Presse-Infos >Nazi-Aufmarsch in Leipzig<

 

 

 

EXPRESS (Köln) Politik 2.9.2001

Gewaltsame Auseinandersetzungen - Neonazi-Demonstration in Leipzig

 

Leipzig/Greifswald (dpa) - Bei einem Aufmarsch von rund 1200 Neonazis ist es am Samstag in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen linksautonomen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen.

Dabei wurden drei Polizisten und fünf Demonstranten verletzt. 83 Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Die Polizei hatte die vom Oberverwaltungsgericht Bautzen genehmigte Neonazi-Demonstration bereits kurz nach dem Abmarsch zum Völkerschlachtdenkmal aufgelöst, weil entgegen den Auflagen Naziparolen skandiert wurden.

Als Reaktion auf die Vorfälle forderte Sachsens Innenminister Klaus Hardraht (CDU) in einem dpa-Gespräch die Einrichtung einer bundesweiten Gewalttäter-Datei.

Überwiegend friedlich demonstrierten dagegen ebenfalls am Samstag in Greifswald rund 1500 Menschen gegen einen Aufmarsch von rund 100 Anhängern der rechtsextremistischen NPD.

Zu den Auseinandersetzungen in Leipzig war es gekommen, als rund 170 Linksautonome den Marsch der Neonazis verhindern wollten.

Die teilweise vermummten Randalierer versuchten Barrikaden zu errichten und setzen Container in Brand. Pflastersteine, Feuerwerkskörper und Flaschen flogen gegen Polizisten und ihre Einsatzwagen. Schaufensterscheiben gingen zu Bruch.

Die Neonazis selbst wehrten sich mit einer Sitzblockade gegen den Versuch der Polizei, sie nach der Auflösung ihrer Demonstration zurück zum Hauptbahnhof zu eskortieren.

Mit dem Einsatz von Wasserwerfern verhinderte die Polizei eine Konfrontation von Linken und Rechtsextremisten.

Unter dem Motto "Leipzig - Gesicht zeigen" hatten sich in der Innenstadt rund 20 000 Bürger zu einem Friedensfest versammelt.

Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, wer den Antikriegstag am 1. September missbrauchen wolle, müsse mit entschiedenem Widerstand rechnen.

Eine Schweigeminute zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren wurde jedoch durch linksgerichtete Demonstranten mit Trillerpfeifen gestört.

Bei deren Versuch, die Rednertribüne zu stürmen, wurde der armenische Dirigent Ruben Garzajan leicht verletzt.

Die in Gewahrsam genommenen Personen wurden bis Sonntag alle wieder auf freien Fuß gesetzt. Insgesamt hatten Polizei und Bundesgrenzschutz rund 8000 Beamte im Einsatz.

Landesinnenminister Hardraht sagte, in die geforderte Gewalttäter- Datei müssten sowohl Rechtsextremisten als auch Linksautonome aufgenommen werden.

Besonders die Gewalt aus dem linksautonomen Spektrum habe Besorgnis erregend zugenommen. Zugleich kündigte er die Bildung einer Sonderkommission zur Bekämpfung linksautonomer Gewalt in Sachsen an.

 

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Leipziger Volkszeitung Lokales 2.9.2001

Neonazi-Aufmarsch endete bereits nach 500 Metern

 

Linke Autonome verursachten Randale / Rund 3.400 Polizisten im Einsatz

Rund 2000 Neonazis aus ganz Deutschland sind am Sonnabend in Leipzig aufmarschiert.

Ihre Demonstration vom Hauptbahnhof zum Völkerschlachtdenkmal endete jedoch nach 500 Metern. Linksextreme verursachten Randale, etwa 3400 Polizisten waren im Einsatz. Hier die Chronik der Ereignisse.

10 Uhr: Das Verwaltungsgericht Leipzig lehnt den neuerlichen Antrag der Stadt ab, die Demo der "Bürgerinitiative für deutsche Interessen" erst ab der Prager Straße zuzulassen. Es ändert jedoch die Wegstrecke sie führt über die Wintergartenstraße und Rosa-Luxemburg-Straße, nicht zum Augustusplatz. Die Polizei kontrolliert insgesamt 607 Fahrzeuge Messer, Baseballschläger, eine Sturmhaube und eine Fahnenstange werden beschlagnahmt.

11 Uhr: Auf dem Parkplatz neben der Bahnhof-Osthalle sammeln sich die Teilnehmer der Neonazi-Demo, die mit Zügen und Bussen aus der gesamten Bundesrepublik angereist sind. Jeder Einzelne wird auf Waffen durchsucht, Adler an mitgebrachten Fahnen werden eingezogen.

12.50 Uhr: "Nazis raus" skandiert eine Menschenmenge auf der Brandenburger Straße. Die Polizei drängt sie vom Bahnhof ab. Am Himmel kreist ein von der PDS gechartertes Flugzeug mit dem Spruchband "Leipzig kein Platz für Nazis".

13 Uhr: Der Willy-Brandt-Platz ist von hunderten Polizisten abgeschirmt, in der Mitte stehen zwei Wasserwerfer. Straßenbahnen fahren bis zum Abend nur über Bahnhof-Westseite und Goerdelerring.

13.50 Uhr: In der Semmelweisstraße liefern sich zirka 100 Vermummte eine Schlacht mit der Polizei. Sie zünden Müllcontainer an, werfen Steine, beschädigen Autos. Ein Wasserwerfer wird eingesetzt.

14.20 Uhr: Ein Wagen der Linie 2 wird in der Philipp-Rosenthal-Straße von Linken mit Steinen beworfen: Sechs Scheiben gehen zu Bruch. In der Nürnberger Straße werfen Autonome die Scheibe der Sparkassen-Filiale ein. Sie zerstören Fenster am SB-Markt, entwenden Alkohol und Zigaretten. Die Heckscheibe eines Autos und zwei Telefonzellen werden demoliert.

14.25 Uhr: Die Rechten haben sich in Sechser-Reihen formiert. "Hier marschiert der nationale Widerstand", skandieren sie beim Weg in die Wintergartenstraße. Auch verbotene Parolen wie "Ruhm und Ehre der Waffen-SS" werden gerufen. Die mehrfache Aufforderung, diese

Leute auszuschließen, lehnt der Versammlungsleiter ab.

