Netzeitung Politik 3.11.2001
Krawalle bei Nazi-Demo in Leipzig
Linke Gegendemonstranten liefern sich in Leipzig eine Straßenschlacht mit der Polizei. Sie wollen einen Aufmarsch von Neonazis am Völkerschlachtdenkmal verhindern.
Am Samstag haben in Leipzig rund 1200 Neonazis demonstriert. Am Rande des Aufmarsches kam es zu schweren Krawallen zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei. Autonome warfen mit Flaschen und Pflastersteinen, mehrere Menschen wurden verletzt.
Die Linken wollten dem Neonazi-Zug vom Hauptbahnhof zum Völkerschlachtdenkmal den Weg versperren, die Polizei räumte die blockierte Straße mit Wasserwerfern. Es soll mehrere Festnahmen gegeben haben. Zahlen der Polizei gab es bisher nicht.
Der Marsch der Rechten begann mit mehreren Stunden Verspätung. Vorher hatte die Polizei die Teilnehmer intensiv nach Waffen und verbotenen Gegenständen durchsucht. Mehr als 3000 Beamte aus mehreren Bundesländern waren im Einsatz.
Friedliche Proteste
Die Autonomen hatten anfangs die Straße vor dem Hauptbahnhof blockiert. Nachdem die Polizei die Gruppe aufgelöst hatte, versammelten sich die Teilnehmer erneut am Augustplatz. Dort hatten 500 Leipziger, darunter auch Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee, friedlich gegen den Nazi-Aufmarsch demonstriert. Ein Aufruf von Tiefensee, die Blockade zu beenden wurde nicht befolgt,
Die Stadt hatte die Neonazi-Demonstration eigentlich verboten. Ein Gericht hob das Verbot aber wieder auf.
Bereits am 1. September hatten Neonazis versucht, vom Hauptbahnhof zum Völkerschlachtdenkmal zu marschieren. Damals hatte die Polizei den Zug nach wenigen hundert Metern wegen Verstößen gegen die Auflagen aufgelöst. (nz)
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Rheinpfalz Online Politik 3.11.2001
Gewalt bei Demo gegen Neonazi-Marsch in Leipzig
In Leipzig hat die Polizei eine Straßenblockade von linken Demonstranten gegen einen Neonazi-Marsch gewaltsam aufgelöst. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, blockierten die Gegendemonstranten die Straße, für die der Marsch der Rechtsradikalen genehmigt war.
Als die Straße trotz Aufforderungen nicht geräumt wurde, habe die Polizei die Blockierer, aus deren Mitte Steine, Flaschen und ein Feuerwerkskörper geworfen worden seien, unter Einsatz von Wasserwerfern verdrängt.
Die Gegendemonstration sei aufgelöst worden. Es habe keine Festnahmen gegeben. Die Demonstration der nach Polizeischätzung 1200 Rechtsradikalen, die als Ziel das Völkerschlachtdenkmal hatte, sei daraufhin weitergegangen. Polizisten wurden nach Angaben der Sprecherin nicht verletzt. Über verletzte Demonstranten konnte sie keine Angaben machen.
afp, Samstag, 3. Nov , 18:25 Uhr
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Remscheider GA Politik 3.11.2001
Schwere Ausschreitungen bei Neonazi-Marsch in Leipzig
Leipzig (dpa) - In Leipzig ist es am Rande eines Neonazi-Aufmarsches zu Ausschreitungen mit linken Gegendemonstranten gekommen.
Dabei bewarfen die Autonomen nach Augenzeugenberichten die Polizei mit Pflastersteine und Flaschen. Es gab mehrere Verletzte und zahlreiche Festnahmen. Die rund 50 vermummten Jugendlichen wollten den Marsch der Neonazis zum Völkerschlachtdenkmal verhindern. Als die Autonomen versuchten, Straßensperren zu errichten, ging die Polizei mit Wasserwerfern vor und löste die Gruppe auf.
