Presse-Infos zum Fall >Malloth<

 

 

SS-Scharführer Anton Malloth

 

Berliner Zeitung Dienstag, 24. April 2001

Prozess gegen NS-Aufseher - Häftlinge bestialisch getötet

epd  MÜNCHEN, 23. April. In München hat am Montag der Prozess gegen den ehemaligen Aufseher Anton Malloth vor dem Landgericht begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 89-Jährigen Mord in drei Fällen vor. Der ehemalige SS-Scharführer soll demnach 1944 und 1945 drei Häftlinge im Gestapo-Gefängnis Theresienstadt, das im heutigen Tschechien liegt, bestialisch ermordet haben. Malloth streitet die Vorwürfe ab.

Bereits 1948 war Malloth von einem tschechoslowakischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Doch das Urteil wurde 1969 wieder aufgehoben. Seit den siebziger Jahren waren von der Staatsanwaltschaft Dortmund immer wieder Ermittlungen gegen Malloth geführt worden, zu einer Anklage kam es erst in München im Dezember 2000. Nach dem Krieg lebte der Angeklagte als Handelsvertreter zunächst in Österreich und dann Italien.

Unterdessen wurden am Montag Befangenheitsvorwürfe gegen den Vorsitzenden Richter im Malloth-Prozess, Jürgen Hanreich, laut. Dessen Vater sei im Dienste des NS-Regimes von 1939 bis 1944 als Landesgerichtsrat und später als Oberlandesgerichtsrat in Leitmeritz (Litomerice) tätig gewesen, bestätigte das staatliche Archiv für die Region Nordböhmen in Most am Montag. Der Umstand, dass Hanreichs Vater unter dem NS-Regime Richter war, sei für das Verfahren eine Belastung, sagte der Vorsitzende der Gedenkstätte Theresienstadt, Jan Munk. (Reuters, epd)

Ein Service von Berliner Zeitung,

 

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Tagesschau Vermischtes 23.4.2001 21:54

NS-Verbrechen: Prozess gegen Malloth eröffnet

 

In der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim hat der Prozess gegen den früheren SS-Scharführer Anton Malloth begonnen. Der 89-Jährige soll im Gefängnis der Gestapo im tschechischen Theresienstadt zwischen 1943 und 1945 mindestens drei jüdische Häftlinge ermordet haben.

Malloth soll einen Häftling mit Stockschlägen und Stiefeltritten umgebracht haben, nur weil dieser sich nicht ordnungsgemäß zurückgemeldet hatte. Zwei andere Häftlinge ließ er nach Zeugenaussagen bei eisigen Temperaturen nackt antreten und solange mit kaltem Wasser bespritzen, bis sie tot zusammenbrachen.

Der international beachtete Prozess ist auf zwölf Wochen terminiert. Mediziner erklärten den Angeklagten, der an Speiseröhrenkrebs erkrankt ist, für verhandlungs- und haftfähig. Das Gericht gab aber dem Antrag der Verteidigung statt, ein weiteres psychologisches Gutachten anzufordern. Es soll klären, ob Malloth komplexe Sachverhalte erfassen kann.

Malloth hat bislang alle Vorwürfe abgestritten oder die Aussage verweigert. Sein Verteidiger kündigte an, er werde sich den ganzen Prozess über nicht äußern. Der Vorsitzende Richter Jürgen Hanreich appellierte an den Angeklagten, die Taten zu gestehen. Das würde den Zeugen, die sonst anreisen müßten, viel ersparen.

 

Jahrzehntelang unbehelligt

Malloth war 1948 in der damaligen Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. 1968 hob der Oberste Gerichtshof in Prag das Urteil auf, um eine Auslieferung zu erreichen. Aufgrund juristischer Schlampereien kam diese jedoch nie zustande. Malloth lebte mit Frau und Tochter weiter unbehelligt in Südtirol und ab 1988 in einem Münchner Altersheim. Zwei Verfahren der deutschen Justiz wurden mangels sicherer Beweise eingestellt. Auslöser für den aktuellen Prozess waren die Aussagen eines bislang unbekannten Augenzeugen aus Tschechien.