14.45 Uhr: Linksautonome werfen Steine in den Demonstrationszug.

Die Rechten fordern die Polizei auf, diese Leute in Gewahrsam zu nehmen oder für Abstand zu sorgen. Der Aufmarsch kommt zum Stehen. Gegner haben sich in den umliegenden Straßen gesammelt, um zu stören.

15.30 Uhr: Die Stimmung schaukelt sich hoch. Wortführer Christian Worch tönt übers Mikro: "Ruhm und Ehre der Waffen-SS". Seine Anhänger skandieren gehorsam nach. Stadt und Polizei erklären daraufhin das Ende der Veranstaltung.

15.47 Uhr: Der Rückzug wird angeordnet, doch es passiert nichts.

Aus Protest setzen sich einige Rechtsextreme auf die Straße.

17.30 Uhr: Vor dem Bahnhof drängt die Polizei Linksextreme mit Wasserwerfern zurück.

17.40 Uhr: Beamte notieren in der Wintergartenstraße die Personalien von Rechten. Dann werden sie zum Bahnhof zurückbegleitet.

19 Uhr: Die Menge löst sich auf. Das "Bündnis gegen Rechts" ruft zur Demo nach Connewitz. Diese verläuft ohne Zwischenfälle.

S. Grätz

 

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Kölnische Rundschau Politik 2.9.2001

83 Festnahmen bei linkem Protest in Leipzig

 

Krawalle um Neonazi-Marsch

Leipzig/Greifswald. (dpa) Bei einem Aufmarsch von rund 1200 Neonazis ist es am Wochenende in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen linksautonomen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen.

Dabei wurden drei Polizisten und fünf Demonstranten verletzt. 83 Personen wurden in Gewahrsam genommen.

Die Polizei hatte die genehmigte Neonazi-Demonstration bereits kurz nach dem Abmarsch zum Völkerschlachtdenkmal aufgelöst, weil entgegen den Auflagen Naziparolen skandiert wurden.

Als Reaktion auf die Vorfälle forderte Sachsens Innenminister Klaus Hardraht (CDU) dringend die Einrichtung einer bundesweiten Gewalttäter-Datei.

 

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Kieler Nachrichten Politik 2.9.2001

Schwere Krawalle bei Neonazi-Aufmarsch in Leipzig

 

Leipzig (AP) Zu schweren Krawallen ist es am Samstag bei einem Aufmarsch von 2.000 Neonazis in Leipzig gekommen. Gegendemonstranten bewarfen die Rechten und Polizisten mit Flaschen und Steinen, errichteten Barrikaden und zündeten sie an. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Insgesamt wurden 83 Menschen in Gewahrsam genommen. Auf dem Leipziger Augustusplatz hatten zuvor rund 20.000 Menschen friedlich gegen die Kundgebung der Rechten protestiert, die von der Polizei bereits nach kurzer Dauer aufgelöst wurde.

3.500 Polizei- und Grenzschutzbeamte aus acht Bundesländern waren im Einsatz. Die Polizei begründete die Auflösung der Neonazi-Demonstration mit Verstößen gegen Auflagen des Oberverwaltungsgerichts Bautzen. Die Rechtsextremisten wehrten sich zunächst mit einer Sitzblockade gegen das Vorgehen der Polizei. Nachdem die Organisatoren die Rechten zum Rückzug aufgefordert hatten, verzögerte sich deren Abmarsch, weil Gegendemonstranten den Weg der Neonazis blockieren wollten.

An verschiedenen Stellen in Leipzig errichteten Randalierer derweil Barrikaden aus Müllcontainern und zündeten sie an. Sie schlugen Schaufenster ein, plünderten ein Geschäft, beschädigten Autos und brachten eine Straßenbahn zum Entgleisen. Bei Steinwürfen erlitten drei Polizisten Verletzungen. An einer Demonstration "Deutschland den Krieg erklären - gegen den zivilgesellschaftlichen Militarismus" nahmen nach Polizeiangaben rund 600 Personen teil, während die Organisatoren etwa 1.200 Teilnehmer zählten. Während dieses Aufzugs gab es keine weiteren Ausschreitungen.

Zuvor hatten rund 20.000 Menschen auf dem Augustusplatz bei einem Friedensfest friedlich gegen den Aufmarsch der Neonazis protestiert. Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) und der Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, kritisierten die Entscheidung der Bautzener Richter, die die Verbotsverfügung der Stadt aufgehoben hatten. Führer sagte, nach dem von Bundeskanzler Gerhard Schröder geforderten "Aufstand der Anständigen" müsse nun über den "Anstand der Zuständigen" diskutiert werden.

Während der Rede von Oberbürgermeister Tiefensee versuchten etwa 40 Linke die Bühne zu stürmen. Sie wurden von Beamten eines Sondereinsatzkommandos abgedrängt. Der Dirigent der Westsächsischen Philharmonie, Ruben Garzajan, wurde von einem Farbbeutel am Auge getroffen und verletzt.

Der sächsische Innenminister Klaus Hardraht forderte angesichts der Krawalle den Aufbau einer Sonderkommission gegen linke Gewalt. Im Mitteldeutschen Rundfunk sagte der CDU-Politiker, diese Frage sei auf der Innenministerkonferenz bereits diskutiert worden. Er regte die Einführung einer zentralen Datei zur Erfassung einschlägig Vorbestrafter an. "Als Gewalttäter vorbestrafte Tourismusschläger sollten in präventiven Gewahrsam genommen werden können", sagte Hardraht.

 

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Netzeitung Politik 2.9.2001

Neonazi-Demo in Leipzig aufgelöst

01. Sep 15:05, ergänzt 17:09

 

In Leipzig hat die Polizei einen Aufmarsch von Neonazis aufgelöst.

Mehrere tausend Menschen protestierten friedlich gegen die Rechtsradikalen. Doch es gab auch Krawalle.

Der umstrittene Neonazi-Aufmarsch zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal ist am Samstag von der Polizei gestoppt worden. Auch eine Gegendemonstration von Linksextremen sei aufgelöst worden, berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hatten die Neonazis die Auflagen des Oberverwaltungsgerichtes in Bautzen nicht eingehalten.