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Remscheider GA Politik 3.11.2001
Autonome Gegendemonstrationen wollen Neonazi-Aufmarsch verhindern
Leipzig (dpa) - Am Rande des Neonazi-Aufmarschs in Leipzig ist es zwischen linken Gegendemonstranten und der Polizei zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen.
Dabei flogen nach Augenzeugenberichten Pflastersteine, Flaschen und Feuerwerkskörper. Es gab mehrere Verletzte und Festnahmen. Die Jugendlichen wollten sich dem Zug der Neonazis vom Hauptbahnhof zum Völkerschlachtdenkmal in den Weg stellen. Beim Versuch, Straßensperren zu errichten, ging die Polizei mit Wasserwerfern vor.
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Walsroder Zeitung Politik 3.11.2001
Rund 500 Leipziger protestieren gegen Neonazi-Aufmarsch
Leipzig (dpa) - In Leipzig haben rund 500 Menschen friedlich gegen den Neonazi-Aufmarsch zum Völkerschlachtdenkmal protestiert.
Ein Großaufgebot von rund 3000 Sicherheitskräften soll gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Neonazis und Linksautonomen verhindern. Vor dem angemeldeten Neonazi-Aufmarsch hatten Polizei und Bundesgrenzschutz Kontrollen an den Zufahrtsstraßen und in der Innenstadt begonnen. Nach Angaben der Veranstalter des Neonazi- Aufmarschs ist mit rund 2000 Rechtsextremisten zu rechnen.
WZ-NET
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Frankfurter Rundschau Politik 3.11.2001
Böse Menschen haben eben doch Lieder
"Rechtsrock"-Konzerte sind verboten, finden aber trotzdem statt / Band spielt bei Leipziger Neonazi-Kundgebung
Von Heike Kleffner (Berlin)
Rechtsextremisten suchen nach neuen Wegen, um polizeiliche Verbote von so genannten Rechtsrock-Konzerten zu unterlaufen. Jetzt soll erstmals eine Band, die für ihre volksverhetzenden Lieder berüchtigt ist, bei einer Neonazi-Kundgebung spielen.
Für den heutigen Samstag haben militante Neonazi-Kameradschaften eine Kundgebung in Leipzig angemeldet. Dort soll die rechtsextreme Band "Oidoxie" aus Dortmund öffentlich auftreten. Damit solle "vor allem den jüngeren Demonstranten, die auch musikalisch interessiert sind, zusätzlich etwas geboten werden", heißt es in einem Aufruf, der unter Neonazis kursiert. Die Band solle auch deshalb spielen, "damit wir in Sachen Musikveranstaltungen ein bisschen mehr Rechtssicherheit haben". In der Szene gilt "Oidoxie", deren CD "Schwarze Zukunft" wegen Volksverhetzung gerichtsnotorisch ist, als eine der beliebtesten Livebands.
Zwar stagniert die Anzahl der bundesweit registrierten einschlägigen Konzerte mit bislang 34 in diesem Jahr. Doch der harte Kern des rechten Musikbusiness sucht nach neuen Schlupflöchern. Sorgen macht Rüdiger Hesse, Sprecher des niedersächsischen Verfassungsschutzes, der "außergewöhnlich hohe Grad an Konspirativität", mit dem Ende September rund 500 Skinheads in die Kleinstadt Tostedt gelotst wurden. Die Einladung zu "Party und Freibier" in der Festhalle des örtlichen Schützenvereins klang unverfänglich. Doch das Publikum aus dem gesamten Bundesgebiet wusste, wer dahinter stand.
Aktivisten aus dem seit September 2000 vom Bundesinnenminister verbotenen Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" hatten zu einem illegalen Konzert eingeladen - inklusive der US-amerikanischen Band "Youngland" als Zugpferd. Mehrere hundert Polizisten beendeten das Konzert erst, als die letzte Band spielte.