 © ARD-aktuell

 

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Reuters Politik 23.4.2001 21:38

KZ-Aufseher Malloth als verhandlungsfähig erklärt

Zuletzt aktualisiert: 23 Apr 2001 15:04 GMT+00:00 (Reuters)

 

München (Reuters) - Vor dem Münchner Landgericht hat am Montag ein Prozess gegen einen früheren Aufseher im Konzentrationslager Theresienstadt wegen des Verdachts des dreifachen Mordes begonnen. Ein medizinischer Gutachter bescheinigte dem Angeklagten Anton Malloth, dass er verhandlungsfähig sei. Der Vorsitzende Richter Jürgen Hahnreich gab allerdings einem Antrag der Verteidigung statt, wonach ein psychologisches Gutachten klären soll, ob der 89-jährige frühere SS-Scharführer dem Prozess überhaupt folgen kann.

Der grauhaarige Malloth wurde im Rollstuhl in den Verhandlungssaal in der Haftanstalt München-Stadlheim gefahren. Malloth, der alle Vorwürfe abstreitet, lehnte eine Aussage ab.

Der Richter forderte Malloth auf, zur Aufklärung der Vorkommnisse in dem KZ im heutigen Tschechien beizutragen. Malloth wischte sich mehrmals mit einem Taschentuch über das Gesicht. Er könne den Richter nicht hören, sagte er mehrmals.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, 1944 und 1945 drei Häftlinge bestialisch ermordet haben. Zwei nackte Häftlinge soll der gebürtige Österreicher im Januar 1944 bei Minusgraden so lange mit Wasser bespritzt haben lassen, bis sie starben. Wenige Monate später soll Malloth einen Häftling eigenhändig mit einem Stock erschlagen und dabei als "Stinkjude, Judensau" beschimpft haben. Nachdem der Mann tot zu Boden gefallen sei, habe er im Gefängnishof noch weiter auf die stark blutende Leiche eingetreten, heißt es in der Anklageschrift.

Malloth war bereits 1948 von einem tschechoslowakischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde 1969 wieder aufgehoben, weil während des ersten Prozesses nicht alle Aspekte des Falls erfasst wurden. Seit den siebziger Jahren waren von der Staatsanwaltschaft Dortmund immer wieder Ermittlungen gegen Malloth geführt worden, zu einer Anklage kam es aber erst in München im Dezember 2000

In der Nachkriegszeit lebte der Angeklagte als Handelsvertreter in zunächst in Österreich und dann Italien. 1988 wiesen ihn die italienischen Behörden aus. Seitdem wohnt er im Großraum München. Seit Mai 2000 sitzt der gelernte Metzger in Untersuchungshaft.

 

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Netzeitung Politik 23.4.2001 21:33

Mordprozess gegen früheren SS-Mann Anton Malloth

23. Apr 14:09, ergänzt 16:50

 

Der mutmaßliche NS-Verbrecher Malloth hat vor Gericht die Aussage verweigert.

Ihm werden Morde an Häftlingen der Gestapo vorgeworfen.

 

MÜNCHEN. Wegen des Vorwurfs des dreifachen Mordes sowie des Mordversuchs muss sich seit Montag der ehemalige KZ-Aufseher Anton Malloth vor dem Münchner Landgericht verantworten. Der 89-Jährige, der von 1940 bis 1945 SS-Aufseher im Gestapo-Gefängnis Theresienstadt war, verweigerte zum Prozessbeginn die Aussage. Sein Verteidiger Ernst-Günter Popendicker kündigte am Rande der Verhandlung an, dass Malloth sich im gesamten Prozess nicht äußern werde.

Bisher hatte Malloth stets jede Tatbeteiligung bestritten oder die Aussage verweigert. Richter Jürgen Hanreich appellierte an den Angeklagten, zu gestehen, falls er die Taten begangen habe. Dies würde Zeugen, die sonst anreisen müssten, viel ersparen. Zu dem Prozess 56 Jahre nach Kriegsende sagte der Richter: „Wir haben eine Verpflichtung den Menschen gegenüber, die unsägliches Unrecht erlitten haben.“

 

Verhandlung hinter Gittern

Aus Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Angeklagten findet der Prozess im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim statt.

Der Angeklagte wurde im Rollstuhl in den Saal gefahren. Mediziner erklärten Malloth, der im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht wurde, zum Prozessauftakt für verhandlungs- und haftfähig.