Hetzparolen seien gegrölt worden, meldete die Nachrichtenagentur AFP.

Zuvor hatte linke Gegendemonstranten versucht, mit Steinwürfen und Barrikaden den Zug der Rechtsextremen zum Völkerschlachtdenkmal aufzuhalten.

 

Randale in Leipzig

Rund 100 Autonome randalierten in der Nähe des Ostplatzes, sagte ein Polizeisprecher. Scheiben seien eingeworfen und Autos beschädigt worden.

Gegen Beamte wurden Pflastersteine und Flaschen geschleudert. Laut Polizei wurden mindestens fünf Demonstranten verletzt.Gegen die Protestierer ging die Polizei auch mit einem Wasserwerfer vor. Demonstranten, die die Straße blockieren wollten, wurden von Beamten weggetragen.

Die vermummten Jugendlichen wollten verhindern, dass die Neonazis ihren Marsch vom Hauptbahnhof zum Völkerschlacht-Denkmal fortsetzen konnten.

 

10.000 protestierten friedlich

Gegen den Aufmarsch der Neonazis, der genau 62 Jahre nach Beginn des Zweiten Weltkriegs stattfand, gab es auch friedliche Proteste. Unter dem Motto «Leipzig - Gesicht zeigen» versammelten sich rund 10.000 Menschen im Stadtzentrum.

Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte auf der Kundgebung, wer den 1. September missbrauchen wolle, habe entschiedenen Widerstand zu erwarten.Ein Pfarrer kritisierte die Entscheidung des Oberverwaltungsgericht Bautzen, ein Verbot des Neonazi-Aufmarsches durch die Stadt aufzuheben.

 

Neonazi-Aufmarsch in Greifswald

Auch in Greifswald zogen rund 150 NPD-Anhänger unter Begleitung eines massiven Polizeiaufgebotes durch die Stadt. Gegner der Aktion hatten versucht, den Aufmarsch der Rechtsextremen zu blockieren. Deshalb wurde die Route nach Polizeiangaben verändert; Zwischenfälle habe es zunächst nicht gegeben. Zuvor protestierten etwa tausend Menschen auf dem Marktplatz gegen die NPD-Veranstaltung. Zu der Kundgebung hatten unter anderem Kirchen und Gewerkschaften aufgerufen.

Für das Web ediert von Corina Kolbe

 

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Frankfurter Rundschau Politik 2.9.2001

Leipzig

Neonazi-Aufmarsch provoziert Krawalle

 

LEIPZIG/GREIFSWALD, 2. September (dpa/ap). Wegen eines Aufmarsches von rund 1200 Neonazis sind am Samstag in Leipzig linke Gegendemonstranten und die Polizei aneinandergeraten. Dabei wurden drei Polizisten und fünf Demonstranten verletzt.

Rund 170 teilweise vermummte Linksautonome hatten versucht, den Aufmarsch der Neonazis zu verhindern. Sie errichteten Barrikaden aus Müllcontainern und setzen sie in Brand. Sie warfen Pflastersteine, Feuerwerkskörper und Flaschen gegen Polizisten und Neonazis. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Sie nahm 83 Menschen in Gewahrsam. Polizei und Bundesgrenzschutz hatten nach eigenen Angaben rund 3400 Beamte im Einsatz.

Kurz nach dem Abmarsch der Neonazis zum Völkerschlachtdenkmal löste die Polizei die Versammlung der Rechtsextremen auf, weil diese Naziparolen skandiert hatten. Die Rechtsextremisten wehrten sich zunächst mit einer Sitzblockade gegen das Vorgehen der Polizei.

Auf dem Leipziger Augustusplatz protestierten rund 20 000 Menschen friedlich gegen die Kundgebung der Rechten. Unter dem Motto "Leipzig - Gesicht zeigen" versammelten sich zu einem Friedensfest, zu dem die Stadt aufgerufen hatte.

Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, wer den Antikriegstag am 1. September missbrauchen wolle, müsse mit entschiedenem Widerstand rechnen.

Eine Schweigeminute zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren wurde jedoch durch Pfiffe aus Trillerpfeifen gestört. Etwa 40 Linke versuchten, während Tiefensees Rede die Rednertribüne zu stürmen. Sie wurden von Beamten eines Sondereinsatzkommandos abgedrängt. Der Dirigent der Westsächsischen Philharmonie, Ruben Garzajan, wurde von einem Farbbeutel am Auge getroffen und leicht verletzt.

Das Verwaltungsgericht Leipzig hatte am Dienstag das Versammlungsverbot der Stadt für die geplante Neonazi-Veranstaltung aufgehoben und auch die Auflagen der Stadt verworfen, den Ort des Aufmarsches zu verlegen. Daraufhin hatte die Gewerkschaft der Polizei gerügt, die Justiz ermutige neonazistische Umtriebe.

Der sächsische Innenminister Klaus Hardraht (CDU) forderte in einem dpa-Gespräch, in eine Gewalttäter-Datei müssten sowohl Rechtsextremisten als auch Linksautonome aufgenommen werden. Besonders die Gewalt aus dem linksautonomen Spektrum habe Besorgnis erregend zugenommen. Zugleich kündigte er die Bildung einer Sonderkommission zur Bekämpfung linksautonomer Gewalt in Sachsen an.

Überwiegend friedlich demonstrierten ebenfalls am Samstag in Greifswald rund 1500 Menschen gegen einen Aufmarsch von rund 100 NPD-Anhängern.

Copyright © Frankfurter Rundschau 2001

Dokument erstellt am 02.09.2001 um 21:18:45 Uhr

Erscheinungsdatum 03.09.2001

 

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News (Schweiz) Politik 2.9.2001

Neonazis

Leipzig: Polizei stoppt Rechts- und Linksextreme

 

Samstag, 1. September 2001 / 19:12:20

Leipzig/Greifswald - Der umstrittene Neonazi-Aufmarsch zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal ist von der Polizei gestoppt worden.

Die rund 1200 Neonazis kamen auf ihrem Marsch nur etwa 500 Meter weit. Rechtsextreme hatten unter anderem «Sieg Heil» und «Ruhm und Ehre der Waffen-SS» skandiert. Auch eine Gegendemonstration der Linksextremen wurde aufgelöst.