Andernorts weichen Rechtsextremisten zunehmend auf Privatgelände aus. Ende August stellte die Polizei im baden-württembergischen Oberndorf zwar die Personalien von 400 Skinheads fest, doch das Konzert auf einer privaten Wiese fand trotzdem statt. Hinzu kommt ein vermehrter "Rechtsrock"-Tourismus deutscher Skinheads ins Ausland. Zuletzt reisten Anfang Oktober rund 200 deutsche Rechtsextremisten mitsamt Band zu einem "Blood & Honour"-Konzert nach Großbritannien.
Das hier zu Lande geltende Verbot von "Blood & Honour" zu unterlaufen, ist in der rechten Szene regelrecht zum Sport geworden. Versand-Händler aus dem Netzwerk wie "Hate Sounds" in Brandenburg bieten in bunten Katalogen T-Shirts mit dem Slogan "28 - Ich lass mich nicht verbieten" an. Die Zahl 28 steht hier als Code für die alphabetische Buchstabenfolge "B" und "H". Rund 50 einschlägige Versand-Anbieter gibt es in Deutschland, dazu ein Netz von Läden und fliegenden Händlern.
"Wo es das Klientel gibt, existiert regional auch ein Angebot", heißt es beim Berliner Landeskriminalamt. Anfang Oktober schlugen die Fahnder zu. Vier mutmaßliche Mitglieder der Berliner Neonaziband "Landser" und deren Vertriebsleiter aus Chemnitz sitzen nun in U-Haft. Der Vorwurf: Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Seit 1992 hatte die Band fünf CDs produziert, die alle wegen ihrer extrem antisemitischen und rassistischen Texte auf dem Index landeten. Um sich der deutschen Justiz zu entziehen, soll die Gruppe zur Herstellung ihrer CD "Ran an den Feind" nach Dänemark ausgewichen sein. Auch der Vertrieb wurde offenbar konspirativ organisiert. 19 Szenehändler erhielten eine Probe-CD samt dem Rat, bei der telefonischen Order von T-Shirts oder Stiefeln statt von CDs zu sprechen.
Copyright © Frankfurter Rundschau 2001
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Leipziger Volkszeitung Lokales 2.11.2001
Großeinsatz der Polizei - Busse und Bahnen rollen nur eingeschränkt
Leipzig ist am heutigen Sonnabend im Ausnahmezustand: Neonazis marschieren, Linke und Autonome protestieren
Mit einem Großaufgebot an Kräften aus dem gesamten Bundesgebiet - Bereitschaftspolizisten, Beamte des Bundesgrenzschutzes, Einsatzhundertschaften - will die Polizei heute Krawalle zwischen Neonazis und Linksautonomen in Leipzig verhindern. "Wir rechnen mit Gewalttouristen und sind entsprechend vorbereitet", sagte Polizeisprecher Thorsten Dressler. Ziel sei eine Deeskalation, um gegnerische Seiten gar nicht erst aufeinander treffen zu lassen.
Rund 2000 Neonazis aus ganz Deutschland werden erwartet. Nach den Plänen des Hamburgers Christian Worch, der die Veranstaltung unter dem Motto "Für Versammlungsfreiheit und gegen Repression" angemeldet hat, ziehen sie ab 12 Uhr unter strengen Auflagen vom Hauptbahnhof über Georgiring und Prager Straße zum Völkerschlachtdenkmal. Eine dort vorgesehene Kundgebung muss bis 17 Uhr beendet sein - danach geht es bis 19.30 Uhr auf selbem Wege zurück.
Zwei offizielle Gegenveranstaltungen gibt es. Von 9 bis 11 Uhr versammelt sich die Arbeitsgemeinschaft Junge GenossInnen zur Kundgebung am LVB-Turm auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz. Das Verwaltungsgericht bestätigte gestern die Auflage der Stadt, dieses Treffen nicht auf dem Bahnhofsvorplatz zu gestatten. 11.55 Uhr fordert das Friedenszentrum Leipzig parteiübergreifend zum Protest auf dem Augustusplatz auf - "Gesicht zeigen und den Nazis entgegentreten" heißt die Devise. OBM Wolfgang Tiefensee wird dort sein, auch der PDS-Stadtverband.
