Volksgruppen in Israel

 

 

 

 

Die  JUDEN

 

Israels 3,5 Millionen Juden sind sehr verschiedenartig. Die heterogenen Gemeinden mit Juden aus über 100 Ländern sprechen verschiedenste Sprachen, haben verschiedenste Sitten und Ansichten und ihre Hautfarbe die verschiedensten Tönungen. Sie spiegeln die Zerstreuung des jüdischen Volkes und die große "Sammlung der Verstreuten" wider. Ganz allgemein spricht man von einer Einteilung der Juden in Aschkenasim und Sephardim, wobei letztere, aufgrund ihrer schneller ansteigenden Geburtenrate allmählich die Mehrheit bilden.

Die Sephardim sind Nachkommen der bis zu ihrer Vertreibung (1492) in Spanien ansässig gewesenen Juden. Ihre Bezeichnung stammt von "Sfarad", dem hebräischen Namen für Spanien, wo sie vom 8. Jahrhundert an gelebt haben. Von katholischem Fanatismus aus Spanien vertrieben, zogen sie nach Nordafrika, Italien, in die Türkei, nach Bulgarien, Syrien und in andere Länder, wo sie sich mit den dort ansässigen Juden vermischten. Viele ihrer größten Gelehrten und Rabbiner kamen nach Palästina, siedelten sich in Safed (Zfat) an und gaben der großen jüdischen Renaissance ihren Ursprung. Heute noch sprechen viele Israelis Laddino, eine im Laufe der Jahrhunderte von den Sephardim entwickelte, dem Spanischen ähnliche Sprache.

Die Aschkenasim hingegen haben aus Hebräisch und Mittelhochdeutsch Jiddisch entwickelt, das in Israel immer noch zu den lebenden Sprachen gehört. Viele Ultra-Orthodoxe sprechen im Alltag Jiddisch, um Hebräisch, die heilige Sprache, nicht zu entweihen. Diese wird von ihnen nur für Gebet und Studium verwendet. Die Aschkenasim stammen aus Mitteleuropa, wo sie schon seit der Römerzeit lebten. Wiederholte Verfolgungen und Verbannungen aus den Ländern Europas trieben sie von Deutschland nach dem Osten. Sie waren es, die bis zu den Masseneinwanderungen in den frühen Fünfzigerjahren in Israel die Mehrheit bildeten. Aschkenasim und Sephardim haben unterschiedliche religiöse Bräuche und Interpretationen entwickelt, doch anerkennen beide Gruppen den Babylonischen Talmud als die höchste

und verbindlichste Instanz.

Die Chassidim sind die geistigen Nachkommen jener polnischen Juden, die im 18. Jahrhundert in einer neuen mystischen Bewegung Trost fanden. Ihr Gründer Ba’al Schem Tov propagierte die Lehre, daß jedermann, ungeachtet seines Standes, sich mit Gott verbinden könne, wobei es mehr auf die geistige Ekstase als auf das mechanistische Hersagen liturgischer Schriften ankäme. Außer dieser großen Gruppen gibt es kleinere jüdische Gemeinden, die sich in fernen Ländern und fern von den Zentren jüdischer Kultur ihren Glauben erhalten und den Weg nach Israel wiederfinden konnten. So findet man beispielsweise in Kfar Juwal und in Messilat Zion einige Kotschin-Juden, deren Vorfahren sich vor etwa 1000 Jahren in Indien angesiedelt haben. In Kotschin steht immer noch eine 400 Jahre alte Synagoge.

Ihre Gegenwart in Indien führte die Beni Israel Juden aus Bombay zum traditionellen Judentum zurück. In den ersten 20 Jahren nach der Gründung Israels emigrierten etwa 12000 Beni Israel Juden ins Land. Viele von ihnen leben heute in Beerschewa, Dimona, Aschdod, Lod und Elat. Sie behaupten, auf ihrer Flucht aus Israel zur Zeit des Makkabäer-Aufstandes vor Bombay Schiffbruch erlitten zu haben. Erst 1961 genehmigte das Ober-Rabbinat Eheschließungen mit ihnen , da ihre Zugehörigkeit zum Judentum umstritten war. Eine weitere interessante Gemeinde sind die Karäer, die die Bibel als ihren einzigen geistigen Leitfaden betrachten, die mündliche Überlieferung des jüdischen Gesetzes jedoch ablehnen. Sowohl ihre eigene Überzeugung als auch die Gesetze des Ober-Rabbinats verbieten ihnen Eheschließungen mit Mitgliedern anderer jüdischer Gemeinden. Sie behaupten von sich, nach dem Tode König Salomons eine eigene Sekte gebildet zu haben, doch wird angenommen, daß diese Sekte im 8. Jahrhundert entstand, als sie von Babylon nach Osteuropa kamen. Die Karäer leben vorwiegend in der Gegend von Ramle, in Aschdod und Beerschewa.