Nach Polizeiangaben wurden 24 Menschen vorläufig festgenommen und zehn Strafverfahren eingeleitet.

cb (Quelle: sda)

 

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TAZ Vermischtes 2.9.2001

Rechter Aufmarsch gestoppt

 

Mit Sitzblockaden und Barrikaden protestierten am Samstag Tausende gegen rechte Aufmärsche in Leipzig und Greifswald. Polizei nahm 83 Personen vorübergehend fest

LEIPZIG taz Am Samstagvormittag lächelte die Führungsspitze der deutschen Neonaziszene noch siegesgewiß in die Kameras, die vor dem Leipziger Hauptbahnhof die Ankunft immer neuer Skinheads filmten. Da hatten das Oberverwaltungsgericht Bautzen und das Verwaltungsgericht Leipzig gerade mehrere Verbotsverfügungen der Stadt Leipzig abgewiesen und den 1.200 Neonazis so den Weg zum Völkerschlachtdenkmal frei gemacht.

Nachdem Polizeibeamte die Rechtsextremisten zunächst auf Waffen durchsucht und frühere Waffen-SS-Mitglieder ihre Zuhörer mit Reden über "den Dienst am deutschen Volk" in Stimmung gebracht hatten, setzte sich der Zug schließlich mit zweistündiger Verspätung in Bewegung. In ihren Aufrufen leugneten die Rechten den Überfall Nazideutschlands auf Polen am 1. September 1939. Doch schon nach 500 Metern war Schluss für die rechten Geschichtsfälscher. Nachdem Teilnehmer und Organisatoren wie der Hamburger Neonazianführer Christian Worch und der Berliner NPD-Anwalt Horst Mahler gleichermaßen die Parole "Ruhm und Ehre der Waffen-SS" skandierten, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft schließlich einen Grund, die Show der militanten "Freien Kameradschaften" unter Verweis auf gerichtliche Auflagen vorzeitig zu beenden.

Vermieden haben sie damit auch größere Auseinandersetzungen mit den einigen tausend Gegendemonstranten auf der Wegstrecke zum Völkerschlachtdenkmal. An mehreren Stellen hatten Autonome Barrikaden errichtet und sich schon vor Beginn der Neonazi-Demonstration Scharmützel mit einem Großaufgebot an Polizisten geliefert. Diese gingen mit Knüppeln und Wasserwerfern gegen die Gegendemonstranten vor.

Störungen gab es auch bei einer "Gesicht gegen Nazis zeigen" -Kundgebung von rund 20.000 Leipziger Bürgern auf dem nahe gelegenen Augustusplatz. Während der Rede von Bürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) drehten Linke den Strom ab.

Ein paar hundert Meter weiter reagierten die Neonazis aggressiv auf das vorzeitige Aus für ihren Aufmarsch: Militante Neonazis versuchten, den Polizeikordon gewaltsam zu durchbrechen. Das führte schließlich zu Prügeleien untereinander. Nach einer trotzigen Sitzblockade verlegten sich die Rechten auf verbale Drohungen. So kündigte der verurteilte Rechtsterrorist Peter Naumann an, in zwei Monaten werde man erneut durch die Stadt marschieren. Polizisten drohten die Rechten, sie würden von "deutschen Volksgerichten zur Rechenschaft gezogen".

Einziges wirkliches Erfolgserlebnis für die Neonazis: Die Polizei brach den Versuch ab, die Personalien aller Rechten festzustellen, und eskortierte sie schließlich nach sieben ungemütlichen Stunden zurück zum Hauptbahnhof. Gestrige Bilanz der Leipziger Polizei:

83 vorübergehende Festnahmen und ein störungsfreier Verlauf der abendlichen Antifa-Demonstration mit rund 500 Teilnehmern.

Auch in Greifswald endete eine NPD-Demonstration am Samstag mit einer Blamage für die Rechten: Mehrere hundert Gegendemonstranten sorgten mit einer Sitzblockade dafür, dass die Polizei die Wegstrecke der knapp 100 NPD-Anhänger erheblich verkürzte.

HEIKE KLEFFNER

taz Nr. 6539 vom 3.9.2001, Seite 7, 108 Zeilen TAZ-Bericht HEIKE KLEFFNER

 

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Zürich, 20 Minuten Politik 2.9.2001 21:52

Neonazi-Demo in Leipzig aufgelöst

Publiziert am: 01. September 2001 19:32

 

LEIPZIG/GREIFSWALD - Der umstrittene Neonazi-Aufmarsch zum Leipziger Völkerschlacht-Denkmal ist von der Polizei gestoppt worden.

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Auch eine Gegendemonstration von Linksextremen wurde aufgelöst.

Wie ein Polizeisprecher mitteilte, hatten die Neonazis die Auflagen des Oberverwaltungsgerichtes in Bautzen nicht eingehalten. Linke Gegendemonstranten, die teilweise vermummt waren, versuchten mit Steinwürfen und Barrikaden, den Zug der Rechtsextremen zum Völkerschlachtdenkmal aufzuhalten.

Die rund 1200 Neonazis kamen auf ihrem Marsch nur etwa 500 Meter weit. Rechtsextreme hatten unter anderem "Sieg Heil" und "Ruhm und Ehre der Waffen-SS" skandiert. Als die Polizei sie zurück zum Hauptbahnhof eskortieren wollte, setzten sie sich mit einer Sitzblockade zur Wehr.

Nach Polizeiangaben wurden 24 Menschen vorläufig festgenommen und zehn Strafverfahren eingeleitet. Gegen den Neonazi-Aufmarsch protestierten am Mittag nach Angaben der Stadtverwaltung rund 20'000 Menschen.

In Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern) demonstrierten am Samstag rund 1500 Menschen überwiegend friedlich gegen einen NPD-Aufmarsch. Mehrere Sitzblockaden wurden von der Polizei aufgelöst. Zu Ausschreitungen kam es nicht. Rund 100 NPD-Demonstranten waren erschienen. Die Polizei setzte etwa 700 Beamte ein.