Inoffiziell, aber wohl wahrscheinlich, sind Aktionen der linken Szene.
So ruft das Offene Antifaschistische Plenum im Internet auf, "dafür zu sorgen, dass Worch & Co. einen gebührenden Empfang bekommen".
Wegen des Rechten-Aufmarsches müssen sich Nutzer von Bus und Bahn auf lange Umwege einstellen. "Etwa ab 11 Uhr sind die Haltestellen am Hauptbahnhof, Georgiring und an der Prager Straße dicht", so Reinhard Bohse, Sprecher der LVB. Die betroffenen Abschnitte würden weiträumig umfahren. Ausfallen müssen die Stadtrundfahrten ab Thomaskirche. Tickets werden zurückgenommen. Autofahrer sollten die Prager Straße meiden, die je nach Demo-Verlauf gesperrt wird. Zu Einschränkungen wird es auch auf dem Georgiring kommen. Das Völkerschlachtdenkmal bleibt am heutigen Sonnabend geschlossen - aus Sicherheitsgründen.
Fast 10 000 Leipziger unterschrieben aus Protest an den Plakatwänden, die in der Stadt aufgestellt waren. Diese Kulisse wird heute an der Demo-Strecke aufgebaut. Am LVZ-Lesertelefon waren gestern viele Anrufer empört über den Neonazi-Aufmarsch. Marion
Naumann: "Herr Worch soll doch in Hamburg seine Veranstaltung anmelden." Ingrid Keller kritisierte auch das Vorgehen der Stadt: "Die Verantwortlichen hätten doch vom letzten Mal lernen müssen."
S. Grätz
© Leipziger Volkszeitung Online vom 02.11.2001
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Leipziger Volkszeitung Lokales 2.11.2001
Am Anfang Höhlenromantik, am Ende Jagd auf Ausländer
Neonazi-Aussteiger Jörg Fischer gab mit fesselndem Vortrag in Grimma Auftakt zu Veranstaltungen gegen rechts Grimma. Mit Jörg Fischer, dem Aussteiger aus der Neonazi-Szene, begann am Donnerstag die Reihe der Veranstaltungen "Grimma im November 2001 - Für eine Stadt ohne Hass und Gewalt". Den Auftakt hatte die PDS organisiert, die auch den Abend in der gut besuchten Aula des Seume-Gymnasiums moderierte. Einen Aktivisten der rechtsradikalen Bewegung stellt man sich eigentlich anders vor. Das Publikum erlebte mit Jörg Fischer einen eher schmächtigen jungen Mann - Jahrgang 1969 -, von intellektuellem Zuschnitt, der so gar nicht in das gängige Bild der glatzköpfigen jungen Leute mit Bomberjacken, Springerstiefeln und ihren dumpfen Sprüchen passte.
Jörg Fischer hat nach eigenem Bekenntnis keine Ausländer gejagt und Leute ins Gesicht geschlagen. Aber er habe Artikel geschrieben und so Feindbilder verbreitet, der "Bewegung" auf intellektuelle Weise gedient.
Bereits als 13jähriger kam Fischer mit der Szene in Kontakt, wurde zu einem Höhlenfest in der Fränkischen Schweiz eingeladen. Und was ihm versprochen wurde, das hielt die Veranstaltung: Politik spielte keine Rolle, es wurde Kameradschaft gepflegt. Dies sei ein Mythos, der die ganze Szene zusammenhält, dies werde auf sehr subtile Weise vermittelt. Dazu erklängen nicht nur Volkslieder, es gäbe auch CDs, auf denen Heino das Lied der Waffen-SS singt. Die ganze Szene sei sehr "germanophil", und schnell befinde man sich "im nationalen Widerstand". Nach und nach habe er seine ganze Freizeit mit den "Kameraden" verbracht. Mit 14 Jahren wurde Fischer Mitglied bei den Jungen Nationaldemokraten, mit 18 trat er der NPD bei und landete in der Redaktion der "Nationalzeitung".