Die jemenitischen Juden haben die israelische Kultur mehr geprägt als die meisten anderen Völkergruppen. Seit ihrer Masseneinwanderung kurz nach der Gründung des Staates haben sie sich gut in die israelische Gesellschaft integriert, doch haben sie ihre lebhaften Tänze und ihre geschmackvollen Handarbeiten (Stickereien und Schmuck) erhalten. Sowohl die Jemeniten als auch die Olei Bavel (babylonische Immigranten aus dem Irak) führen ihren Exodus aus Israel auf die Zeit der Zerstörung des Ersten Tempels zurück. Die Zahl der Olei Bavel, die den Babylonischen Talmud geschrieben haben, verringerte sich während der Invasion der Mongolen, doch Juden aus der Türkei, aus Persien und ihren Nachbarländern vergrößerten im 19. Jahrhundert ihre Zahl.

Die aus dem nördlichen Irak stammenden Juden haben andere Bräuche, die ihre lange Isolation im Nordgebirge Kurdistans widerspiegeln. Auch das persische Judentum geht noch auf die babylonische Gemeinde zurück. Die frühen Nachkommen persischer Juden ließen sich in Buchara nieder, wo sie großes Ansehen erlangten. Viele Buchara Juden siedelten sich im 19. Jahrhundert in Jerusalem an, und wer Sinn für das Exotische hat, wird sich an einem Besuch in ihrem Viertel (Bucharim) sicher erfreuen.

Die Nordafrikanischen Juden stellen eine der größten Gruppen dar. Die meisten von ihnen stammen aus Marokko und Tunesien und sprechen außer Arabisch und Hebräisch auch Französisch.

Die Äthiopischen Juden oder Beta Israel sind eine wachsende Minderheit in Israel. Sie kommen hauptsächlich aus dem nordöstlichen Teil Äthiopiens, wo sie durch Jahrhunderte für ihren Glauben verfolgt wurden. Sie betrachten sich als Nachkommen König Salomons und Königin Saba. 1973 wurden sie vom Sefardischen Ober-Rabbinat als Nachkommen des Stammes Dan anerkannt. 1984 wurden etwa 8000 von ihnen mit der dramatischen Rettungsaktion "Operation Moses" ins Land gebracht. (Siehe Interviews)

 

 

Die  ARABER

 

Die arabische Bevölkerung Israels umfaßt (ohne Judäa, Samaria und den Gazastreifen) an die 650000 Menschen und lebt vorwiegend in ländlichen Gemeinden.

Während Unternazareth und Schfar'am in Galiläa arabische Städte sind, und Akko, Ramle, Jerusalem und Haifa eine gemischte Bevölkerung haben, leben die meisten Araber in Dörfern. Über 80 % der arabischen Bevölkerung sind Moslems. Die christlichen Araber leben vorwiegend in Stadtgemeinden; die großen christlichen Kirchengemeinden sind die Griechisch-Orthodoxe, die Griechisch-Katholische, die Römisch-Katholische, die Maronitische und die Koptische Kirche. Sie sind Händler und Kaufleute und treffen tagtäglich mit der jüdischen Bevölkerung zusammen, besonders wenn sie, wie etwa in Haifa, mit ihnen zusammenleben. Soziale Beziehungen sind weniger üblich, obwohl sich bereits Klubs und Vereine mit diesem Ziel gegründet haben.

Der Islam, die bedeutendste arabische Religion, wurde im 7. Jahrhundert vom Propheten Mohammed auf der von götzendienden Beduinen bewohnten Arabischen Halbinsel gegründet. Viele von ihren Sitten wurden in die neue Religion aufgenommen, ebenso gewisse Teile jüdischen und christlichen Glaubens. Der moslemische Ruhetag ist der Freitag. In Israel sind arabische Schulen freitags und an arabischen Feiertagen geschlossen. Selbstverständlich sind arabische Sprache, Geschichte, sowie moslemische und christliche Religion in den Unterricht eingegliedert. Die Hälfte der arabischen Arbeiter gehören der Histadrut an, die sie vertritt sowie ihre beruflichen und sozialen Rechte schützt. Araber arbeiten im Polizeidienst und ihre Zahl im öffentlichen Dienst steigt regelmäßig an. In der Knesset sind sie sowohl durch eigene Abgeordnete und Parteilisten, wie auch durch die allgemeinen Parteien vertreten. Im Ministerium für religiöse Angelegenheiten gibt es eine eigene Abteilung für Moslems und Christen.