QUELLE: SDA

 

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Hannoversche Allgemeine Politik 2.9.2001

Glatzen feiern Krieg ihrer Vorbilder

 

Schmissige Marschmusik schallt über den Leipziger Bahnhofsplatz. Das Signal zum Aufbruch. 2000 junge Leute mit Glatze oder Kurzhaarfrisur nehmen Aufstellung, um zum Völkerschlachtdenkmal zu marschieren. „Die Trommel ruft zum Kampf wohlan – wir folgen freudig, Mann für Mann", steht auf einem T-Shirt.

Auch das Motto der Kundgebung hat es in sich: „1. September – damals wie heute: Für Freiheit, Frieden und Selbstbestimmung".

Rechtsextremisten aus ganz Deutschland haben sich am Sonnabend in Leipzig versammelt, um an den Beginn des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren zu erinnern – und zwar im Geiste Adolf Hitlers: als „Überlebenskampf" des deutschen Volkes. „Liebe Kameraden, liebe Volksgenossen", tönt da ein Weltkriegsveteran und schwärmt von der Waffen-SS als moralischer Elite und „Feuerwehr der Front".

Bis zuletzt hat die Stadt Leipzig alles versucht, um den braunen Aufmarsch zu verhindern, ist aber schließlich am Oberverwaltungsgericht Bautzen gescheitert.

Wie andernorts gab das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit den Ausschlag.

Auch Sachsens CDU-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf erhob öffentlich Klage über die Entscheidung und forderte eine Änderung des Versammlungsgesetzes.

Besonders wegen des Risikos, dass Rechts- und Linksextreme zum Schaden einer ganzen Stadt aufeinander losgingen.

Immerhin hatte auch die „Antifa" mobil gemacht. „Deutschland den Krieg erklären", lautete die Parole. Nicht nur gegen Neonazis richteten sich die militanten Internet-Aufrufe, sondern auch gegen den „zivilgesellschaftlichen Militarismus", der unter anderem den Mazedonien-Einsatz möglich mache.

Es blieb nicht bei Gewaltdrohungen: Steine und Flaschen flogen, Schaufensterscheiben gingen zu Bruch, Supermärkte wurden geplündert, Müllcontainer brannten, drei Polizisten wurden durch Steinwürfe verletzt. Nicht einmal das Friedensfest, das die Stadt Leipzig als Kontrapunkt zum Nazi-Aufmarsch zu feiern gedachte, verlief friedlich. Als das Westsächsische Sinfonieorchester symbolisch um fünf vor Zwölf eine Schweigeminute einleiten wollte, stürmten jugendliche Autonome die Bühne. Ein Erdklumpen traf den Dirigenten Ruben Gazarian am Kopf, so dass dieser in einer Augenklinik behandelt werden musste und sein Orchester die Instrumente wieder einpackte.

Auch Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) kam nicht dazu, wie geplant seine Rede zu halten. Jugendliche Störer entrissen ihm das Mikrofon und drehten ihm den Strom ab. Und obwohl 3500 Polizisten die Stadt in eine Festung verwandelt hatten, konnten Zusammenstöße zwischen Links- und Rechtsextremisten nicht ganz verhindert werden.

„Hier marschiert der nationale Widerstand", skandieren die Neonazis triumphierend, als sie sich mit zweistündiger Verzögerung endlich in Bewegung setzen dürfen. Die Polizei steht Spalier, um die Neonazis vor den Autonomen zu schützen, die hinter den Häuserblocks lauern. „Ha, ha, Antifa", rufen ihnen die Marschierer höhnisch zu. „Ob Ost, ob West, nieder mit der roten Pest."

Doch beiderseits der Fronten sind erstaunliche Gemeinsamkeiten festzustellen:

Links- wie Rechtsradikale protestieren gegen Globalisierung und Nato. Joschka Fischer wird gleich lautend als „Kriegstreiber" bezichtigt, der internationale Kapitalismus als Urgrund allen Übels angeprangert. „Wo das Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht", steht auf dem T-Shirt des Hamburgers Thomas Wulff, keinem Anti-Atomgegner, sondern einem der Mitinitiatoren des Neonazi-Aufmarsches. Selbst den Anarcho-Slogan „Macht kaputt, was euch kaputt macht", haben sich die Rechtsextremisten angeeignet, die ihre Gegner neuerdings als „Faschisten" beschimpfen.

Doch am Ende scheitern sie an ihrem eigenen Übermut:Immer martialischer werden die Sprüche. „Ruhm und Ehr der Waffen-SS" brüllen sie – und überschreiten damit die Grenze zur Verherrlichung der NS-Zeit. Die Polizei lässt den Demonstrationszug stoppen, mögen sie auch noch so laut „Straße frei für nationalen Widerstand" grölen. Und da sie der Auflösungsanordnung nicht nachkommen, werden alle 2000 Neonazis eingekesselt und erst nach Vorlage ihrer Personalien frei gelassen.

Nun ist der Triumph auf Seiten der Antifa. „Ihr seid nur ein Karnevalsverein", singen sie höhnisch wie Fußballfans. Wie Hasen werden die Skinheads durch die Straßen gejagt, die einzeln aus dem Polizeikessel heraustreten. So sieht sich die Polizei schließlich gezwungen, die Punks und Autonomen mit Wasserwerfern zu vertreiben, um den Rechten den Rückweg zum Bahnhof zu bahnen. Am Ende stellt die Bahn den Neonazis sogar einen Sonderzug zur Verfügung. Der „Glatzen-Express" soll den Schaden in Grenzen halten.

Von Heinrich Thies

 

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Mannheimer Morgen Politik 2.9.2001 21:14

Auseinandersetzungen bei Neonazi-Demonstration in Leipzig

 

1500 Menschen demonstrierten friedlich in Greifswald gegen einen Aufmarsch der NPD

Leipzig/Greifswald. Bei einem Aufmarsch von rund 1200 Neonazis ist es am Samstag in Leipzig zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen linksautonomen Gegendemonstranten und der Polizei gekommen. Dabei wurden drei Polizisten und fünf Demonstranten verletzt. 83 Personen wurden in Gewahrsam genommen. Die Polizei hatte die vom Oberverwaltungsgericht Bautzen genehmigte Neonazi-Demonstration bereits kurz nach dem Abmarsch zum Völkerschlachtdenkmal aufgelöst, weil entgegen den Auflagen Naziparolen skandiert wurden.

