth aus 2700 Betonstelen vor, das durch einen unterirdischen Ort der Information ergänzt wird.
03.08.2001 19:27:24
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Der Standard (Wien, Österreich)
Donnerstag, der 2. August 2001 / 19:22 Uhr
Friedman nennt Spendenaufruf für Holocaust-Mahnmal "unerträglich"
Gleichzeitig nahm Friedman die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Mahnmals, Lea Rosh, in Schutz.
Noch schlimmer sei jedoch die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft
Berlin - Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Michel Friedman, hält den Spendenaufruf für das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas für "unerträglich". Das Riesenplakat an einem Berliner Bankgebäude am Pariser Platz mit der Aufschrift "Den Holocaust hat es nie gegeben" müsse weg, forderte er im Berliner "Tagesspiegel".
Gleichzeitig nahm Friedman die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung des Mahnmals, Lea Rosh, in Schutz. Der wahre Skandal sei nicht das Plakat, sondern die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft gegenüber dem Mahnmal. Der Förderkreis habe bislang nur eine Million Mark Spendengelder einsammeln können. Deshalb sei das provokative Plakat ein "misslungener Hilfeschrei".
Kritik am Plakat äußerte auch der Präsident des Zentralrats, Paul Spiegel. Wie Friedman bezeichnete er aber die Strafanzeige eines ehemaligen KZ-Häftlings gegen den Förderkreis als falsch. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Förderkreis wegen des Verdachts der Volksverhetzung. Rosh verteidigte zwar den Spendenaufruf, kündigte aber an, dass die nächste Kampagne im Frühjahr "viel zurückgenommener" sein werde. (APA)
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Der Tagesspiegel 2.08.2001
Holocaust-Plakat - Michel Friedman: Plakat muss weg
Slogan "unerträglich" / Kritik an Anzeige wegen Volksverhetzung / Wowereit verteidigt Lea Rosh - von Frank Jansen
Die Kritik an dem Riesenposter mit der Aufschrift "den holocaust hat es nie gegeben" wird schärfer.
"Das Plakat muss weg", sagte gestern Michel Friedman, Vizepräsident des Zentralrats der Juden. Er empfinde den Slogan im Spendenaufruf des Förderkreises für die Errichtung des Holocaust-Mahnmals als "unerträglich". Die Aussage prangt auf dem Plakat, vor einer Bergkulisse, am Gebäude der DG-Bank am Pariser Platz. Der Vorwurf eines ehemaligen KZ-Häftlings, der Förderkreis betreibe mit diesem Spendenaufruf Volksverhetzung, stößt jedoch weithin auf Unverständnis. "Wer in der heutigen Medienwelt Aufmerksamkeit erregen will, muss auch mal provozieren", sagte gestern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Er hatte am 19. Juli zusammen mit weiteren Politikern sowie dem Förderkreis das "Mega Poster" präsentiert.
Aus Empörung über den Slogan haben, wie berichtet, mehrere Personen Anzeige erstattet. Unter ihnen befindet sich ein Berliner Jude, der im KZ gesessen und Angehörige in Auschwitz verloren hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Förderkreis wegen des Verdachts der Volksverhetzung.
"Wer sich mit der Textzeile und der Erläuterung auseinander setzt, kann das Plakat nicht missverstehen", sagte Wowereit. Auch die Fraktionschefin der Berliner Grünen, Sibyll Klotz, verteidigte den Spendenaufruf und nannte ihn "genial". Sie habe aber Verständnis für Holocaust-Überlebende, die sich von dem Slogan getroffen fühlen. "Das ist nicht lächerlich", sagte Klotz. Mit diesem Wort hatte Lea Rosh, die Vorsitzende des Förderkreises, auf die Strafanzeige reagiert. Unterdessen hat sich die Stiftung für das Holocaust-Mahnmal von dem Aufruf des Förderkreises distanziert. Salomon Korn, Mitglied des Stiftungskuratoriums, warf Lea Rosh sogar "Holzhammer-Methoden" vor.
Gegen den Vorwurf der Volksverhetzung nahm auch Paul Spiegel, Präsident des Zentralrats der Juden, den Förderkreis in Schutz. Spiegel betonte jedoch, das Plakat sei misslungen. "Dass sich ein Überlebender durch die Textzeile verletzt fühlt, kann ich verstehen", sagte Spiegel, "aber nicht, dass Strafanzeige gestellt wird". Auch Friedman hält eine Anzeige für falsch, warnte aber: "Wenn 25 Prozent der Jugendlichen nicht wissen, was Auschwitz war, können sie durch ein solches Plakat verführt werden."