 

 

Die  DRUSEN

 

Eine dem Staat treue Minderheit, die ihre Söhne zum Dienst in der Israelischen Verteidigungsarmee schickt, sind die Drusen, von denen etwa 51000 in 18 Ortschaften Galiläas, vor allem in Daliat-el-Karmel und in Isifia angesiedelt sind. Sie sprechen das authentische Arabisch früherer Zeiten und kleiden sich wie Araber, doch haben sie sich im 11. Jahrhundert vom Islam abgespalten. Wohl für ihre gefällige Gastfreundschaft bekannt, sind die Drusen nur schwer für die Preisgabe der Geheimnisse ihrer Religion zu gewinnen. Es ist jedoch bekannt, daß sie an einen Gott und sieben Propheten - Adam, Noah, Abraham, Moses, Jesus Mohammed und Mohammed Ibn Ismail - glauben. Sie verehren Jethro, Moses Schwiegervater, und pilgern einmal im Jahr zu dessen Grab bei den Hörnern von Hittin (siehe Tour Nr. 11).

 

 

Die  SAMARITANER

 

Von den Hunderttausenden Samaritaner biblischer Zeiten gibt es heute nur noch 500. Sie leben in Nablus und in Cholon und betrachten sich als die direkten Nachkommen von Ephraim und Menasche. Es wird behauptet, daß sie von den sich im 8. Jahrhundert v. Chr. mit assyrischen Kolonialisten vermischten Israeliten abstammen. Sie betrachten die fünf Bücher Moses als die einzige Heilige Schrift und Moses als den einzigen Propheten. Die Samaritaner beten in Synagogen, die sie niemals mit ihren Schuhen betreten. Sie beschneiden ihre Söhne und feiern ein der Bar Mizwa entsprechendes Fest. Zum Passah Fest pilgern sie zur rituellen Lammschlachtung auf den Berg Gerisim in Nablus. Ebenso zum Wochen- und Laubhüttenfest.

 

 

Die  BEDUINEN

 

Die nomadischen und halbnomadischen Beduinen leben etwa so, wie unsere Vorfahren vor tausender von Jahren gelebt haben und geben ein pittoreskes, an frühere Zeiten erinnerndes Bild ab. Allerdings kann es des öfteren vorkommen, daß sie, anstatt ein Kamel zu reiten, einen Jeep fahren und auf ihren Wanderungen ein Transistorradio dabeihaben. Die Beduinen sind ursprünglich Semiten, und stammen aus Saudi Arabien, von wo sie auf der Suche nach Weideplätzen weiter nach dem Norden zogen. Im Laufe der Geschichte kamen in Dürrezeiten immer wieder Beduinen aus der Wüste und versuchten, in besiedelte Gegenden vorzudringen. Dabei kam es wiederholt zu Kämpfen zwischen Beduinen und den Stadtleuten. Die halbnomadischen und die seßhaften Beduinen haben zu städtischer Zivilisation einen stärkeren Bezug als die wandernden Beduinen, die nur ein- bis zweimal im Jahr, für ganz kurze Zeit, besiedelte Ortschaften erreichen. Sie versorgen die Städte mit Produkten ihrer Herden und kaufen dort selbst alles, was sie zum Leben brauchen. Der Beduinenmarkt in Beerschewa, der jeden Donnerstag stattfindet, bietet vielen Touristen ein farbenfrohes Erlebnis. Die Gastfreundschaft der Beduinen ist für ihre rituelle Großzügigkeit berühmt. Sie abzulehnen ist eine grobe Beleidigung.

 

 

Die  BAHAI’s

 

Haifa ist das geistige und administrative Zentrum der Bahai-Religion, deren bedeutendste Heiligtümer in Akko und Haifa stehen. In 316 verschiedenen Ländern gibt es etwa 100000 Glaubenszentren. Der Bahai Tempel mit seiner goldenen Kuppel steht am Abhang des Karmel und beherbergt die sterblichen Überreste des "Ba'ab", dem Märtyrer und Verkünder des Bahai-Glaubens. 1850 wurde Ba'ab in Tabris in Persien für das Verkünden seiner Lehre hingerichtet. Seine Überreste wurden ins Heilige Land gebracht und 1909 beigesetzt. Der Bahai-Glaube lehrt, daß religiöse Wahrheit fortschreitend und nicht endgültig ist. Gott erzieht die Menschen durch eine Reihe von Propheten, die im Laufe der Geschichte erschienen sind und immer wieder erscheinen werden: Moses, Buddha, Christus, Mohammed... sind alle Beispiele "Göttlicher Erzieher".

Der letzte der Propheten war Baha’ullah, der Gründer des Bahai-Glaubens.

 

 

Quelle: http://www.travelnet.co.il/israel/german/MENUISRAEL/ISRAELS-GEMEIN.htm

 

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