Als Reaktion auf die Vorfälle forderte Sachsens Innenminister Klaus Hardraht (CDU) in einem dpa-Gespräch die Einrichtung einer bundesweiten Gewalttäter-Datei.

Überwiegend friedlich demonstrierten dagegen ebenfalls am Samstag in Greifswald rund 1500 Menschen gegen einen Aufmarsch von rund 100 Anhängern der rechtsextremistischen NPD.

Zu den Auseinandersetzungen in Leipzig war es gekommen, als rund 170 Linksautonome den Marsch der Neonazis verhindern wollten. Die teilweise vermummten Randalierer versuchten Barrikaden zu errichten und setzen Container in Brand. Pflastersteine, Feuerwerkskörper und Flaschen flogen gegen Polizisten und ihre Einsatzwagen. Schaufensterscheiben gingen zu Bruch.

Die Neonazis selbst wehrten sich mit einer Sitzblockade gegen den Versuch der Polizei, sie nach der Auflösung ihrer Demonstration zurück zum Hauptbahnhof zu eskortieren. Mit dem Einsatz von Wasserwerfern verhinderte die Polizei eine Konfrontation von Linken und Rechtsextremisten.

Unter dem Motto "Leipzig - Gesicht zeigen" hatten sich in der Innenstadt rund 20000 Bürger zu einem Friedensfest versammelt.

Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte, wer den Antikriegstag am 1. September missbrauchen wolle, müsse mit entschiedenem Widerstand rechnen. Eine Schweigeminute zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren wurde jedoch durch linksgerichtete Demonstranten mit Trillerpfeifen gestört. Bei deren Versuch, die Rednertribüne zu stürmen, wurde der armenische Dirigent Ruben Garzajan leicht verletzt.

Die in Gewahrsam genommenen Personen wurden bis Sonntag alle wieder auf freien Fuß gesetzt. Insgesamt hatten Polizei und Bundesgrenzschutz rund 3400 Beamte im Einsatz.

Landesinnenminister Hardraht sagte, in die geforderte Gewalttäter-Datei müssten sowohl Rechtsextremisten als auch Linksautonome aufgenommen werden. Besonders die Gewalt aus dem linksautonomen Spektrum habe Besorgnis erregend zugenommen. Zugleich kündigte er die Bildung einer Sonderkommission zur Bekämpfung linksautonomer Gewalt in Sachsen an. dpa

© Xmedias / Morgenweb-Redaktion – 02.09.2001

 

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Welt, Die Politik 2.9.2001 20:58

Schwere Krawalle bei Neonazi-Aufmarsch in Leipzig

 

Linksradikale Gegendemonstranten warfen Steine - Polizei löste Kundgebung auf - 83 FestnahmenLeipzig - Zu schweren Krawallen ist es am Samstag bei einem Aufmarsch von mehr als 1400 Neonazis in Leipzig gekommen. Gegendemonstranten bewarfen die Rechten und Polizisten mit Flaschen und Steinen, errichteten Barrikaden und zündeten sie an. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Schlagstöcke ein. Dabei wurden drei Beamte und fünf Demonstranten verletzt. Insgesamt wurden 83 Menschen in Gewahrsam genommen. Auf dem Leipziger Augustusplatz hatten zuvor rund 20.000 Menschen friedlich gegen die Kundgebung der Rechtsextremen protestiert, die von der Polizei bereits nach kurzer Dauer aufgelöst wurde.

3500 Polizei- und Grenzschutzbeamte aus acht Bundesländern waren im Einsatz. Die Polizei begründete die Auflösung der Neonazi-Demonstration, die zum Völkerschlacht-Denkmal ziehen wollte, mit Verstößen gegen Auflagen des Oberverwaltungsgerichts Bautzen. So seien Hetzparolen gegrölt worden. Die Rechtsextremisten wehrten sich zunächst mit einer Sitzblockade gegen das Vorgehen der Polizei. Nachdem die Organisatoren die Rechten zum Rückzug aufgefordert hatten, verzögerte sich deren Abmarsch, weil Gegendemonstranten den Weg der Neonazis blockieren wollten.

An verschiedenen Stellen in Leipzig errichteten Randalierer derweil Barrikaden aus Müllcontainern und zündeten sie an. Sie schlugen Schaufenster ein, plünderten ein Geschäft, beschädigten Autos und brachten eine Straßenbahn zum Entgleisen.

Bei einem "Friedenfest" auf dem Augustusplatz hatten Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee (SPD) und der Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, die Entscheidung der Bautzener Richter kritisiert, die die Verbotsverfügung der Stadt aufgehoben hatten. Führer sagte, nach dem von Bundeskanzler Gerhard Schröder geforderten "Aufstand der Anständigen" müsse nun über den "Anstand der Zuständigen" diskutiert werden. Eine Schweigeminute zum Gedenken an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges vor 62 Jahren wurde jedoch durch linke Demonstranten mit Trillerpfeifen gestört. Bei deren Versuch, die Rednertribüne zu stürmen, wurde der armenische Dirigent Ruben Garzajan leicht verletzt. DW

Alle Artikel zum Thema:

Blickpunkt Rechtsextremismus

http://www.welt.de/politik/blickpunkt/rechtsradikalismus/index.htx

 

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Vorarlberg Online Vermischtes 2.9.2001

Neonazi-Aufmarsch in Leipzig

 

Unmittelbar vor dem angekündigten Neonazi-Aufmarsch am Leipziger Völkerschlachtdenkmal hat die Polizei mit Kontrollen der wichtigsten Zufahrtstraßen begonnen.

Rund um den Hauptbahnhof riegelten Beamte am Samstagvormittag Straßen ab, kontrollierten Personen und Autos. Zu dem Aufmarsch werden bis zu 4000 Neonazis und 3000 linksautonome Gegendemonstranten aus ganz Deutschland erwartet.

Mehrere tausend Beamte von Polizei und Bundesgrenzschutz sollen mögliche Krawalle an dem geschichtsträchtigen Tag unterbinden. Am 1. September 1939 hatte Deutschland Polen überfallen.