Friedman verteidigte Rosh aber auch: "Der wahre Skandal ist nicht das Plakat, sondern die Gleichgültigkeit in der Gesellschaft gegenüber dem Projekt des Holocaust-Mahnmals". Der Förderkreis habe bislang lediglich eine Million Mark Spendengelder sammeln können. "Das ist ein Offenbarungseid dieser Gesellschaft, was die Identifikation mit dem Mahnmal angeht", sagte Friedman. Deshalb sei das Plakat ein "misslungener Hilfeschrei".
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Der Tagesspiegel 2.08.2001
Holocaust-Plakat: "Die nächste Kampagne wird viel zurückgenommener"
Frau Rosh, Sie haben die Vorwürfe des ehemaligen KZ-Häftlings als "lächerlich" bezeichnet. Das klingt kaltschnäuzig ...
Die Vokabel war nicht gut. Sie war nicht auf den Mann bezogen, sondern darauf, dass dem Förderkreis die Leugnung des Holocaust unterstellt wird.
Berührt es Sie nicht, dass ein Jude, der selber im KZ gelitten hat und Familienangehörige in Auschwitz verlor, ein Plakat mit dem Satz "den Holocaust hat es nie gegeben" als Zumutung und Volksverhetzung empfindet?
Es berührt mich natürlich schon. Weil mich berührt, was in dem Mann los ist. Ich weiß, was das heißt, wenn wieder diese ganzen schrecklichen Erinnerungen aufgewühlt werden, denn ich habe mit ungefähr 200 Überlebenden des Holocaust Interviews gemacht. Es tut mir auch für den Mann sehr Leid. Aber mir tut für ihn noch mehr Leid, dass er dieses Plakat so missversteht. Weil er die Augen zumacht vor dem, was wir sagen. Der Satz ist ein Zitat, das nimmt er offenbar nicht zur Kenntnis. Sonst könnte er uns nicht die Leugnung des Holocaust unterstellen. Und er nimmt die Erklärung nicht zur Kenntnis, dass viele Leute heute noch den Holocaust leugnen. Wir schreiben ja extra "Spenden Sie deshalb für das Denkmal für die ermordeten Juden Europas".
Wären Sie aus Rücksicht auf die Empfindungen ehemaliger KZ-Häftlinge bereit, das Plakat an der DG Bank abhängen zu lassen?
Das ginge nun wirklich zu weit, wegen einer Strafanzeige dieses Plakat abzunehmen. Es gibt ja auch andere Opfer, deren Zustimmung zum Spendenaufruf kann man doch nicht ignorieren.
Außerdem besteht der Förderkreis nicht aus Leuten, die so eine Kampagne leichtfertig aus dem Ärmel schütteln. Wir haben wochenlang mit der Agentur geredet. Zunächst hatte der Slogan sogar keine Anführungsstriche. Ich habe darauf bestanden, sie einzufügen. Übrigens hat der Förderkreis einen ersten Entwurf abgelehnt. Da war auf einem Plakat ein gelber Stern zu sehen, und darunter stand in kleiner Schrift "Zukunft braucht Erinnerung". Da habe ich gesagt, das kann man den Menschen nicht antun, da zuckt man zusammen. Obwohl die Idee natürlich intellektuell richtig ist, zu sagen: Man nimmt damit den Nazis die Stigmatisierung dieses Sterns weg.
Glauben Sie weiterhin, der Holocaust eigne sich für einen Werbegag mit Berglandschaft?
Es ist kein Werbegag. Das weise ich wirklich von uns. Wir machen keine Gags. Wir kämpfen seit 13 Jahren um dieses Denkmal. Dass wir Gags landen, das lasse ich nicht auf uns sitzen. Der Förderkreis meint es sehr ernst. Aber man dringt mit herkömmlichen oder gut gemeinten Projekten heute nicht mehr durch. Wir haben auf dem Gelände des Mahnmals eine Lichtinstallation gemacht, die war sehr schön. Doch nur eine Zeitung hat berichtet und ein Farbfoto gebracht. Das haben wir am Zaun aufgehängt. Es ist nicht eine einzige Mark auf unserem Konto angekommen. Die heutige Zeit ist eben grobschlächtiger, darauf müssen wir reagieren.
Sind Sie etwa für grobschlächtigen Umgang mit dem Holocaust?
Die nächste Kampagne, die wir im Frühjahr machen, ist viel zurückgenommener. Sie zeigt stilisiert das Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals. Ich finde das Motiv sehr schön. Wir hatten es schon zusammen mit dem jetzigen Bild in der Schublade. Aber der Förderkreis hat bewusst entschieden, zunächst mit einer provozierenden Kampagne endlich die Gleichgültigen wachzurütteln und einzubeziehen in die Spendenkampagne.