 

Nicht um jeden Preis

Das Gericht gab aber einem Antrag der Verteidigung auf ein psychologisches Zusatzgutachten statt. Von den Medizinern sei nicht geklärt worden, ob Malloth komplexe Sachverhalte erfassen könne, sagte sein Verteidiger. Hanreich versicherte mit Blick auf den Gesundheitszustand des Angeklagten, dass es keinen Prozess um jeden Preis geben werde. Auf Hanreichs Frage, ob er zu den Vorwürfen aussagen wolle, sagte der 89-Jährige lediglich: „Ich komm' da nicht richtig mit.“ Ansonsten verwies er nur darauf, dass er schlecht höre. Oft starrte Malloth unbeteiligt durch den Saal.

Zahlreiche ausländische Medienvertreter reisten zu dem Prozess an, darunter Journalisten aus Israel und Vertreter des Wiener Simon-Wiesenthal- Zentrums.

 

Juristisches Tauziehen

Gegen Malloth, einen gelernten Fleischhauer aus Innsbruck, hatte die zunächst zuständige Staatsanwaltschaft Dortmund das Verfahren bereits drei Mal eingestellt. Die Münchner Anklagebehörde nahm das Verfahren nach einer neuen Zeugenaussage wieder auf. 

Der mutmaßliche Mörder lebte jahrelang unbehelligt zunächst in Italien und später in einem Pflegeheim in München-Pullach.

 

Vor elf Monaten wurde Malloth verhaftet, nachdem sich in Tschechien neue Zeugen gemeldet hatten.

Gegen den früheren SS-Mann wird voraussichtlich zwölf Wochen lang verhandelt. (dpa/AFP)

 

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Mittelbayerische Zeitung Politik 23.4.2001 21:19

Ehemaliger KZ-Aufseher schweigt im Prozess

 

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Kurier (Wien) Vermischtes 23.4.2001 21: 

München: Prozess gegen Ex-KZ-Aufseher Malloth

 

München - Der ehemalige KZ-Aufseher Anton Malloth muss sich ab Montag wegen dreifachen Mordes und Mordversuchs vor dem Münchner Schwurgericht verantworten. Der in Innsbruck geborene, heute 89-jährige Angeklagte soll im Konzentrationslager Theresienstadt mindestens drei Häftlinge getötet haben. Da er nur bedingt verhandlungsfähig ist, findet der Prozess im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim statt.

 

Zu dem Prozess wird eine große Zahl von Journalisten aus aller Welt erwartet. Vertreter des Simon-Wiesenthal-Centers haben sich ebenfalls angekündigt. Bis kommenden Freitag soll sich Malloth täglich zwei Stunden im Konferenzraum des Untersuchungsgefängnisses den Richtern stellen. Am ersten Tag will sich das Gericht mit der Frage der Verhandlungsfähigkeit des fast blinden und an Speiseröhrenkrebs erkrankten Angeklagten beschäftigen.

 

APA/AP/dpa/Ste

 

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Ärzte: Malloth ist verhandlungsfähig

 

Der wegen dreifachen Mordes angeklagte, mutmaßliche NS-Verbrecher, Anton Malloth ist nach Angaben von Ärzten trotz seines hohen Alters von 89 Jahren verhandlungsfähig. Zwar leide Malloth unter altersbedingten Störungen, erklärten Gutachter zu Prozessauftakt vor dem Schwurgericht München I am Montag. Er sei aber "geistig rege" und keinesfalls verhandlungsunfähig.

 

APA/jos

 

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Stuttgarter Nachrichten Politik 23.4.2001 19:7

Dem schönen Toni wird der Prozess gemacht

56 Jahre nach Kriegsende wird Anton Malloth des dreifachen Mordes angeklagt

 

München - Im Untersuchungsgefängnis  München-Stadelheim beginnt am Montag der Prozess gegen einen der letzten noch lebenden  NS-Verbrecher. Dem in Innsbruck geborenen Anton  Malloth wird vorgeworfen, als Wachhabender des  berüchtigten Untersuchungsgefängnisses Kleine  Festung bei Theresienstadt drei Menschen ermordet  und andere schwer misshandelt zu haben.