Der Aussteiger schilderte Verlauf und emotionale Wirkung von Ritualveranstaltungen. So habe er eine Sonnenwendfeier bei Coburg erlebt, die mit einer Feuerrede gegen wachsende Überfremdung begann und mit einem gemeinsamen Besäufnis endete. "Aber auch das stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Anonym in der Masse aufgehen, das hat schon was." Beschworen werde auch der Auftrag der Frau "im biologischen Überlebenskampf des deutschen Volkes", was heißt, dass Frauen keiner Erwerbsarbeit nachgehen, sondern sich der Pflege der Kinder und dem Haushalt widmen sollten. Im NPD-Programm sei gar verankert, so Fischer, dass die Anschaffung eines Zweitwagens nur Familien ab sieben Mitgliedern gestattet werde.
Jörg Fischer, der es 1988 mit 19 Jahren immerhin zum Mitglied des mittelfränkischen NPD-Bezirksvorstandes gebracht hatte, schied 1989 aus der Partei aus und wirkte noch bis 1991 bei den Republikanern. Den Ausschlag, sich vollends von der rechtsradikalen Szene zu lösen, gaben im Jahr 1991 die pogromähnlichen Ausschreitungen gegen Ausländer in Hoyerswerda und Rostock-Lichtenhagen. Selbst auf die Gefahr hin, als Verräter angesehen zu werden, vollzog er den Bruch. "Dagegen gibt es einen starken Druck in die Szene, du kannst nicht abtrünnig werden." Fischer tat's doch, was ihm Briefe einbrachte, die ihm mit Vernichtung drohten. Er arbeitet heute als Journalist sowie Buchautor und hält viele Vorträge. 1995 trat er der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) bei.
Der Insider benannte auch die Gefahr: In Städten und Gemeinde, wo die Jugendarbeit am Boden liege, breche die rechte Szene herein - mit Freibier und Musik als emotionales Grunderlebnis. Scharf attackierte Fischer das Konzept der akzeptierenden Sozialarbeit:
"Wenn ganze Jugendklubs in die Hände von Rechtsradikalen fallen, dann macht man es ihnen sehr einfach." Kritisch steht der frühere NPD-Aktivist ebenso dem staatlich verordneten Ausstiegsprogramm gegenüber. "Man wird dafür belohnt, wenn man aufhört, Ausländer zu jagen. Daran habe ich meine Zweifel." Die bei vielen Politikern gern vorgenommene Gleichsetzung von rechtsradikaler mit linksradikaler Gewalt findet in Jörg Fischer einen konsequenten Gegner. "Das kann man nicht gleichsetzen. Rechtsradikale sprechen ganzen Gruppen von Menschen pauschal das Lebensrecht ab. In den letzten zehn Jahren wurden in Deutschland 130 Menschen auf diese Weise ermordet. Solche Gewalttaten kann man den links orientierten Gruppen nicht vorwerfen."
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© Leipziger Volkszeitung Online vom 02.11.2001
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... und die NAZIS anderswo ... DORTMUND und Baden-Württemberg
Trierischer Volksfreund Politik 2.11.2001
Demo gegen Rechts
Protest gegen Neonazi-Aufmarsch in Dortmund - Polizei setzt Gruppe von Gegendemonstranten fest
Mit zwei Demonstrationszügen haben am Samstag in Dortmund rund 1500 Menschen gegen einen Aufmarsch von etwa 320 Neonazis protestiert. Im Anschluss an die friedlichen Kundgebungen versuchten Gegendemonstranten der Polizei zufolge, Absperrungen zu durchbrechen und zu der von zahlreichen Beamten abgeschirmten Demonstration der Rechtsextremen vorzudringen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben rund 250 Gegendemonstranten fest; Augenzeugenberichten zufolge wurden zahlreiche Demonstranten in Gewahrsam genommen.