Das Gespräch führte Frank Jansen.
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Der Tagesspiegel: Mittwoch, der 4. Juli 2001
Stadtmenschen: Im Salon flogen keine Eier
Die etwa 100 bildungsbürgerlichen Zuhörer des Frage-und Antwortspiels, zu dem Lea Rosh die PDS-Landesvorsitzende in ihren "Salon am Märkischen Ufer" eingeladen hatte, wahrten die Contenance, obwohl sicher der eine oder andere Ängste vor der "roten Gefahr aus dem Osten" hat.
4.07.2001
Stadtmenschen - Im Salon flogen keine Eier
hema
Nur einen Eierwurf entfernt ist der Alexanderplatz vom Märkischen Ufer. Am Montagabend trennten beide Orte Welten. Während auf dem Alexanderplatz eine aufgebrachte Menge mit glitschigen Geschossen die CDU-Spitze verjagte, lief fast zeitgleich Petra Pau im feinen "Ermelerhaus" keine Gefahr, mit Eiern beworfen zu werden. Die etwa 100 bildungsbürgerlichen Zuhörer des Frage-und Antwortspiels, zu dem Lea Rosh die PDS-Landesvorsitzende in ihren "Salon am Märkischen Ufer" eingeladen hatte, wahrten die Contenance, obwohl sicher der eine oder andere Ängste vor der "roten Gefahr aus dem Osten" hat. Dabei leuchtete nicht mal mehr der mäckikurze Schopf Petra Paus so aufrührerisch rot wie noch vor einigen Jahren. Stattdessen trat die PDS-Landeschefin in seriösem, durchaus koalitionsfähigem grauen Nadelstreifen auf, Lea Rosh lief ihr modisch den Rang ab: in seidenglänzendem Schwarz japanisch à la Design Yamamoto gestylt, an den nackten Füssen dazu passend hölzerne Trippen und als Farbtupfer Grün an Brille, Ring, Uhr und Kette. Verbal waren beide ebenbürtig - und fast ohne Schärfe. Geduldig erklärte Petra Pau, warum sich ihre Partei nicht für den Mauerbau entschuldigt habe. Artig antwortete die PDS-Landeschefin auch auf eine polemische Frage - am Abend das Höchste an Kritik, zu der sich die distinguierten Salonbesucher aufrafften, unter ihnen der Schriftsteller Lutz Rathenow und das Rechtsanwalt-und-Galeristin-Ehepaar Lothar und Eva Poll. Was sie denn eigentlich auf der SED-Parteihochschule gelernt habe, wollte einer von Petra Pau wissen. Nur was sie gegen den "Niedergang Deutschlands" zu unternehmen gedenke - gemeint war der Geburtenrückgang - machte die kinderlose junge Frau leicht hilflos. Dass Pau gern kocht, keine Mikrowelle hat und ihren Balkongarten liebt, verriet Rosh über ihren Gast und gab der Erkälteten zuletzt mütterlich einen Rat mit auf den Weg zum nächsten Abendtermin - "gegen Halsschmerzen hilft Salbeitee". Für die Salonbesucher gabs Wein und Häppchen - und beim nächsten Salon gibts Wowereit dazu.
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Freies Wort Politik 5.8.2001 20:46
Goslarsche Zeitung Vermischtes 5.8.2001 20:58
Ostthüringer Zeitung Politik 5.8.2001 18:35
Remscheider GA Politik 5.8.2001 18:39
Westfälische Rundschau Politik 5.8.2001 20:48
Zeitungsgruppe WAZ Vermischtes 5.8.2001 21:23
Umstrittene Holocaust-Plakataktion wird vorzeitig beendet
Berlin (dpa) - Früher als geplant wird die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin bereits Mitte August beendet. Der Zentralrat ...
Stuttgarter Zeitung Politik 4.8.2001 8:57
Holocaust-Plakat wird abgehängt
BERLIN (AFP/dpa). Das umstrittene Holocaust-Plakat wird nur noch bis Mitte August in Berlin hängen. Die Vorsitzende des Förderkreises zur Errichtung d ...
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Sindelfinger, Böblinger Zeitung Politik 4.8.2001 8:51
Stuttgarter Nachrichten Politik 4.8.2001 8:54
Holocaust-Plakat wird abgenommen Berlin (dpa) - Die umstrittene Plakatwerbung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin wird nicht verlängert und Mitte August wie vorgesehen abgenommen. Dar ...
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