Am Vormittag lehnte das Verwaltungsgericht Auflagen der Stadt zur Änderung der Demonstrationsroute ab. Die Stadt wollte verhindern, dass sich die Neonazis am Hauptbahnhof sammeln und von dort durch die Innenstadt zum Völkerschlachtdenkmal ziehen.

Unterdessen protestierten in Greifswald mehr als 1000 Menschen friedlich gegen eine gerichtlich genehmigte NPD-Demonstration. Nach Polizeiangaben hatten sich bis zum Mittag rund 50 NPD-Anhänger am Bahnhof der Stadt in Mecklenburg-Vorpommern versammelt.

 

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Lausitzer Rundschau Lokales 1.9.2001

Leipzig rechnet mit "Gewalt-Touristen"

 

Leipzig.

Bei der morgen in Leipzig geplanten Neonazi-Demonstration ist die Polizei auf "Gewalt-Touristen" vorbereitet. Sowohl Links- als auch Rechtsextreme hätten im Internet bundesweite Aufrufe verbreitet, teilte die Polizei gestern mit. Es müsse mit mehreren tausend Teilnehmern gerechnet werden. Rund um die Messestadt sollen Straßensperren errichtet werden, sagte Polizeisprecher Jürgen Staudte. Hintergrund ist der von der rechten "Bürgerinitiative für deutsche Interessen" beantragte Aufzug mit Kundgebung. Zu dem am gleichen Tag um "Fünf vor Zwölf" stattfindenden Friedensfest auf dem Augustusplatz "Leipzig ­ Gesicht zeigen" erwartet die Polizei morgen bis zu 40000 Teilnehmer. dpa/bra

 

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Weser Kurier Vermischtes 1.9.2001

Gewerkschaft kritisiert Richter

Justiz genehmigt rechte Demos

 

Hilden/Leipzig (dpa). Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die deutsche Justiz wegen der Genehmigung mehrerer Demonstrationen von Rechtsextremen scharf kritisiert. Damit fügten die Gerichte dem demokratischen Rechtsstaat großen Schaden zu, sagte der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg gestern in Hilden. Prognosen über die Gefahr für Beamte und Bevölkerung durch gewaltbereite Demonstranten oder Gegendemonstranten stießen gerade bei den höheren Gerichtsinstanzen regelmäßig auf taube Ohren.

Am Dienstag hatte das Oberverwaltungsgericht (OVG) im sächsischen Bautzen eine Neonazi-Demonstration in Leipzig unter Auflagen genehmigt und damit ein von der Stadt ausgesprochenes Verbot aufgehoben. Die Stadt Leipzig will dem für heute genehmigten rechtsextremen Aufmarsch ein Friedensfest entgegen setzen. Bei dem von der Stadt, den Parteien und Vereinen organisierten Protest wird mit rund40 000 Teilnehmern gerechnet. Auch in Greifswald wollen sich Bürger gegen eine durch das OVG genehmigte NPD-Demonstration wenden.

Leipzig untersagte den geplanten Marsch durch die Innenstadt sowie die Schlusskundgebung am Völkerschlachtdenkmal. Genehmigt wurde eine rechte Kundgebung auf dem Gelände der Alten Messe.

 

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Bremer Nachrichten Politik 1.9.2001

Urteile zu Gunsten von Neonazis gerügt

 

Hilden (ap). Die Gewerkschaft der Polizei hat dem Verwaltungsgerichtshof Bayern vorgeworfen, mit der Zulassung eines Neonazi-Aufmarsches Mitte August zum Todestag des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß nach zehn Jahren „einen stillgelegten Nazi-Wallfahrtsort wiederbelebt und dem demokratischen Rechtsstaat Schaden zugefügt" zu haben. Der Gewerkschaftsvorsitzende Freiberg erklärte, die bayerische Entscheidung sei nur ein besonders negatives Beispiel. Er hielt höheren Gerichtsinstanzen vor, durch Aufheben von Demonstrationsverboten neonazistische Umtriebe zu ermutigen. Es sei „unerträglich, dass Fachleute, die die tatsächliche Gefahr durch Demonstrationen Rechtsextremer auf Grund ihrer Erfahrungen sachkundig einschätzen, durch höhere gerichtliche Instanzen regelmäßig zu Gunsten der Neonazis düpiert werden".

 

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NEUES DEUTSCHLAND, Montag, 03.09.2001

Was Recht(s) ist

Nazis dürfen aufmarschieren - Von Claus Dümde

 

Auch im Juli, jubelte Bundesinnenminister Schily, habe sich die »rückläufige Tendenz bei der rechtsextremistischen Kriminalität fortgesetzt«. Experten bezweifeln das. Und wer Donnerstagabend im Fernsehen den einschlägigen »Panorama«-Beitrag sah, wird darin bestärkt. Zumal Schilys Beamte selbst einräumen, dass politisch motivierte Straftaten von Rechts noch gar nicht durchgehend und einheitlich in allen Ländern nach den neuen Kriterien erfasst werden. Außerdem sind »Nachmeldungen« zu erwarten.

Entlastung der Statistik ist freilich auch der Justiz zu verdanken. Zum ersten Mal seit zehn Jahren durften alte und neue Nazis in Wunsiedel zu Ehren von Hitler-Stellvertreter Hess aufmarschieren. Und bayerische Landrichter befanden, den Vizepräsidenten des Zentralrats der Juden als »Zigeunerjuden« zu titulieren, sei freie Meinungsäußerung. Da ist es nur konsequent, dass die Oberverwaltungsgerichte Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsens Neonazi-Aufmärsche in Greifswald und Leipzig am heutigen 1. September erlaubten. Am Tag des Überfalls der Nazi-Wehrmacht auf Polen, der den zweiten Weltkrieg auslöste.