Parlamentarierinnen der Grünen übten scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei: Der "Polizeikessel" sei "völlig unverhältnismäßig" und führe zur "Kriminalisierung von friedlichen, meist jugendlichen Demonstranten", erklärten die Grünen-Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach und die NRW-Landtagsabgeordnete Barbara Steffens vor Ort.
Parallel zu den Gegendemonstrationen der Dortmunder Initiativen "Wir stellen uns quer" und "Aufstehen gegen Rechts" machten Schüler in der Innenstadt mit Straßentheater-Aufführungen auf die Gefahr von Rechts aufmerksam. Wegen einer anonymen Bombendrohung sperrte die Polizei den Versammlungsort der Neonazis am Mittag vorübergehend ab.
Zu der Neonazi-Demonstration hatte der bundesweit bekannte Hamburger Rechtsextremist Christian Worch aufgerufen. Die Teilnehmer befolgten laut Polizei ein gerichtliches Verbot, wonach sie nicht uniformiert auftreten und keine Trommeln mitführen durften.
Derweil wurden im westfälischen Minden bei Bielefeld zwei Schwarzfarikaner von zwei Jugendlichen angegriffen. Die beiden Männer wurden laut Polizei am Freitagabend von zwei 15 und 16 Jahre alten Deutschen etwa einen Kilometer weit durch die Straßen verfolgt. Vorausgegangen war eine verbale Auseinandersetzung, bei der die deutschen Jugendlichen "Sieg Heil" gerufen und den Hitlergruß gezeigt haben sollen. Bei einem anschließenden Handgemenge trugen ein Afrikaner und einer der Angreifer leichte Verletzungen durch Faustschläge davon. Die beiden angetrunkenen Deutschen wurden von der durch Zeugen alarmierten Polizei vorläufig festgenommen.
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Badische Zeitung Politik 3.11.2001
Baden-Württemberg
Skin-Konzert verhindert - Polizei sperrt in Wehr ein Lokal der rechtsextremen Szene
WEHR (for). Eine Situation wie am 2. Juni dieses Jahres, als angetrunkene Skinheads auf den Straßen von Wehr mit „Sieg Heil"- und „Heil Hitler"-Rufen auf sich aufmerksam gemacht hatten, wollten Polizei und Wehrer Stadtverwaltung gestern Abend auf jeden Fall verhindern. Bürgermeister Klaus Denzinger ließ deshalb in seiner Eigenschaft als Chef der Ortspolizeibehörde von gestern 15 Uhr bis heute Morgen um 6 Uhr eine Gastwirtschaft sperren, in der um 19.30'Uhr ein Konzert mit Gruppen der rechtsextremen Szene stattfinden sollte.
Mit seiner Verfügung lieferte der Wehrer Rathauschef auch die rechtliche Basis für einen Polizeieinsatz in Hundertschaft-Stärke, der nach Denzingers Absicht als „ein deutliches Exempel" gegen den „Reißverschluss" verstanden werden sollte. So heißt die zum Treffpunkt der rechtsextremen Szene avancierte Kneipe, die Skins aus Süddeutschland und der Schweiz nach Wehr zieht. Gestern Abend blieb aber auf den Straßen nicht zuletzt durch das Großaufgebot der Polizei alles ruhig.
Das frühere Hotel „Schützen" in Wehr ist nicht nur wegen derartiger Konzerte ins Gerede gekommen. Es dient zudem der rechtsextremen Band „Blutrausch" als Probenlokal, die im Internet in rassistischer Umgebung für „befreite Zonen" geworben hatte. Inzwischen sind die Musiker mit ihren Äußerungen vorsichtiger geworden.
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