 

Von unserem Korrespondenten 

RALF MÜLLER, München

 

Der Prozess findet wegen des schlechten  Gesundheitszustands des Angeklagten im  Untersuchungsgefängnis statt. Der heute 89-Jährige  war von 1940 bis Kriegsende im Mai 1945 Aufseher  in der Kleinen Festung, die als Gefängnis der  Geheimen Staatspolizei diente und in der  überwiegend politische Gefangene inhaftiert waren. 

Viele von ihnen starben an den Misshandlungen der  Gefängnisaufseher. Die Staatsanwaltschaft wirft dem  wegen seiner Eitelkeit von den KZ-Insassen "schöner  Toni'' genannten Malloth dreifachen Mord und einen  Mordversuch vor. Obwohl Malloth nach Berichten  ehemaliger Häftlinge viel mehr Menschen getötet  haben soll, kommt es nur wegen eines im November  1999 in Tschechien aufgetauchten neuen Zeugen  zum Prozess.

Einer der Morde soll sich im September 1943 auf  einem Feld nahe Theresienstadt zugetragen haben. 

Malloth habe dabei einen Erntearbeiter jüdischer  Konfession wegen des Diebstahls eines  Blumenkohls mit den Worten "jüdische Schweine''  zunächst misshandelt und dann mit mehreren  Schüssen aus seiner Pistole getötet. Noch im  Januar 1945 habe der Angeklagte nach den  Feststellungen der Staatsanwaltschaft zwei wehrlose  Häftlinge so lange mit eiskaltem Wasser bespritzen  lassen, bis sie tot umfielen. Zudem soll er im  September 1944 auf einen Häftlinge so lange  eingeschlagen haben, bis er diesen für tot hielt. In  allen Fällen habe der Angeklagte "aus Rassenhass''  gehandelt, heißt es in der Anklageschrift.

Bis 1988 lebte Malloth praktisch unbehelligt mit  Frau und Tochter in einem eigenen Haus in Meran. 

Dabei war der frühere SS-Mann nur knapp einer  Strafe entkommen: Nach Kriegsende saß er 1949 in  Österreich in Auslieferungshaft an die  Tschechoslowakei. Nur weil Akten aus Prag zu spät  bei Gericht ankamen, musste Malloth auf freien Fuß  gelassen werden. Er konnte sich nach Südtirol  absetzen. Obwohl seit den 60er Jahren in Köln und  später in Dortmund ein Ermittlungsverfahren gegen  Malloth lief, wurde er auch später wegen zahlreicher  Pannen nicht gefasst. Mal galt er als tot, später als  verzogen. Und auch, als Italien ihn 1988 nach  Deutschland auswies, kam es zunächst nicht zum  Prozess. Im Juni 1999 wurden dann die Ermittlungen  gegen Malloth für beendet erklärt, da ihm keine  Mordtaten nachgewiesen werden konnten.

 

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Rhein Zeitung Politik 23.4.2001 18:49

Früherer KZ-Aufseher Malloth vor Gericht

Verfahren gegen 89-Jährigen wegen dreifachen Mordes:

 

München - Der ehemalige KZ-Aufseher Anton Malloth muss sich seit Montag wegen dreifachen Mordes vor dem Landgericht München verantworten. Der ehemalige SS-Mann soll in Theresienstadt mindestens drei jüdische Häftlinge zu Tode gequält oder erschlagen haben. Der Prozess findet im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim statt, um dem 89-Jährigen Fahrten zum Gericht zu ersparen. Das Gericht ordnete ein psychologisches Gutachten an, um festzustellen, ob der Greis dem Verfahren geistig folgen kann. 

Der Vorsitzende Richter Jürgen Hanreich betonte: "Ein Verfahren um jeden Preis wird es hier nicht geben." Die Justiz sei aber gegenüber den Menschen, die unter dem NS-Terror unsagbares Unrecht erlitten hatten, in der Pflicht. Vergebens appellierte der Richter an den ehemaligen SS-Scharführer, die Bluttaten zu gestehen, wenn er sie begangen habe: "Es wäre ein großer Tag, vielleicht auch für Sie!" Er würde auch den aus Tschechien angereisten Zeugen viel ersparen.