Für bundesdeutsche Richter ist das kein Grund, Aufmärsche von Nazis zu verbieten. Um deren »Meinungsfreiheit« zu schützen, wird im Zweifel eher die linker und demokratischer Gegendemonstranten beschränkt. Alles was Recht(s) ist. (ND 01.09.01)

Neues Deutschland - Kontakt zur Redaktion redaktion@nd-online.de

 

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... und die NAZIS anderswo ... DORTMUND und ÖSTERREICH

 

 

Trierischer Volksfreund Politik 2.9.2001

Demo gegen Rechts

Protest gegen Neonazi-Aufmarsch in Dortmund

- Polizei setzt Gruppe von Gegendemonstranten fest

 

Mit zwei Demonstrationszügen haben am Samstag in Dortmund rund 1500 Menschen gegen einen Aufmarsch von etwa 320 Neonazis protestiert. Im Anschluss an die friedlichen Kundgebungen versuchten Gegendemonstranten der Polizei zufolge, Absperrungen zu durchbrechen und zu der von zahlreichen Beamten abgeschirmten Demonstration der Rechtsextremen vorzudringen. Die Polizei setzte nach eigenen Angaben rund 250 Gegendemonstranten fest; Augenzeugenberichten zufolge wurden zahlreiche Demonstranten in Gewahrsam genommen.

Parlamentarierinnen der Grünen übten scharfe Kritik am Vorgehen der Polizei: Der "Polizeikessel" sei "völlig unverhältnismäßig" und führe zur "Kriminalisierung von friedlichen, meist jugendlichen Demonstranten", erklärten die Grünen-Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach und die NRW-Landtagsabgeordnete Barbara Steffens vor Ort.

Parallel zu den Gegendemonstrationen der Dortmunder Initiativen "Wir stellen uns quer" und "Aufstehen gegen Rechts" machten Schüler in der Innenstadt mit Straßentheater-Aufführungen auf die Gefahr von Rechts aufmerksam. Wegen einer anonymen Bombendrohung sperrte die Polizei den Versammlungsort der Neonazis am Mittag vorübergehend ab.

Zu der Neonazi-Demonstration hatte der bundesweit bekannte Hamburger Rechtsextremist Christian Worch aufgerufen. Die Teilnehmer befolgten laut Polizei ein gerichtliches Verbot, wonach sie nicht uniformiert auftreten und keine Trommeln mitführen durften.

Derweil wurden im westfälischen Minden bei Bielefeld zwei Schwarzfarikaner von zwei Jugendlichen angegriffen. Die beiden Männer wurden laut Polizei am Freitagabend von zwei 15 und 16 Jahre alten Deutschen etwa einen Kilometer weit durch die Straßen verfolgt. Vorausgegangen war eine verbale Auseinandersetzung, bei der die deutschen Jugendlichen "Sieg Heil" gerufen und den Hitlergruß gezeigt haben sollen. Bei einem anschließenden Handgemenge trugen ein Afrikaner und einer der Angreifer leichte Verletzungen durch Faustschläge davon. Die beiden angetrunkenen Deutschen wurden von der durch Zeugen alarmierten Polizei vorläufig festgenommen.

 

 

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Tirol Online Vermischtes 2.9.2001

Exekutive mischt braune Szene auf

 

Rechtsextreme Umtriebe beschäftigen derzeit die Exekutive im Tiroler Unterland.

Die Behörde reagiert mit konsequenter Verfolgung der Täter.

Mehrere Gerichtsverfahren sind bereits anhängig.

 

 

KUFSTEIN, KRAMSACH. Der erste Vorfall hatte sich im Winter in Kitzbühel zugetragen. Wie berichtet, war eine Gruppe von Jugendlichen, Naziparolen skandierend, durch die Gamsstadt gezogen. Auf Grund ihrer Bekleidung (Springerstiefel, Bomberjacken) konnten die Unruhestifter eindeutig der Skinhead-Szene zugeordnet und nach einem anonymen Hinweis vier Wochen später ausgeforscht werden. Die Täter, Jugendliche aus dem Großraum Kufstein, müssen sich demnächst vor Gericht verantworten.

Jüngeren Datums sind Vorfälle, die sich im Großraum Kramsach-Brixlegg ereignet haben. Auch dort haben junge Burschen mit rechtsradikalen Parolen und Nazi-Schmierereien auf sich aufmerksam gemacht. Auch hier liegt bereits ein mehrere Dutzend Seiten starker Akt bei Gericht.

Tirols stellvertretender Sicherheitsdirektor, Hans Ebenbichler, bestätigt beide Vorfälle, von einem Neonazi- oder Skinhead-Problem im Unterland will er aber nicht sprechen.

"Diese Szene ist noch relativ unorganisiert - vor allem deshalb, weil unsere Beamten diese Strukturen erst gar nicht entstehen haben lassen." Tatsächlich schreitet die Exekutive - Vorfälle wie die oben beschriebenen werden von der Staatspolizei gemeinsam mit den Gendarmen vor Ort behandelt - energisch gegen rechtsradikale Umtriebe im Land ein. "Wir wollen in dieser Szene massiv aufmischen", gibt Ebenbichler die Marschrichtung vor, "alle Handlungen werden konsequent verfolgt. Außerdem sorgen wir dafür, dass alles so schnell wie möglich gerichtsfertig wird." Aus diesem Grund werde mitunter sogar ein "überproportionaler Personaleinsatz betrieben, um diese Dinge aufzuklären".

Bei den Recherchen im rechten Sumpf stoßen die Beamten aber immer wieder auf eine Mauer des Schweigens. "Wir bekommen kaum Hinweise aus der Bevölkerung", klagt einer der Ermittler, "dabei wären gerade die bei unserer Arbeit besonders hilfreich."

Bekannt hingegen sind inzwischen die Lokale, in denen sich die braune Szene trifft. Hier würde bei rassistischer Musik und viel Alkohol jener Nährboden entstehen, auf dem dann Ausländerfeindlichkeit und Rechtsradikalismus gedeihen. "Wobei der Ausländerhass oft nur ein Vorwand ist, um die eigene Gewalt ausleben zu können", ist sich der Beamte sicher.

Angesichts der jüngsten Fahndungserfolge in Kufstein und Kramsach setzt die Tiroler Exekutive jetzt alles daran, die Arbeit energisch fort zu führen. Mit gutem Grund, meint Ebenbichler: "Wir gehen davon aus, dass unser konsequentes Einschreiten und die Tatsache, dass der eine oder andere Verdächtige durch U-Haft kurzfristig aus dem Verkehr gezogen wird, in diesen Kreisen rasch bekannt wird. Das hat eine präventive Wirkung."

 

 

 

 

 

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