Malloth, der dem Prozess in einem Rollstuhl meist mit unbewegter Miene und scheinbar abwesend folgte, äußerte sich aber nicht.

 

Aus Rassenhass entschieden? 

Laut Anklage hatte sich der von den Häftlingen "Schöner Toni" genannte SS-Aufseher durch "eine rohe, gefühllose Gesinnung" hervorgetan. Im Januar 1945 habe er einen Häftling gezwungen, zwei nackte Mitgefangene im Hof des Gestapo-Gefängnisses Theresienstadt eine halbe Stunde lang mit kaltem Wasser abzuspritzen, bis sie tot umfielen. Im September 1944 habe er einen Mann mit 20 Stockschlägen auf den Kopf getötet, weil er sich nicht ordnungsgemäß von einem Arbeitseinsatz zurückgemeldet habe. Einen jüdischen Häftling, der beim Ernteeinsatz einen Blumenkohl unter seiner Jacke versteckte, habe Malloth nach Aussage eines Zeugen geprügelt und mehrere Pistolenschüsse auf ihn abgefeuert, bis er leblos zusammengebrochen sei. Aus Rassenhass habe Malloth nach Gutdünken entschieden, wer leben dürfe und wer nicht. 

Der Medizinprofessor Hans Dörfler und der Gefängnisarzt Thomas Fischl sagten, Malloth sei haftfähig und zeige sich im Gespräch auch geistig klar. "Er weiß, welche Vorwürfe man ihm macht", sagte Fischl. Er habe einen gutartigen Tumor an der Speiseröhre und verschiedene Gebrechen, könne aber trotz des jetzt verwendeten Rollstuhls problemlos 100 Meter an Krücken gehen.

 

1948 in Tschechien zum Tode verurteilt 

Malloth war bereits 1948 von einem tschechischen Volksgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Der gebürtige Tiroler hatte nach dem Krieg in Meran gelebt, bis die italienschen Behörden ihn 1988 nach Deutschland abschoben, wo er bis zu seiner Verhaftung im vergangenen Mai in einem Altersheim in Pullach lebte. Zwei Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Dortmund waren aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Erst Aussagen neuer tschechischer Zeugen führten zur Prozesseröffnung. 

Erst vor drei Wochen war ein anderer KZ-Aufseher in Theresienstadt, Julius Viel, wegen Mordes an sieben jüdischen Häftlingen vom Landgericht Ravensburg zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. In Deutschland sind noch weitere 24 Verfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher anhängig, wie Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum in München sagte.

 

Leserbrief: Ihre Meinung zum Thema "KZ-Aufseher Anton Malloth vor Gericht" mehr...

Zuletzt geändert am 23. April 2001 17:38 von aj

 

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Freie Presse Politik 23.4.2001 16:15

Prozessbeginn gegen ehemaligen KZ-Aufseher

Anton Malloth wird dreifacher Mord und Mordversuch vorgeworfen

 

In München hat der Mordprozess gegen den ehemaligen KZ-Aufseher Anton Malloth begonnen. Der 89-Jährige muss sich vor dem Landgericht wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes in einem Fall sowie des vollendeten Mordes in drei Fällen in dem als Konzentrationslager geführten Gestapo-Gefängnis Theresienstadt verantworten. Malloth war dort von 1940 bis 1945 SS-Aufseher. Bisher bestritt er jede Beteiligung an den Taten oder verweigerte die Aussage.

Wegen der altersbedingten Gebrechen Malloths findet der Prozess in der Münchner Justizvollzugsanstalt Stadelheim statt, wo der Angeklagte seit Mai letzten Jahres in Untersuchungshaft sitzt. Mit dem Prozessbeginn endet ein jahrelanges juristisches Tauziehen, während dessen der mutmaßliche Mörder unbehelligt zunächst in Italien und später in einem Altersheim in Pullach in München leben konnte. Alleine in Deutschland wurden gegen den 1948 in der Tschechoslowakei in Abwesenheit zum Tode verurteilten Malloth drei Ermittlungsverfahren eingeleitet, dann aber wieder eingestellt. 

Erst nachdem sich vor eineinhalb Jahren in Tschechien neue Zeugen gemeldet hatten, wurde Malloth festgenommen. Im Januar erhob die Staatsanwaltschaft München schließlich Anklage. Unter anderem wird Malloth für den grausamen Tod von zwei Häftlingen verantwortlich gemacht. Laut einem Augenzeugen soll er Anfang 1945 gemeinsam mit einem weiteren Aufseher den beiden befohlen haben, sich nackt auszuziehen. Ein dritter Häftling musste die beiden Männer anschließend mit dem Wasserschlauch abspritzen; nach einer halben Stunde brachen die Männer tot zusammen.

 

 © Copyright von AFP.  (afp)   23.4.2001

 

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Neuß-Grevenbroicher Zeitung Politik 23.4.2001 14:36

Prozess gegen mutmaßlichen NS-Verbrecher begonnen

89-jähriger früherer SS-Scharführer wegen Mordes angeklagt

 

München (rpo). Der mutmaßliche NS-Verbrecher Anton Malloth muss sich seit heute vor einem Münchner Gericht verantworten. Der 89-jährige frühere SS-Scharführer ist wegen dreifachen Mordes und eines versuchten Mordes angeklagt. Die Taten soll er in den Jahren 1943 bis 1945 begangen haben. 

Auf einer Bettdecke, im Rollstuhl sitzend, wurde der 89-jährige Anton Malloth am Montag zur Anklagebank gerollt. Ein Notarzt nahm neben ihm Platz, und um dem Greis Fahrten zu ersparen, findet der Prozess im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim statt. Aber so hinfällig, wie es den Anschein haben mochte, ist der ehemalige SS-Mann nach Angaben von Ärzten gar nicht.

 Mindestens drei Menschen soll er im KZ Theresienstadt umgebracht haben. "Er weiß, welche Vorwürfe man ihm macht", sagte Gefängnisarzt Thomas Fischl. 

Die Frage der Verhandlungsfähigkeit stand im Mittelpunkt des ersten Prozesstages. Der "Schöne Toni", wie Malloth von den Häftlingen in Theresienstadt genannt wurde, wurde im schwarzen Anzug unter dem Blitzlichtgewitter der Fotoreporter in den Saal gerollt. Mit unbewegter Miene und scheinbar abwesend saß er da und überhörte mehrfach die Fragen des Richters Jürgen Hanreich. Bisher habe er doch recht gut gehört und Kopfhörer für die Verhandlung ausdrücklich abgelehnt, klagte der Vorsitzende. Vergebens appellierte er an den ehemaligen SS-Scharführer, die Bluttaten zu gestehen, wenn er sie begangen habe: "Es wäre ein großer Tag, vielleicht auch für Sie!" Er könnte auch den aus Tschechien angereisten Zeugen viel ersparen. Doch Malloth schwieg.

Der Medizinprofessor Hans Dörfler und der Gefängnisarzt Thomas Fischl sagten, Malloth sei haftfähig und zeige sich im Gespräch auch geistig klar. Er habe einen gutartigen Tumor an der Speiseröhre, leide unter Knochenschwund und werde flüssig ernährt. Aber an Krücken könne er problemlos 100 Meter gehen. 

Das Gericht ging aber auf Nummer sicher. "Ein Verfahren um jeden Preis wird es hier nicht geben", sagte Hanreich. Wie vom Verteidiger beantragt, soll jetzt ein Psychologischer Gutachter feststellen, ob der alte Mann dem Verfahren geistig folgen kann. 

Laut Anklage hatte sich der ehemalige Fleischhauer Malloth als SS-Mann durch eine rohe, gefühllose Gesinnung" hervorgetan. Im Januar 1945 habe er einen Häftling gezwungen, zwei nackte Mitgefangene im Hof des Gestapo-Gefängnisses Theresienstadt eine halbe Stunde lang mit kaltem Wasser abzuspritzen, bis sie tot umfielen. Im September 1944 habe er einen Mann mit 20 Stockschlägen auf den Kopf getötet, weil er sich nicht ordnungsgemäß von einem Arbeitseinsatz zurückgemeldet habe. Einen jüdischen Häftling, der beim Ernteeinsatz einen Blumenkohl unter seiner Jacke versteckte, habe Malloth nach Aussage eines Zeugen geprügelt und mehrere Pistolenschüsse auf ihn abgefeuert, bis er leblos zusammengebrochen sei. Aus Rassenhass habe Malloth nach Gutdünken entschieden, wer leben dürfe und wer nicht. Malloth lebte jahrelang unbehelligt in Südtirol und zuletzt in einem Altersheim in Pullach bei München

 

 "Das ist nicht der letzte Prozess"

Malloth war bereits 1948 von einem tschechischen Volksgericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. 

Der gebürtige Tiroler hatte nach dem Krieg in Meran gelebt, bis die italienschen Behörden ihn 1988 nach Deutschland abschoben. Bis zu seiner Verhaftung im vergangenen Mai lebte er in einem Altersheim in Pullach. Zwei Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Dortmund waren aus Mangel an Beweisen eingestellt worden. Erst Aussagen neuer tschechischer Zeugen führten zur Prozesseröffnung. 

In Deutschland sind noch weitere 24 Verfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher anhängig, wie Efraim Zuroff vom Simon-Wiesenthal-Zentrum sagte. "Und der medizinische Fortschritt sorgt dafür, dass einige noch in hervorragender Verfassung sind. Das ist nicht der letzte Prozess." Erst vor drei Wochen war ein anderer KZ-Aufseher in Thresienstadt, Julius Viel, wegen Mordes an sieben jüdischen Häftlingen vom Landgericht Ravensburg zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden.

 

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Rheinpfalz Online Vermischtes 23.4.2001 8:25

rozess gegen SS-Mann Malloth

 

MÜNCHEN (ap/epd). Einer der letzten deutschen Prozesse wegen Verbrechen während  der Zeit des Nazi-Regimes beginnt heute in München. Der ehemalige SS-Scharführer  Anton Malloth muss sich wegen dreifachen Mordes und Mordversuchs vor dem Schwurgericht verantworten. Der 89-Jährige soll als Aufseher im Konzentrationslager  Theresienstadt mindestens drei Häftlinge getötet haben. Da der an Speiseröhrenkrebs  erkrankte Malloth nur bedingt verhandlungsfähig ist, findet die Verhandlung im Untersuchungsgefängnis München-Stadelheim statt.

Der von den Häftlingen "Schöner Toni" genannte Aufseher im Gestapo-Gefängnis "Kleine  Festung" Theresienstadt soll sich durch besondere Grausamkeit hervorgetan haben. Laut  Anklage hatte er zwei Häftlinge so lange mit kaltem Wasser bespritzt, bis sie tot umfielen. In  einem anderen Fall soll er einen Mann mit 20 Stockschlägen auf den Kopf getötet haben. 

 

Einen vierten Häftling schlug er angeblich nieder und schoss auf ihn.

RON - RHEINPFALZ ONLINE, Montag, 23. Apr , 03:45 Uhr

 

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TAZ Vermischtes 22.4.2001 22:13

 

Später Prozess gegen SS-Mann 

 

Seit heute steht der 89-jährige Anton Malloth in München vor Gericht. 

Im Gestapo-Gefängnis "Kleine Festung Theresienstadt" soll er drei Häftlinge ermordet haben 

 

BERLIN taz Peter Finkelgruens Geschichte beginnt am 10. Dezember 1942 im KZ Theresienstadt. Im Gestapo-Gefängnis "Kleine Festung" wird sein Großvater Martin Finkelgruen ermordet. Zeugen sagen, der Mörder sei der SS-Aufseher Anton Malloth gewesen.

 Sein Enkel Peter Finkelgruen hat die Tat recherchiert und aufgeschrieben. Das Buch heißt "Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes". Es ist auch die Geschichte von Anton Malloth. Jahrzehntelang lebte der frühere SS-Oberscharführer unbehelligt, zuletzt in Pullach. Erst jetzt muss sich der 89-Jährige vor dem Münchener Schwurgericht verantworten - wegen dreifachen Mordes und Mordversuches.

Der "schöne Toni" galt als einer der grausamsten Aufseher im Gestapo-Gefängnis. Einen Häftling soll er erschlagen haben, weil dieser sich nicht ordnungsgemäß zurückmeldete. Zwei Gefangene ließ Malloth laut Zeugen zur eigenen Belustigung von einem Mithäftling so lange mit kaltem Wasser bespritzen, bis sie tot umfielen 1948 wurde Malloth dafür von einem tschechischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Doch er hatte sich längst nach dem Westen abgesetzt.

Drei Ermittlungsverfahren wurden gegen ihn eingeleitet, 1964 in Köln, ab 1970 in Dortmund. Dreimal wurde das Verfahren eingestellt. Mal galt Malloth als tot, mal die Belastungszeugen als unglaubwürdig.

Malloth lebte vierzig Jahre lang in Meran, als Vertreter. Als die Tschechoslowakei 1971 einen Auslieferungsantrag stellte, wurde noch nicht einmal geprüft ob sich Malloth in Italien aufhielt. Erst als ein grüner Abgeordneter 1988 nachfragte, wies die Regierung in Rom Malloth aus - und ließ ihn wegen drohender Verhaftung in Österreich per Flugzeug nach München bringen. 

Malloth, in Innsbruck geboren und in Südtirol aufgewachsen, hatte nach dem "Anschluss" Österreichs für die deutsche Staatsangehörigkeit "optiert". 1949 widerrief er. Nachdem ihm die italienische Staatsangehörigkeit 1956 wegen seiner NS-Vergangenheit aberkannt wurde, bekam er vom deutschen Generalkonsulat einen Pass. In Pullach wurde Malloth betreut von Himmlers Tochter Gudrun, die ihm im Auftrag der rechtsextremen "Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte" half. 

Erst 1989 kam Bewegung in die Sache: Autor Finkelgruen hatte in Prag eine Zeugin des Mordes an seinem Großvater aufgespürt.

Doch die Dortmunder Ermittler stellten das Verfahren 1999 ein - aus Mangel an Beweisen. Erst als die tschechische Justiz weitere Zeugen benannte, rollte die Münchener Staatsanwaltschaft den Fall neu auf. Wegen seines Gesundheitszustandes - Malloth leidet an einem Tumor - wird der Prozess in Stadelheim verhandelt. NM

 

 taz Nr. 6428 vom 23.4.2001, Seite 6, 93 Zeilen TAZ-Bericht NM

 

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Westfälische Rundschau Politik 23.4.2001 20:27

KZ-Aufseher Malloth verhandlungsfähig

23.04.2001

 

München. Vor dem Münchner Landgericht hat gestern der Prozess gegen einen früheren Aufseher im Konzentrationslager Theresienstadt wegen des Verdachts des dreifachen Mordes begonnen. 

 

Ein medizinischer Gutachter bescheinigte dem Angeklagten Anton Malloth, dass er verhandlungsfähig sei. Trotzdem soll ein psychologisches Gutachten klären, ob der 89-jährige frühere SS-Scharführer dem Prozess überhaupt folgen kann. 

Die Staatsanwaltschaft wirft Malloth vor, drei Häftlinge bestialisch ermordet haben. Zwei nackte Häftlinge soll der gebürtige Österreicher im Januar 1944 bei Minusgraden so lange mit Wasser bespritzt haben lassen, bis sie starben. 

Monate später soll Malloth einen Häftling mit einem Stock erschlagen und dabei als "Stinkjude, Judensau" beschimpft haben. 

Malloth, der alle Vorwürfe abstreitet, lehnte eine Aussage ab. 

Der Angeklagte war bereits 1948 von einem tschechoslowakischen Gericht in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Das Urteil wurde 1969 aufgehoben, weil nicht alle Aspekte des Falls erfasst wurden. Seit den siebziger Jahren führte die Staatsanwaltschaft Dortmund immer wieder Ermittlungen gegen Malloth. Zu einer Anklage kam es erst in München im Dezember 2000. 

In der Nachkriegszeit lebte der gelernte Metzger zunächst in Österreich und Italien. 1988 wiesen ihn die italienischen Behörden aus. Seitdem wohnt er bei München. 

Berichten aus Tschechien zufolge ist der Vorsitzende Richter, Jürgen Hanreich, möglicherweise befangen. Sein Vater sei im Dienste des NS-Regimes von 1939 bis 1944 als Landes- und später als Oberlandesgerichtsrat in Leitmeritz (Litomerice) tätig gewesen, heißt es.

 

WR-Nachrichtendienste

 

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